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Zum 200. Geburtstag Ein Tag mit vielen Freunden

An diesem Donnerstag vor 200 Jahren wurde Hermann Ludwig Allmers geboren. Der als Marschendichter bekannt gewordene Rechtenflether ist in der Region eine Institution. Wie hätte er diesen Tag wohl gefeiert?
11.02.2021, 05:30 Uhr
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Von Andrea Grotheer
Herr Allmers, Sie feiern heute Ihren 200. Geburtstag. Was ist für diesen Tag geplant?

Leider ist es ja um diese Jahreszeit draußen zu kalt, ich hätte meine Gäste gerne in meinem großzügig angelegten Garten begrüßt. So aber gebe ich einen Empfang im Marschensaal meines Hauses, der bei der Umgestaltung des Gebäudes 1860 entstanden ist. Der Wohntrakt des ursprünglichen Bauernhauses wurde aufgestockt, ein Stufengiebel gibt dem Haus seitdem einen ganz neuen Charakter. Mit dem Marschenfries, den mein Freund Heinrich von Dörnberg geschaffen hat, sowie zahlreichen weiteren Gemälden, bildet der Raum für mein Empfinden den richtigen Rahmen. Nach einem Umtrunk können sich die Gäste im Haus verteilen und sich auch im Antiksaal im Erdgeschoss aufhalten, den Arthur Fitger ausgemalt hat und in dem meine Sammlung von Abgüssen der klassischen Bildhauerei Platz gefunden hat. Beide Räume sollen den Gegensatz der Antike und der Moderne des 19. Jahrhunderts widerspiegeln.

Sie haben es schon angesprochen, Sie haben sehr viele Freunde aus Künstlerkreisen. Wen erwarten Sie heute?

Es wird eine bunte Runde. Fritz Overbeck, Fritz Mackensen, Heinrich Vogeler und Otto Modersohn, die alle maßgeblich an der Etablierung der Künstlerkolonie Worpswede beteiligt waren, haben ihr Kommen zugesagt. Wir sind gut befreundet und treffen uns gerne bei Carl Vinnen, seines Zeichens Kunstmaler, in Osterndorf auf einen Plausch. Die beiden Maler Otto Knille und Arthur Fitger erwarte ich ebenso wie meinen Wahlneffen, den Bildhauer Harro Magnussen. Auch den Komponisten Johannes Brahms habe ich eingeladen, obwohl mir seine Vertonung meines Gedichts „Feldeinsamkeit“ nicht so gut gefällt wie manch anderes Werk. Selbstverständlich werden auch einige Familienmitglieder vor Ort sein, so wie meine Cousinen, die Achgelis-Schwestern. Und mein bester Freund, Professor Ernst Haeckel aus Jena, darf natürlich nicht fehlen.

Ihr Haus am Rechtenflether Deich ist wirklich sehr repräsentativ, woher haben Sie die Ideen für die Umgestaltung genommen?

Ich reise gerne und lasse mich von den Eindrücken, die ich während einer Reise gewinne, inspirieren. Ich war mehrmals in Italien,1858/59 habe ich mich mehr als ein Jahr dort aufgehalten und zahlreiche Ideen mitgenommen. Nach meiner Rückkehr habe ich das elterliche Anwesen und den Garten umgestalten lassen und dem Ganzen einen mediterranen Hauch verliehen. Sogar zu meinem Buch „Römische Schlendertage“, das ein Bestseller wurde, hat mich mein mehrmonatiger Besuch in Italien inspiriert. Es ist mir eine große Freude, dass sich so viele Leser für meine Gedanken interessieren.

Sie haben viele Projekte ins Leben gerufen oder begleitet, zum Beispiel den Bau des Karls-Denkmals in Rechtenfleth oder die Gründung der Colonna-Gesellschaft in Rom. Welches liegt Ihnen besonders am Herzen?

Eine Herzensangelegenheit ist für mich der Gartenfriedhof in Rechtenfleth. Als Vogt habe ich 1850 der Gemeinde das 5000 Quadratmeter große Grundstück zur Verfügung gestellt. Ich hätte es gerne verschenkt, doch das war nicht gewollt. So habe ich für den Preis von 600 Goldtalern, den ich erhalten habe, das große Eingangstor bauen lassen. 1852 wurde das Areal, das „Klushamm“ genannt wird, angelegt. Meine Eltern sind dort begraben und auch für mich habe ich eine Gruft errichten lassen. Das war meine Bedingung für die Grundstücksübertragung.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit und wo halten Sie sich in Ihrem Anwesen besonders gerne auf?

Viel Freizeit habe ich nicht, ich bin an sich immer beschäftigt. Der Hof muss bewirtschaftet werden, ich kümmere mich ja nach wie vor um die Ländereien meiner Familie. Eine eigene Familie ist mir leider verwehrt geblieben, aber ich habe viele Freunde und Wahlneffen, mit denen ich in regelmäßigem Briefwechsel stehe. Ich sitze häufig in meinem Arbeitszimmer, umgeben von zahlreichen Büchern, schreibe Briefe und natürlich auch Gedichte.

Wenn Sie sich ein Thema der Gegenwart aussuchen könnten, um es in ihren Gedichten zu verarbeiten, welches wäre das?

Ich war schon immer sehr interessiert an Naturkunde, wollte als junger Mann eigentlich Botanik studieren und habe dann doch den Hof meiner Eltern übernommen. Da liegt es nahe, dass der Klimawandel ein Thema ist, das mich sehr bewegt und sicher eine Grundlage für das ein oder andere Gedicht sein könnte.

Die Fragen stellte Andrea Grotheer.

Zur Person

Zur Person

Hermann Ludwig Allmers

wurde am 11. Februar 1821 in Rechtenfleth geboren. Sein Vater Wirich Allmers, ein wohlhabender Marschbauer, Vogt und Deichgräfe, war in zweiter Ehe mit der Sandstedter Pastorentochter Sophie Dorothee Biedenweg, verheiratet. Hermann Allmers kam mit einer Lippen-Gaumen-Spalte zur Welt, die auch durch zwei Operationen nicht komplett korrigiert werden konnte. Schulunterricht erhielt er bis zum Alter von 16 Jahren durch einen Hauslehrer. Danach verlebte er als junger Mann die Winter in Bremen und nahm Privatunterricht in Fremdsprachen, Wissenschaft und Zeichnen. 1849, nach dem Tod seines Vaters, übernahm er die Landwirtschaft und das Amt des Gemeindevogts. Der Rechtenflether reiste nach Berlin, München, Litauen und Italien, war zu seinen Lebzeiten eine bekannte Persönlichkeit, dem die Kultur seiner Heimat stets besonders am Herzen lag. Er gründete unter anderem den Heimatbund zwischen Elbe und Weser „Die Männer vom Morgenstern“ und das Bremerhavener Morgenstern-Museum (heute Historisches Museum Bremerhaven). Allmers starb in Rechtenfleth am 9. März 1902 im Alter von 81 Jahren. Sein Wohnhaus im Marschendorf Rechtenfleth ist bis heute im Originalzustand erhalten und ein Museum mit einer Vielzahl an Ausstellungsstücken In diesem Interview spricht er über sein Leben, die Vergangenheit und die Gegenwart. Selbstverständlich handelt es sich um ein fiktives Gespräch – inspiriert von den Fakten, die über das Leben von Hermann Allmers bekannt sind.

Info

Zur Sache

Leuchtende Geburtstagsgrüße

Das Geburtshaus, in dem der Marschendichter Hermann Allmers sein Leben lang wirkte, ist noch heute im Original in Rechtenfleth erhalten. Das Theater Das Letzte Kleinod widmet dem Dichter im Mai 2021 ein großes Theaterprojekt, vor einigen Tagen begannen dafür die Vorbereitungen. Am Abend des 11. Februar, dem 200. Geburtstag von Allmers, inszeniert die Künstlergruppe zu Ehren des Schriftstellers bereits eine Illumination des Anwesens. Ab 18 Uhr wird das Allmershaus am Weserdeich in Licht und Farben getaucht. Ab 20 Uhr wird das Ereignis live auf der Facebookseite des Theaters übertragen (https://www.facebook.com/dasletztekleinod). Während der Illumination besteht für Passanten auf den umliegenden Straßen Unterm Deich, Hermann-Allmers-Straße und Mittelstraße Maskenpflicht, Mindestabstände sind unbedingt einzuhalten. Weitere Infos: www.das-letzte-kleinod.de.

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