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Reparatur-Café in Bassum Peter Schütte schenkt alten und kaputten Büchern neues Leben

Das Reparatur-Café in Bassum ist ein lebendiges Beispiel für nachhaltiges Handeln und gemeinschaftliche Unterstützung. Jetzt kann man dort auch Bücher reparieren lassen. Peter Schütte versteht sein Handwerk.
24.03.2024, 15:45 Uhr
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Von Norbert Lyko

Das Reparatur-Café in Bassum ist ein lebendiges Beispiel für nachhaltiges Handeln und gemeinschaftliche Unterstützung. Seit seiner Gründung im April 2020 hat sich das Café zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt, der Menschen jedes Alters zusammenbringt und dazu ermutigt, defekte Gegenstände zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen. Neu ist dort die Möglichkeit, auch Bücher reparieren zu lassen.

Die Idee des Reparatur-Cafés kam Reinhild Olma von der Gruppe Agenda 21. Als sich dann noch Bürger im Stadtentwicklungsprozess dafür einsetzten, stand der Realisierung nichts mehr im Wege. Als idealer Standort erwies sich das Jugendhaus Fönix in Bassum. Jeden vierten Sonnabend im Monat von 9.30 bis 12 Uhr kann das Reparatur-Café dort aufgesucht werden.

Seit seiner Gründung ist das Reparatur-Café kontinuierlich gewachsen und zählt mittlerweile 14 ehrenamtlich engagierte Reparateure zu seinem Stamm. Peter Faßbinder, der seit der ersten Stunde dazugehört, betont das familiäre und freundschaftliche Verhältnis innerhalb des Teams. „Oft sitzen wir noch nach den Öffnungszeiten länger zusammen und klönen und fachsimpeln", sagt er.

Die Devise lautet „Reparieren statt wegwerfen“. Hier werden kostenlos kleinere und manchmal auch größere Haushalts-, Küchen- und Elektrogeräte repariert. Darüber hinaus gibt es ein Näh-Café, in dem Unterstützung nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ bei kreativen Handarbeiten angeboten wird. Passend zur Jahreszeit können dort auch gemeinsam Dekorationen gebastelt werden.

Geselligkeit im Nähcafé

Inge Schorling, eine der Näherinnen, betont die Nachhaltigkeit ihres Handelns: "Ich nähe nur mit altem Material, freue mich aber auch über gelungene Basteleien." Passend dazu präsentiert sie stolz Ostereier mit Stoff-Pompons, die sie gerade mit Kindern gebastelt hatte. Eine feste Gruppe von Näherinnen hat sich gefunden, die eben nicht nur nähen, sondern auch Geselligkeit bei einer Tasse Kaffee pflegen. Gäste sind eingeladen, diese Atmosphäre mit zu genießen, selbst wenn sie nichts zu reparieren haben.

Seit Neuestem hat das Reparatur-Café sein Angebot nochmals erweitert und bietet nun auch die Reparatur von Büchern an. Peter Schütte, ein erfahrener Buchbinder und Buchdrucker, beherrscht sein Handwerk. Schütte verwendet eine Reihe von Materialien, darunter Klebstoff, Leinen und speziell hergestelltes Papier, um gebrochene Buchrücken und lose Seiten zu reparieren. Bei einigen Exemplaren gelingt es ihm sogar, sie so zu restaurieren, dass sie wieder wie neu aussehen. Die Erweiterung des Reparatur-Cafés um diesen Service bietet nicht nur die Möglichkeit, beschädigte Bücher zu retten, sondern gibt auch einen interessanten Einblick in die Kunst der Buchrestauration.

Vor allem der technische Bereich im Reparatur-Café ist beliebt. Das Team kann es oft nicht schaffen, alle Reparaturwünsche zu erfüllen. Stefan Seltmann, Rolf Pohler und Dirk Moewes finden die mitunter banalen Ursachen, die leicht behoben werden können wie ein verklemmtes Anschlusskabel. Oft sind aber die Mängel komplexer. Dennoch sagt Seltmann: „70 bis 80 Prozent der defekten Geräte bekommen wir wieder hin. Und wenn es dann mal nicht klappt, sind unsere Kunden schneller bereit, ihr lieb gewonnenes altes Gerät zu entsorgen. Schließlich wurde alles erdenklich Mögliche versucht“, ergänzt er.

Besitzer sind dankbar

Unter den dankbaren Besitzern, die sich am Sonnabend über wieder hergestellte Gegenstände freuten, waren Karin Meyer und Gisela Kuhlmann. Meyers Staubsauger hatte keine Saugkraft mehr. Jürgen Keuling und Heinz Ahlering nahmen sich der Sache an, zerlegten den Sauger in alle Einzelteile, reparierten dann und brachten das Gerät wieder zum Laufen. "Ich bin so dankbar, dass mein Staubsauger wieder funktioniert", freute sich Meyer.

Kuhlmann brachte eine schwere defekte Tiffany-Lampe zum Reparatur-Café, die beim letzten Besuch nicht sofort repariert werden konnte. Doch Hans Molkenthin vom Reparaturteam ließ nicht locker. Er erkannte sofort, was der Lampe fehlte, besorgte das Ersatzteil und tauschte es aus. "Meine Lampe funktioniert wieder. Herzlichen Dank an das Team", strahlte die Besitzerin.

Am Sonnabend wurden 17 defekte Gegenstände gebracht, elf davon wurden instandgesetzt, bei dreien müssen Ersatzteile besorgt werden, und drei waren nicht mehr zu retten. Das Team freut sich dabei immer über eine Spende für die Arbeit. Damit wird unter anderem notwendiges Werkzeug beschafft. Wer Lust hat, seine handwerklichen Fähigkeiten mit im Team anzubieten, kann gerne dazustoßen. „Wir freuen uns über jeden, der mitmachen möchte“, wirbt Reinhild Olma.

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