Bruchhausen-Vilsen. Braut im Glück trifft Brokser Heiratsmarkt: Namentlich könnten Unternehmen und Veranstaltung kaum besser zusammenpassen. In diesem Jahr finden beide zusammen. Die Neuerung auf dem Volksfest in Bruchhausen-Vilsen verspricht Abwechslung und neue Impulse.
Mit Shows und Messen kennt sich Björn Terveen aus. Seit 2018 organisiert er mit seiner Frau und Geschäftsinhaberin, Sara Terveen, an wechselnden Orten Hochzeitsmessen. Davor hatte er sich auf Sportveranstaltungen konzentriert. Da habe sich das Heimspiel auf dem Heiratsmarkt nun angeboten, sagt Terveen: „Das Problem ist: Über fünf Tage funktioniert das nicht.“ Denn am Freitag und Sonnabend hätten gute Dienstleister kaum Zeit, um ihre Angebote zu präsentieren. Da sind sie schließlich auf den Hochzeiten gefragt. Für die Organisatoren war daher klar: „Es braucht mehrere Veranstaltungen.“
Tattoos vor Ort stechen lassen
So kam schließlich die Idee mit dem Zirkuszelt und den Mach-Artisten. An den ersten beiden Tagen wollen die Terveens Unternehmern, Dienstleistern und Künstlern aus der Region eine Plattform bieten. „Sie denken ihr Produkt anders“, sagt Terveen. Die Recherche nach passenden Kandidaten beschreibt er als „kleine Entdeckungsreise“. In interessanten Branchen habe er nach besonderen Anbietern gesucht.
So kam der Messeveranstalter unter anderem auf Elena Pitigoi mit ihren Tattoo-Studios in Weyhe und Delmenhorst. „Wir bieten viele Leistungen, die andere nicht anbieten“, sagt die Betreiberin, die bereits im Vorjahr auf dem Barrier Herbstmarkt öffentlich tätowiert hat. Als Beispiel nennt sie etwa die Narbenkorrektur nach Gewichtsverlust oder Schwangerschaft bei Frauen. In Erinnerung geblieben seien ihr auch die Freudentränen einer Kundin, die nach einer Brustkrebsbehandlung bei Pitigoi ein Tattoo stechen ließ. Als aktuelle Trends nennt sie unter anderem das Organspende-Motiv: Zwei zueinander versetzte Halbkreise, von denen einer in den anderen Kreis hineinragt. Um die Aktion zu unterstützen, biete sie Rabatte an. Beliebt seien außerdem Fineline-Tattoos mit einem hohen Detailgrad.

Elena Pitigoi wird auf dem Brokser Markt tätowieren.
Auf dem Brokser Heiratsmarkt rechnet Pitigoi noch einmal mit ganz anderen Wünschen. „Ich denke, es wird viele Freundschafts- und Partnertattoos geben“, sagt sie. Mit einem selbst gebauten Glücksrad und einem Gruppenrabatt will sie mit ihrem dreiköpfigen Team noch mehr Menschen in dem Zirkuszelt ansprechen. Nur an einer Stelle soll nicht gespart werden. „Die Vorbereitung und die Hygiene müssen stimmen. Die Einrichtung wird wie in einem Studio“, sagt Pitigoi. Schließlich gehe es um eine sehr feine und saubere Arbeit.
Bestatter stellt Angebot vor
Einem alternativen Geschäftsmodell hat sich auch Florian Krause gewidmet. Bereits als Kind, als er in der Nähe eines Friedhofs aufwuchs, dachte der Barnstorfer über neue Bestattungsformen nach. „Beerdigungen sehen immer gleich aus“, so seine Beobachtung. Warum soll dann nicht ein Tischler Späne oder ein Schlosser ein Schweißgerät mit in den Sarg bekommen? Das sei deutlich individueller und die Angehörigen würden nicht mehr studieren, welcher Kranz von wem gebracht wurde.
Heute sagt Krause von sich: „Ich bin nicht nur Bestatter, sondern Wunscherfüller.“ Das umfasse alle Aspekte der Beerdigung. Wenn die Angehörigen vergessen haben, die Tafel Schokolade in die Aschekapsel zu legen, dann öffne er sie auch auf der Beerdigung kurz. Genauso organisiere er für den Kapitän nicht eine Seebestattung, sondern schaffe andere Möglichkeiten. „Sein Heimathafen war das zu Hause“, erzählt er vom letzten Wunsch.

Sara und Björn Terveen möchten mit dem Zirkuszelt etwas Neues für den Brokser Heiratsmarkt schaffen.
Über Partner in den Niederlanden ermögliche er dann etwa exklusive Baumbestattungen: Dabei vermischt sich die Asche mit den jungen Baumwurzeln und hilft ihnen beim Wachsen. Nach wenigen Monaten erhalten die Angehörigen dann den Baum und können ihn zum Beispiel in ihren Garten setzen. „Ich spiele dann Peter Maffays Baum des Lebens. Das ist immer wieder toll, weil der Verstorbene dabei ist“, schildert Krause. So seien die Verstorbenen immer noch Teil eines jeden Familienfests.
Genauso bietet der Bestatter an, einen Kindersarg zu bemalen oder eine Aschekapsel zu verzieren, statt eine teure Schmuckurne zu kaufen. „Die Menschen sollen die Trauer verarbeiten können und eine schöne Beerdigung haben“, sagt Krause. Seine Aufgabe sei, sie im Ausnahmezustand zu begleiten. Dabei spielt auch Ehefrau Marlene Krause eine wichtige Rolle: Sie hat sich zu Sternenkindern und als Jugendtrauerbegleiterin weitergebildet. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt der Bestatter. So könnten auch junge Menschen Abschied nehmen und auf Wunsch die verstorbenen Angehörigen noch einmal sehen. Im Zirkuszelt auf dem Brokser Heiratsmarkt wird auch Krause seine Leistungen vorstellen und Interessierten ein häufig gemiedenes Thema auf neuen Wegen nahebringen.
Stripshow mit Men Mania
Wenn die Mach-Artisten am Sonnabend ihre Stände abbauen, geht es für das Organisatorenpaar direkt weiter: Am Sonntag und Montag steht die Hochzeitsmesse an; Tätowiererin Pitigoi wird auch dort präsent sein. Björn Terveen rechnet mit 35 Ausstellern. „Der Heiratsmarkt soll unser neues Zuhause werden“, sagt er.

Am Brokser-Markt-Dienstag werden die Herren von Man Mania drei Shows präsentieren.
Der Dienstag soll dann ganz den Frauen gehören. „Ich wollte ursprünglich eine Boxveranstaltung organisieren“, verrät Terveen. Doch seine Frau habe ein Angebot für Frauen angeregt: eine Männer-Stripshow. „Die Idee ist wirklich gut“, findet der Ehemann, der die Waschbrett-Bäuche von Men Mania für ein Unterhaltungsprogramm gewinnen konnte. Drei Shows, exklusiv für Frauen, um 13, 15 und 17 Uhr mit kostenlosem Eintritt sollen ein besonderes Erlebnis bieten. „Wir wollen für den Ort etwas Gutes tun und den Brokser Heiratsmarkt bereichern“, frohlockt Terveen.