Bremen. Milch, Früchte, Vollkornbrot – immer mehr Menschen vertragen bestimmte Lebensmittel nicht. Doch woher kommen Nahrungsmittelunverträglichkeiten? Das klären wir in unserer Frage der Woche.
Generell unterscheiden Forscher zwischen Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten. „Bei einer Allergie wird das Immunsystem attackiert“, erklärt Regina Aschmann von der Bremer Verbraucherzentrale. Allergien können durch schwere Reaktionen sogar lebensbedrohlich sein. Lebensmittelunverträglichkeiten schränken zwar auch den Alltag ein, sind aber nicht so gefährlich. Unverträglichkeiten haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Neuesten Studien zufolge sollen etwa 30 Prozent der Deutschen bestimmte Lebensmittel nicht vertragen können.
Unverträglichkeiten können auf einem Enzymdefekt beruhen. Zu den weit verbreiteteten Unverträglichkeiten gehören die Laktose-Intoleranz, die Fruchtzucker-Unverträglichkeit und die Zöliakie.
„Bei der Laktose-Intoleranz fehlt dem Patienten das Enzym Laktase, das den Milchzucker im Dünndarm aufspaltet“, erklärt die Bremer Ernährungswissenschaftlerin Maike Wolters. Die Folge: Die Laktose gelangt unverdaut in den Dickdarm und muss dort von Bakterien zersetzt werden. Dabei entstehen Gase und Säuren, die zu den typischen Symptomen wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen führen. Die Laktose-Unverträglichkeit ist besonders stark in Asien und Afrika verbreitet. Aber auch in Deutschland leiden immer mehr Menschen darunter. „Ob jemand tatsächlich unter einer Laktose-Intoleranz leidet, kann letztendlich nur der Arzt feststellen“, sagt Wolters. Die Erkrankung ist nicht heilbar. Das fehlende Enzym kann aber durch bestimmte Präparate ergänzt werden.
Die Neigung zu einer geringen Laktoseaufnahme kann vererbt werden. Aber auch Darmerkrankungen, wie beispielsweise das sogenannte Reizdarmsyndrom, können zu einer Laktoseintoleranz führen.
„Die Patienten brauchen jedoch keine Angst haben, an Mangelerscheinungen zu leiden“, erklärt Wolters. „Obwohl sie keine Kuhmilch vertragen, können sie meist Käse gut verdauen. Damit kann eine ausreichende Versorgung mit Calcium und milcheigenen Vitaminen sichergestellt werden.“
Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfälle – das können auch Symptome für eine Fruchtzucker-Unverträglichkeit sein. Patienten leiden unter einer Fehlfunktion eines bestimmten Proteins, das für den Transport von Fruktose im Körper zuständig ist. Ähnlich wie bei der Laktose-Intoleranz wird der Fruchtzucker nicht im Dünndarm aufgenommen, sondern wandert in den Dickdarm ab, wo der unverdaute Zucker von Bakterien abgebaut wird. Welche Ursachen für die Fruktoseintoleranz verantwortlich sind, ist noch nicht bekannt.
Eine dritte relativ verbreitete Erkrankung ist die sogenannte Zöliakie. Sie ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten beruht. Gluten kommt unter anderem in den Getreidearten Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste und Hafer vor. Der Dünndarm eines gesunden Menschen ist mit zahlreichen Zotten ausgestattet. Dadurch wird die Oberfläche vergrößert, um möglichst viel Nährstoffe aufzunehmen. Bei Zöliakie-Betroffenen führt die Zufuhr von Gluten zu einer Entzündung in der Darmschleimhaut. Dies hat zur Folge, dass die Zotten sich zurückbilden. Es können nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen werden. Das kann zu Mangelerscheinungen führen. Grundsätzlich ist ein Ausbruch der Erkrankung in jedem Lebensalter möglich. Zölikakie ist nicht heilbar. „Die Patienten müssen ihre Ernährung komplett umstellen“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Wolters. „Das kann ziemlich teuer werden und zu starken Einschränkungen im Alltag führen. Glutenfreie Nahrungsmittel gibt es zwar in Reformhäusern und Supermärkten, aber in Restaurants und bei Fertiggerichten ist die Auswahl für Betroffene stark eingeschränkt."