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US-Stiftung geht Hinweisen auf verschollene Kulturgüter nach Vermisste Gemälde zurück

Washington. Ein Kinofilm zeigt Wirkung: Gut ein Jahr nach George Clooneys Blockbuster „The Monuments Men“ melden sich mehr und mehr Amerikaner mit Bildern zweifelhafter Herkunft, die ihre Vorfahren hinterlassen haben. 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs haben die Europa-Beauftragte der USA, Victoria Nuland, und der Vorsitzende der Monuments Men Foundation, Robert Edsel, Deutschland am Dienstag in Washington fünf Gemälde zurückgegeben, die seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galten.
06.05.2015, 00:00 Uhr
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Von JENS SCHMITZ

Ein Kinofilm zeigt Wirkung: Gut ein Jahr nach George Clooneys Blockbuster „The Monuments Men“ melden sich mehr und mehr Amerikaner mit Bildern zweifelhafter Herkunft, die ihre Vorfahren hinterlassen haben. 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs haben die Europa-Beauftragte der USA, Victoria Nuland, und der Vorsitzende der Monuments Men Foundation, Robert Edsel, Deutschland am Dienstag in Washington fünf Gemälde zurückgegeben, die seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galten. Es handelt sich um drei vermisste Ausstellungsstücke der Anhaltinischen Gemäldegalerie in Dessau und zwei Preziosen des Hauses Hessen, die ursprünglich in Schloss Friedrichshof bei Frankfurt hingen, dem heutigen Schlosshotel Kronberg.

„Ich habe keine Ahnung von Kunst“, erzählt Randy Holland am Rande der Veranstaltung, „aber das sind sehr schöne Bilder.“ Der 70-jährige Pensionär und sein drei Jahre jüngerer Bruder Mike staunten nicht schlecht, als sie 2005 nach dem Tod ihrer Tante Margaret Reeb deren Banksafe öffneten: Zum Vorschein kamen eine Kopie aus der Werkstatt Anthonis van Dyck und eine Madonnendarstellung aus dem 19. Jahrhundert, die in Wirklichkeit die britische Königin Victoria und ihre Tochter zeigt, die spätere deutsche Kaiserin gleichen Namens. Ein Begleitschreiben klärte darüber auf, dass Reeb die Gemälde Ende 1945 in Deutschland günstig gekauft hatte. „Wir ließen sie in dem Safe, weil wir nicht so recht wussten, was wir damit tun sollten“, erzählt Holland.

Das änderte sich, als sein Bruder 2014 ein Interview mit dem Gründer der Monuments Men Foundation sah – am Ende war eine Hotline eingeblendet. Die 2007 gegründete Foundation hat sich lange Zeit vorrangig darauf konzentriert, die Geschichte der alliierten Spezialtruppen bekannt zu machen, die im Zweiten Weltkrieg europäische Kulturgüter retten sollten. Ein Bestseller von Stiftungsgründer Edsel und der darauf basierende Kinofilm haben in den USA für flächendeckende Prominenz gesorgt – und für eine Verschiebung beim Schwerpunkt der Stiftung: Über Hotlines und eine Most-Wanted-Liste im Internet versucht die Lobbygruppe, den zahlreichen Hinweisen auf verschollene Kulturgüter nachzugehen, die sie nun selbst plötzlich erreichen. „Das ist sehr, sehr erfolgreich“, erklärte Edsel am Dienstag.

Dorothee Schneider, die in Bonn für die Stiftung Herkunftsfragen klärt, weiß, warum nur wenige Erben versuchen, prominente Bilder zu Geld zu machen. „So etwas ist fast unverkäuflich – ich habe beim Auktionshaus Christie‘s gearbeitet, da wird nichts angenommen, bei dem die Herkunft nicht klar ist.“ Viele wollten mit einer Rückgabe aber auch das Andenken ihrer Familienangehörigen ehren.

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