Trompete und Orgel bilden eine beliebte, klanglich bestens harmonierende Instrumentenkombination. Ein solches Konzert wurde im Rahmen des Frauenkirchentages geboten, einem alljährlichen, in diesem Jahr in Bremen stattfindenden Treffen von Freunden und Förderern der Dresdner Frauenkirche. Da lag es nahe, mit Ludwig Güttler einen Interpreten einzusetzen, der seit vielen Jahren nicht nur als einer der weltweit renommiertesten Trompeter gilt, sondern sich auch federführend für den Wiederaufbau der zerstörten Frauenkirche eingesetzt hatte. Eine langjährige gute Zusammenarbeit verbindet Güttler mit dem Organisten Friedrich Kircheis; die beiden Musiker waren in der Kirche Unser Lieben Frauen zu hören.
Mit einer stimmig registrierten Komposition von Johann Pachelbel verdeutlichte Kircheis, dass er die Möglichkeiten des großen Kircheninstruments bestens zu nutzen wusste. Blitzsaubere Intonation ohne eine Spur von Nebenluft, dazu eine Tongebung, die mit Fülle und Strahlglanz imponiert, prägten dazu das Trompetenspiel von Güttler. Bei einigen Choralvorspielen schien die von der Trompete übernommene, zumeist nur mit wenigen Trillern zusätzlich verzierte Melodiefolge wie eine helle Leuchtschrift über dem komplexen Klanggefüge des Orgelparts zu schweben.
Ganz besonders formvollendet gelang dies bei Bachs berühmter Vertonung „Jesus bleibet meine Freude“, die in einem sensibel gestalteten Vortrag innere Ruhe und Gelassenheit vermittelte. Einem Weckruf gleich wirkte dagegen die g-Moll-Sonate des böhmischen Barockkomponisten Pavel Vejvanowský, die mit kraftvollem Wohlklang imponierte. Für zwei Choralvorspiele von Gottfried Homilius wechselte Güttler zum Corno da caccia, das mit seinem etwas tieferen, aber wunderschön weichen, dennoch nicht minder sattem Klang warmtönend den Kirchenraum füllte. Bachs Präludium und Fuge h-Moll BWV 544 gaben viel Gelegenheit für virtuoses Orgelspiel, bei dem die führende Stimme transparent herausgehoben wurde.
Für eine weitere Abwechslung im Ablauf des gut 90-minütigen Programms sorgten die Chorknaben von Unser Lieben Frauen unter der Leitung von Ansgar Müller-Nanninga. Die vierstimmige Motette „Jesus und Nikodemus“ von Ernst Pepping ist eine anspruchsvolle Vertonung des ausführlichen biblischen Berichtes aus dem Johannes-Evangelium. Ähnlich schwierig auch Pachelbels achtstimmige Motette „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“, bei der eine Strophe des Lutherschen Liedes „Ein feste Burg“ kunstvoll als Cantus firmus in das diffizile Gewebe mehrerer recht bewegter Chorstimmen eingefügt ist. Doch kein Problem für die Chorknaben, die auch dieses Werk bravourös zu Gehör brachten. Der effektvolle Schlusspunkt wurde instrumental gesetzt: mit dem brillant intonierten D-Dur-Trompetenkonzert von Telemann.