Landkreis Diepholz. Mit einem Knall will sich das Reload-Festival 2022 zurückmelden – wenn alles gut geht. 50 Bands sollen vom 18. bis zum 22. August die Bühne in Sulingen rocken – so viele wie noch nie. 49 davon stehen schon fest. Darunter Arch Enemy, As I lay Dying, Eskimo Callboy und Lamb of God. Die 50. Band soll traditionell mittels eines Contests gefunden werden, verrät Gründer, Geschäftsführer und Veranstalter André Jürgens, der 2020 und 2021 – ebenso wie die Fans des Festivals – coronabedingt auf das Reload verzichten musste. Allerdings hat sich das Veranstaltungs-Team während dieser Zeit einiges einfallen lassen, damit geneigte Festival-Gänger nicht komplett leer ausgingen. So besuchte in beiden Jahren kurzerhand ein Tourbus samt Band und Equipment private Reload-Feiern im Umkreis von etwa 70 Kilometern von Sulingen, um dort kurze Konzerte zu geben.
Dennoch habe man anfangs das Festival für 2021 weitgehend normal geplant, so Jürgens. "Allerdings mit Handbremse", räumt er ein. "Wir sind ja im August relativ spät dran." Da habe man es sich ausrechnen können, dass die eigene Veranstaltung nicht stattfinden wird, wenn auch andere Festivals, die früher im Jahr geplant seien, abgesagt wurden. "Wir waren mit anderen Veranstaltern in Kontakt", sagt Jürgens. Die Lage sei unterschiedlich bewertet worden. "Das macht es nicht einfacher", findet er. "Wenn es jetzt wieder so ist, dass die Festivals abgesagt werden, gehen einige Bands vielleicht gar nicht mehr auf Tour", gibt der Veranstalter zu bedenken. Er schaut jedoch optimistisch in die Zukunft und rechnet damit, dass das neue Jahr mehr Glück bringen wird: "Ich gehe davon aus, dass wir stattfinden können." Auch wenn das unter 2- oder 3G der Fall sei. "Dann müssen wir eben einen Weg finden", meint André Jürgens. So könne man zum Beispiel Testzentren vor Ort einrichten, überlegt er, wie ein Sicherheitskonzept unter anderem umgesetzt werden könnte.
Einen Vorteil hat das Reload-Team: Sie alle kümmern sich ehrenamtlich um die Organisation des Festivals. "Es hängen also keine Jobs daran", sagt Jürgens. Dennoch müsse sich die Veranstaltung lohnen. "Wir versuchen uns bestmöglich zu rüsten, um das Reload bestmöglich stattfinden zu lassen", verspricht der Geschäftsführer, der sich auf ein hochkarätiges Line-up für 2022 freut. "Wir haben einen guten Mix", findet er. Besonders stolz ist er auf den geplanten Auftritt von Lamb of God. "Die haben wir als deutschlandexklusive Festival-Show", verrät er. Außerdem mit dabei: Eskimo Callboy, die schon oft beim Reload auf der Bühne standen, 2022 allerdings mit neuem Sänger und neuer Platte. "Eskimo Callboy sind immer ein Stimmungsgarant", so Jürgens. Aktuell habe sich die Partycore-Band aus Castrop-Rauxel zudem als deutscher Beitrag für den kommenden Eurovision Song Contest beworben.
Die Band As I lay Dying habe bereits für die vergangenen beiden Jahre zugesagt und soll auch 2022 dabei sein. Andere Bands wie Amon Amarth oder Fever 333 habe man allerdings für das Line-up verloren. Das sei jedoch nicht weiter schlimm, findet André Jürgens. Schließlich habe man einige Musiker schon weit im Voraus gebucht, sodass in den vergangenen beiden Jahren einige zusammengekommen seien. "Da sind wir gar nicht böse, wenn einige absagen", betont er. Die hätten schließlich auch die Chance, in den kommenden Jahren beim Reload aufzutreten. Für 2022 habe man nun einen Mix aus alten und neuen Zusagen.
Ob mit der Anzahl der Bands auch die Anzahl der Zuschauer wächst, da ist sich André Jürgens nicht sicher. "Erfahrungswerte sind nicht mehr so viel wert", sagt er. Das Käuferverhalten habe sich in Zeiten von Corona geändert. "Es ist schwer zu sagen, ob Festivalbesucher unter 2- oder 3G zu uns kommen." Auf der anderen Seite gebe es jedoch viele treue Fans, die ihr Ticket bereits gebucht haben und sich auch von Absagen nicht abschrecken lassen. Eigentlich sei der Plan gewesen, die vergangenen Besucherzahlen von rund 12.500 zu toppen. "Wir hoffen auf 15.000", so Jürgens. "Ob das klappt, muss man sehen." Vielleicht sei die Sehnsucht nach einem Party-Wochenende größer als andere Bedenken.
Denn dass sowohl die Reload-Fans als auch die Veranstalter nicht komplett auf ihr Festival verzichten können, hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt. "Wir sind mit dem Tourbus zu privaten Reload-Feiern gefahren und haben dort unter den Corona-Auflagen Konzerte gegeben", erzählt Jürgens. 2020 mit der Weyher Band Watch out Stampede und ein Jahr später mit André Jürgens und seiner Band Red Light District. Fünf bis sechs Feiern habe man bei diesen "Reload Corona-Touren" angesteuert. "Wir wollten ein Stück Festival zu den Leuten nach Hause bringen", sagt Jürgens. "Das ist uns sehr gut gelungen, wir haben sehr gute Resonanzen bekommen", freut er sich.
Gleichzeitig hat das Team eine Merchandise-Linie und einen Online-Shop entwickelt. Dort gibt es unter anderem drei verschiedene Reload-Schnäpse zu kaufen. "Für das Festival-Feeling zu Hause", sagt Jürgens.