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Lichtsuche – Eine Ausstellung im Schloss Schönebeck mit Bildern der Bremer Künstlerin Elke Malzew Wenn aus Segeln Kerzenflammen werden

„Lichtsuche“ heißt die Ausstellung, die derzeit im Kunstkeller von Schloss Schönebeck zu sehen ist. Gezeigt werden rund zwanzig Bilder der Bremer Künstlerin Elke Malzew. Sie sagt: „Egal ob konkret oder abstrakt, ein Bild sollte immer therapeutisch wirken.“
07.12.2013, 00:00 Uhr
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Von Albrecht-Joachim Bahr

„Lichtsuche“ heißt die Ausstellung, die derzeit im Kunstkeller von Schloss Schönebeck zu sehen ist. Gezeigt werden rund zwanzig Bilder der Bremer Künstlerin Elke Malzew. Sie sagt: „Egal ob konkret oder abstrakt, ein Bild sollte immer therapeutisch wirken.“

Kunst oder Klarinette – das lag nicht in ihrer Hand. Denn die Entscheidung zwischen Malerei- und Musikstudium ist Elke Malzew seinerzeit von der kulturpolitischen Ausrichtung der DDR abgenommen worden. Derzufolge habe es dort damals wohl keinen Bedarf an weiblichen Kunstmalern gegeben, meint die 53-jährige Künstlerin heute. Umso mehr seien dann aber offensichtlich Musiklehrer gesucht worden. Also bot man Elke Malzew ein Direktstudium an der Hochschule Hanns Eisler an. Nebenher aber studierte sie in Kursen während der Abendstunden Kunst an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (beide damals Berlin-Ost).

Mit dem Resultat, dass Elke Malzew jetzt, gut 35 Jahre später, an den Waldorfschulen in Schwachhausen und Osterholz Musikunterricht gibt und Klarinette lehrt. „Nebenher“ aber betreibt sie, die schon als kleines Kind Buchillustratorin werden wollte, die Malerei und hat seit gut zwei Jahren ihren Wohnsitz im Schnoor, samt Atelier und Galerie „Lichtsuche“.

Dass Elke Malzew Waldorflehrerin ist und auch ihre Bilder einen anthroposophischen Hintergrund erkennen lassen, kommt nicht von ungefähr. „Meine Hinwendung zur Anthroposophie hat sich mit den Kindern entwickelt.“ Mit den drei Töchtern, wegen denen die Familie seinerzeit von Schwerin nach Bremen umgezogen ist, „weil wir hier Plätze an der Waldorfschule bekommen haben“.

Auch ihre Art zu malen, sagt Elke Malzew, habe sich mit dem Aufwachsen der Kinder verändert. „Ich male so naturalistisch wie möglich, versuche dabei aber nicht, die Wirklichkeit nachzuäffen.“ Wie zum Beispiel beim Bild „Herbstesleuchten“, gleich am Eingang zur Ausstellung. Es zeigt einen Baum, dessen Darstellung eine Gratwanderung macht zwischen expressivem Gestus einerseits und abstraktem, ungezügelten Farbenrausch andererseits: Die Baumstämme sind klar auszumachen, die Baumkrone dagegen ist eine schiere Farbexplosion.

Sie habe jedenfalls immer so gemalt, dass ihre Kinder das Gemalte nachvollziehen konnten. Im Laufe der Zeit habe sich ihr Stil natürlich verändert und mit der wachsenden Auffassungsgabe der Kinder abstrakter ausgeprägt. „Stark verwaschen“, nennt sie jetzt ihre Malweise, bei der sie vornehmlich Gouachefarben mit Pigmenten mischt und dieses Gemisch mit einem Lappen aufträgt. Gern bestäubt sie Flächen auch mit Goldstaub. Vom Abstrakten ausgenommen sind allerdings ihre Porträts. Wie das der Madonna, das auch in der Ausstellung zu sehen ist, und für das eine ihrer Töchter Modell gesessen hat.

„Die abstrakten Bilder“, fährt Elke Malzew fort, „haben durchweg das Segelboot zum Motiv.“ Allerdings könne man dieses Segel, jetzt wo es nach und nach abstrakter geworden sei und seine Widerspiegelung im Wasser gelegentlich gar nicht mehr vorkomme, auch als ein Licht sehen oder als Kerzenflamme. „Es ist wie eine Hand, die sich vom Brustbein hoch an das Kinn legt. Damit will ich den Willen zum Eigensein, meine Mitte andeuten.“ Ihre Bilder zeigen allein hier schon einen hohen Bezug zu Gesten aus der anthroposophischen Tanzsprache Eurythmie: Segel, Flamme oder Hand weisen auf das Eurythmie-Symbol für den Widder hin.

Dann erscheint auf vielen Bildern von Elke Malzew ein kleiner heller Punkt – als Rudiment der Spiegelung des Segels. Der liegt meist etwas versetzt, so etwa auf dem goldenen Schnitt. „Irgendwie hat das einen Wiedererkennungswert. Ist fast eine Marotte. Das passiert jetzt seit sieben Jahren. Aber nicht absichtlich.“

Das Segel also wandelt sich, auch der Horizont verschwimmt immer mehr und Elke Malzew will damit ausdrücken, dass sie sich schließlich nicht immer an etwas einmal Ausgesuchtes und Aufgegriffenes, Konkretes klammern kann. Einzig das Leuchten ist eine wiederkehrende Komponente und erinnere sie an ihren inneren Haltepunkt. Wie auch immer aber ein Bild gestaltet ist: „Ich muss mich besser fühlen, wenn ich es angucke.“ Das Bild dient als Spiegel ihres Innenlebens. Und so sollte es sich auch bei anderen Betrachtern verhalten: „Das Bild sollte immer therapeutisch wirken.“

„Lichtsuche“, eine Ausstellung mit Bildern von Elke Melzow. Zu sehen noch bis zum 5. Januar im Schloss Schönebeck, Im Dorfe 3-5. Dienstags, mittwochs und sonnabends jeweils von 15 bis 17 Uhr sowie sonntags von 10.30 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr. Gruppen können auch außerhalb der Öffnungszeiten unter Telefon 0421/623432 einen Termin vereinbaren.

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