Driftsethe. Pokale schmücken die Wand im Trainingsraum: Die Landjugend Driftsethe ist ganz offensichtlich sehr erfolgreich bei Tanzturnieren. Neben Volkstänzen wird auch Walzer getanzt – und das bereits seit 100 Jahren. Die Gründung der Gruppe im Jahre 1923 ist mündlich überliefert, das erste schriftliche noch erhaltene Protokoll ist von 1928. Die Jugendlichen des Dorfes leben die Tradition weiter, feiern das Jubiläum in Kombination mit den Kreislandjugendtagen und möchten doch nicht auf den Volkstanz reduziert werden.
„Neben dem Volkstanz, auf den wir trotz des eingestaubten Images stolz sind, ist das Organisieren von Veranstaltungen insbesondere für die Dorfgemeinschaft wie Osterfeuer, Maibaumaufstellen, Erntefest, Tanzturnier und Seniorenweihnachtsfeier ein weiterer Schwerpunkt unseres Landjugendlebens“, sagt Jana Puckhaber. „Wir unternehmen auch Kanutouren, Grillen zusammen, machen Fahrradtouren oder fahren in den Kletterpark. Außerdem sammeln wir jedes Jahr Weihnachtsbäume ein und nehmen am Volkstrauertag teil“, gibt sie zusätzlich Beispiele gemeinsam organisierter Aktivitäten. Die 27-Jährige ist seit ihrer Jugend dabei und hat neun Jahre lang im Vorstand mitgearbeitet.
50 aktive Mitglieder
Rund 50 aktive Mitglieder zählt die Gruppe, die eine eigene Satzung hat und dem eingetragenen Verein der Niedersächsischen Landjugend angegliedert ist. Insgesamt gehören rund 200 Mitglieder zur Driftsether Landjugend – darunter viele, die nach ihrer aktiven Zeit geblieben sind. „Das ist bei uns Tradition, meine Oma war auch schon dabei“, sagt Fenja Tienken, Vorsitzende der Gruppe. Für sie würden die Mitgliedschaft und das Engagement einfach dazu dazugehören, sagt die 23-Jährige. Unterstützt wird sie von Felix Janssen als zweiten Vorsitzenden, Lana Hüttmeyer als dritte Vorsitzende, Niklas Neese als vierten Vorsitzenden sowie Lena Puckhaber als Kassenwartin. Außerdem lenken Tanzwartin Jenna Weinland, Getränkewart Fabian Tienken und Schriftwartin Antonia Knippenberg die Geschicke der Landjugend.
„Von den meisten waren auch die Eltern in der Landjugend aktiv“, sagt Jana Puckhaber. Gefühlt jeder habe auf den alten Gruppenfotos einen Verwandten. „Das wird hier so vorgelebt, auch von den anderen Vereinen im Ort.“ Das kann Lena Puckhaber nur bestätigen: „Man übernimmt Verantwortung, bekommt etwas an die Hand und ist fähig, sich zu organisieren“, so die 23-Jährige. Mit Blick auf die Mitgliederzahlen sei man gerade in einer Hochphase: „Wir haben Glück, dass wir auch junge Männer haben, da gab es schon andere Zeiten“, sagt die erste Vorsitzende Fenja Tienken. Erst kürzlich habe es ein Treffen mit den sieben Landjugenden der Kreisgemeinschaft Wesermünde gegeben, bei dem die Mitgliederprobleme der anderen Gruppen Thema gewesen seien.

Volkstanz am Maibaum.
Konkurrenz durch Alternativen
Dennoch sei es auch eine Herausforderung, das am Laufen zu halten, sagt Jana Puckhaber: „Wir haben ja Konkurrenz durch so viele Alternativen, die angeboten werden.“ Um Jugendliche für die Landjugend zu interessieren, werde jedes Jahr mit den Konfirmanden ein Kennenlernen veranstaltet, bei dem auch schon mal ein paar Tanzschritte geübt werden. Für das Tanzprogramm ist Jenna Weinland als Tanzwartin verantwortlich. Zu Hilfe kommt ihr dabei ein dickes Buch voll mit Tanzbeschreibungen, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Unterstützung gibt es vom Musischen Arbeitskreis (MAK), dem Jana Puckhaber wiederum als Vorstandsmitglied angehört. In Seminaren werden Choreografien vermittelt.
Tradition wird auch bei den Trachten gelebt, die zum Tanzen getragen werden. „Sie wurden über Jahrzehnte nicht verändert. Die aktuellen Röcke und Schürzen hat meine Oma Annemarie Janssen genäht“, erzählt Jenna Weinland. Bei Turnieren sei die einheitliche Kleidung zudem Bedingung. Und zum 100-jährigen Jubiläum sollen einige der älteren Trachten auf dem Tanzparkett noch einmal gezeigt werden. Getanzt wurde auch schon 1928. Bevor der Abend damals mit Singen und Volkstanz ausklang, sei er jedoch mit Diskussionen über die landwirtschaftliche Situation und die Wirtschaftslage gefüllt gewesen. So beschreibt es das Protokoll von damals, das gut verwahrt wird.