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Abfallwirtschaftsgesellschaft Bassum Spielend einfach Abfall trennen

Fünf Studenten der PHWT in Diepholz haben für die AWG in Bassum ein Spiel entwickelt, mit dem die Mülltrennung unterhaltsam nachvollzogen werden kann. Der Clou dabei: Das Spiel ist Virtual Reality.
07.02.2022, 15:18 Uhr
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Spielend einfach Abfall trennen
Von Sarah Essing

Bassum/Landkreis Diepholz. Die im vergangenen Jahr begonnene Zusammenarbeit der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) mit der Privaten Hochschule für Wirtschaft und Technik (PHWT) in Diepholz trägt erste Früchte. Jan Beyer, Niklas Rust, Jana Sudendorf sowie Bernd große Siemer und Lennart Rodiek erstellten für das Entsorgungsunternehmen in Bassum ein Spiel, bei dem die Teilnehmer auf Punktejagd gehen, indem sie Abfall korrekt trennen. Der Clou dabei: Es ist ein Virtual-Reality-Spiel. Mittels Visor und Controller taucht der Spieler regelrecht ab in den virtuellen AWG-Wertstoffhof und greift sich dort Bananen, Kühlschränke, CDs, alte Plastikstühle und vieles mehr, um sie gemäß ihrer Inhaltsstoffe zu entsorgen.

Das Spielentwickler-Quintett absolviert an der PHWT ein duales Studium für Wirtschaftsingenieurwesen. Über die Sponsoringanfrage für ein anderes Projekt kam der Kontakt zur AWG zustande. "Dabei kamen wir auch auf virtuelle Realität und ihre Möglichkeiten zu sprechen", resümiert Dominik Albrecht von der AWG. Ein spannendes Thema, sodass man dann gemeinsam überlegt habe, wie man die virtuelle Realität für das Entsorgungsunternehmen einsetzen könnte. Das Ergebnis ist nun dieses Spiel.

Scheinbare Realität

"Krass, das geht ja echt!" Sebastian Koch kann seine Begeisterung bei der Vorstellung des Projekts nicht verhehlen. Der AWG-Prokurist hat sich die Brille aufgesetzt und die Controller gegriffen, um das Spiel einmal selbst auszuprobieren. So ausgestattet, steht er vor einer Leinwand. Streckt er die Hand aus, erscheint auf der Leinwand dahinter eine weiße Hand. Sie greift nach einem alten Autoreifen, der auf einem Tisch liegt, hebt ihn hoch und lässt ihn wieder fallen. Wie ein echter Reifen es tun würde, hoppelt auch der virtuelle Gummiring auf und ab, bis er wieder auf dem Tisch zu liegen kommt. "Wir haben versucht, das Spiel so realistisch wie möglich zu gestalten", sagt Jan Beyer, einer der Spiel-Entwickler.

Das gilt nicht nur für die unterschiedlichen Dinge, die gemäß ihrer Beschaffenheit in die richtigen Behälter zugeordnet werden müssen, sondern auch für das Ambiente, die Plätze des Wertstoffhofs, seine Gebäude, die Behälter sowie ihre Anordnung. Die fünf Studenten haben sich dabei eng am Original orientiert. "Bis auf ein paar Fenster ist uns das ganz gut gelungen", findet Beyer. Und tatsächlich, sowohl das Gebäude als auch die abgrenzenden Plätze mit den unterschiedlichen Abfallbehältern – 22 an der Zahl – kommen überaus realistisch daher. Sogar an die schräge Aufreihung der großen Container haben die Studenten gedacht. Stimmt.

Zwölf Wochen Entwicklungszeit

Die Gestaltung des virtuellen Wertstoffhofs sei eine "Fleißarbeit" gewesen, bekennt Jana Sudendorf. Ebenso wie das Finden und Einbauen von 52 unterschiedlichen Abfallgegenständen. Selbst in der digitalen Welt sind diese Gegenstände nämlich nicht ausschließlich kostenlos zu bekommen. Darüber hinaus muss auch immer wieder die Größe angepasst werden. "Das Schwierigste war unter anderem jedoch die Einbindung der Virtual-Reality-Brille und der Controller", ergänzt Beyer. Zwölf Wochen hatten die Studenten Zeit für dieses Projekt, das als Facharbeit für eines ihrer Wahlfächer auch benotet wurde. Rund 15 Stunden pro Woche verwendete jeder der Fünf darauf. Doch am Ende hat es sich gelohnt. "Das ist spannender als nur eine Hausarbeit zu schreiben", bekennt Beyer mit einem Lachen, und schließlich gab es als Note auch noch eine Eins.

Sebastian Koch greift sich erneut den Autoreifen und bewegt sein virtuelles Ich mittels der Controller nun über den virtuellen Wertstoffhof der AWG. Die verschiedenen Mulden, Körbe und Tonnen sind wie in der realen Version ordentlich beschriftet. Die Entsorgung des Autoreifens ist daher leicht. Einer der Körbe ist eigens nur für Autoreifen und entsprechend gekennzeichnet. Der reale Koch vor der Leinwand streckt den Kopf vor und blickt hinunter. Auch diese Bewegung ist auf der Leinwand zu sehen. Er wirft den Reifen hinein. Ein zustimmendes Signal ertönt und ein grüner Haken. Richtig! "Hat man den falschen Container gewählt, ertönt ein ablehnendes Signal und ein rotes Kreuz erscheint", erläutert Jana Sudendorf. Der falsch zugeordnete Gegenstand landet automatisch wieder auf dem Tisch, solange bis er richtig einsortiert wurde. Am Ende gibt es dann eine Auswertung, bei der die Fehlversuche gezählt werden. "Wenn man alles richtig hat, wird man mit Lob überschüttet", sagt Jana Sudendorf. Für alle anderen heißt es: Weiterüben.

"Der Auftrag lautete, ein Spiel zu entwickeln, mit dem ein spielerischer Einstieg in die Mülltrennung gelingen kann", erläutert Mit-Entwickler Niklas Rust. Sowohl Besucher des AWG-Geländes in Klövenhausen als auch Schulklassen sollen es nutzen können und Spaß daran haben. Neben der Unterhaltung steht aber durchaus auch ein Lerneffekt im Fokus. "Wir bekommen immer wieder Anfragen von Schulen, nach Material für den Unterricht", sagt Albrecht. Dieses Spiel, in dem er die Zukunft des spielerischen Lernens sehe, sei da eine wunderbare Ergänzung. Doch auch Besucher des Wertstoffhofs selbst sollen sich im Empfangsbereich damit künftig die Zeit vertreiben können. "Einen besseren Eindruck kann man gar nicht gewinnen", ist auch Koch überzeugt. Er kann sich zudem gut weitere Verwendungen der virtuellen Realität vorstellen, etwa für Bereiche der AWG, in denen größere Besuchergruppen keinen Platz finden.

Info

Was ist Virtual Reality?

Virtual Reality, abgekürzt auch VR, ist laut Online-Lexikon Wikipedia eine mit dem Computer erstellte scheinbare Wirklichkeit mit dreidimensionalen Bildern und Ton, die über besondere Brillen, sogenannte VR-Headsets, in Echtzeit wahrgenommen werden kann. Die ersten Ideen für eine Umsetzung gibt es seit den 1950er-Jahren. Aufgrund der benötigten großen Rechnerkapazitäten begann eine Umsetzung allerdings erst in den 2010er Jahren. Mittlerweile findet die Technik in zahlreichen Bereichen Verwendung, unter anderem natürlich bei Videospielen, aber auch in Filmen oder Ausstellungen sowie im technischen Bereich, etwa bei der Raum- oder Straßenverkehrsplanung und in der Werbe- und Immobilienbranche.

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