Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Deutscher Eisenbahn-Verein Alte Pläne, neuer Lokschuppen

Christian Schröder und Joachim Goor vom Deutschen Eisenbahn-Verein haben sich intensiv mit dem historischen Lokschuppen beschäftigt, der bald auf dem Bahnhofsgelände in Bruchhausen-Vilsen entstehen soll.
16.06.2023, 12:39 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Dagmar Voss

Bruchhausen-Vilsen. Zwei, die sich schon lange mit dem historischen Hintergrund des Bahnhofs Bruchhausen-Vilsen, den Gebäuden und der Bahnstrecke befasst haben, sind Christian Schröder und Joachim Goor. Beide Mitglieder im DEV (Deutschen Eisenbahn-Verein), wobei der Ingenieur Schröder, lange verantwortlich für die vereinseigene Bibliothek, sich tatsächlich seit einem Vierteljahrhundert insbesondere mit einem ganz besonderen Lokschuppen beschäftigt hat.

„Als in den 1990er-Jahren in Hoya die Verkehrsbetriebe Grafschaft Hoya einen Dachboden aufräumen mussten, stieß man auf alte Akten der Kleinbahn, die wir dann übernommen haben – damit wurde seinerzeit unser Archiv begründet“, erinnert er sich. Mit dabei sei ein alter Originalplan eines Lokschuppens von 1911 gewesen, so der leidenschaftliche Geschichtsforscher. Davon hatte er bei der Jahreshauptversammlung des Vereins Ende April ausführlich berichtet. Schließlich will man einen weiteren Lokschuppen hier errichten, der Bedarf an entsprechendem Platz ist groß. Die Planungen für diesen Neubau sind weitgehend abgeschlossen, konnten die Mitglieder Schröders Bericht entnehmen. Auch ein Teil der Finanzierung stehe schon, sodass noch in diesem Jahr mit den ersten Arbeiten an den Fundamenten für diesen Schuppen begonnen werden kann.

1911 kam der Gemeinschaftsbahnhof

Die Geschichte zu diesem besonderen Bauwerk und dem Vorbild dazu – einem fast identischen, der lange in Hoya gestanden hat – ist Christian Schröder gut bekannt.  So weiß er: "Als im Jahre 1899 die meterspurige Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf, die HSA, gebaut wurde, versuchten die Betreiber der Kleinbahn bereits, einen Anschluss an die Hoyaer Eisenbahn-Gesellschaft auf der östlichen Weserseite über die bereits bestehende Straßenbrücke herzustellen. Alle Bemühun­gen scheiterten jedoch, sodass die Kleinbahn auf der westlichen Weserseite ihren eigenen Bahnhof baute."

Lesen Sie auch

Wegen der langen Wege zwischen diesen beiden Anlagen baute man schließlich im Jahr 1911 einen Gemeinschaftsbahnhof. Dabei entstand auch jener besagte Lokschuppen: „Aufgrund der beengten Platzverhältnisse auf dem Bahndamm wurde der Lokschuppen mit einer Drehscheibe an die Gleisanlagen angeschlossen.“ Schröder weiß weiterhin: "Da die HSA bereits seit 1907 Planungen erstellte, um die gesamte Strecke auf Regelspur umzuspuren, wurde ein nahezu baugleicher Lokschuppen für die Schmalspur errichtet, der später auch für Regelspurloks nutzbar gewesen wäre. Der Lokschuppen wurde zweigleisig ausgeführt mit Platz für drei bis vier Lokomotiven oder zwei Triebwagen." Die Anordnung der Rauchabzüge ließe erkennen, dass ursprünglich ein Dampftriebwagen und eine Dampflok oder zwei Dampfloks gleichzeitig angeheizt werden konnten. Im hinteren Bereich lag durch eine Mauer abgetrennt die Schmiede, die auch Werk­statteinrichtungen enthielt.

Werkstatt blieb erhalten

Später – in den 1920er- und 1930er-Jahren – wurden Umbauten fällig. So entstand neben dem Lokschuppen ein eigenes Gebäude für die Schmiede in Stahlfachwerk­bauweise. Immer wieder wurden Teile abgerissen, und es wurde umgebaut. Im Jahr 1998 präsentierte sich schließlich „der Lokschuppen in Hoya in einem verwahrlosten Zustand. Die Werkstatt wurde wegen der offenen Riemenantriebe außer Betrieb gesetzt. Die Heizung wurde außer Betrieb genommen und das Wasser abgestellt. Im Jahr 1997 gaben einige Dachbalken nach, sodass ein Teil des Daches einstürzte.“ Also kamen folgerichtig 1999 der Abriss und ein Neubau.

Glücklicherweise konnte Schröder vor dem Abriss noch etliche wertvolle Elemente aus dem alten Gemäuer retten und für den Wiederaufbau einlagern: „Die komplette Werkstatt samt Einrichtung und Maschinen ist seit 1999 dem Kleinbahn-Museum Bruchhausen-Vil­sen übereignet und eingelagert worden. Die komplette Transmissionsanlage mit Wellen, Lagerböcken, Riemenscheiben und Lederriemen sind erhalten. Ebenso die in das Mauerwerk eingelassenen Holzbalken, an denen die Lagerböcke befestigt waren. Der als Antrieb dienende Schleifringmotor nebst Anlasser und Wandhalterung ist ebenfalls eingelagert. Ferner sind zwei Schleifsteine, der Schweißumformer mit Wagen sowie sämtliche Schränke erhalten.“ Noch etliches mehr gehört dazu wie die Originalfenster aus genieteten Stahlprofilen und alle Türen sowie eine Säulenbohrmaschine.

Das Ziel des Wiederaufbaues ist laut Christian Schröder die funktionelle und optische Wiederherstellung des Hoyaer Lokschuppens in den authentischen Zustand der Jahre um 1925. „Da in Bruchhausen-Vilsen die zur Verfügung stehenden Flächen nicht ausreichen, um den Lokschuppen in der gleichen Anordnung aufzubauen, wie er in Hoya gestanden hat, musste der Werkstattanbau auf die andere Seite des Gebäudes verschwenkt werden. Die Einrichtung der Werkstatt mit den Maschinen und Transmissionen kann aber exakt so wiederhergestellt werden, wie es in Hoya aufgebaut war. So wird das 1926 errichtete Rottengebäude der HSA mit dem neu erbauten Lokschuppen eine funktionelle Einheit bilden.“ Die besondere Aufgabe des Lokschuppens im Kleinbahn-Museum, hoffen die Aktiven, soll so sein, dass „den Besuchern ein Eindruck vom Leben und Arbeiten eines Kleinbahners um 1925 vermittelt werden kann“.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)