Schon vor dem Eingang zum Theatersaal an der Grundschule Mittelstraße in Bassum wuselten sie am Donnerstagabend, 19. Juni, durch die Gegend: Ehrenamtliche. Peter Cordes von der Feuerwehr war für einen Schnack zu haben, Franc Henkensiefken vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club verschenkte ein Lächeln, Helma Schöpe vom Förderverein des Naturbades versprühte bei der Ehrung der ehrenamtlich Tätigen gute Laune. Sollte es einen von ihnen treffen? Oder gar alle drei? Oder keinen? Die Antwort: Die Bassumer Medaille erhielten Sigrid Holtz, Hedda Berlin, Ilka Dove und Alfred Wolter.
Sigrid Holtz
Der Bürgermeister höchstselbst attestierte der Dame aus Eschenhausen eine "beeindruckende Vielschichtigkeit" in Sachen ehrenamtlicher Arbeit. Die Kirche profitiere von ihrem Einsatz ebenso wie die Landfrauen und der Freundeskreis europäischer Partner. Dabei gab es eigentlich schon privat genug zu tun: 1993 zog Holtz nach Bassum, um ihre Mutter zu pflegen, 2014 wurde ihr Ehemann zum Pflegefall, um den sie sich als gelernte Krankenschwester dann auch persönlich kümmerte.

Ehrung Nummer eins: Christian Porsch zeichnete Sigrid Holtz aus.
"Für mich ist es eine herausragende Leistung, wenn man seine Familie pflegt", zollte Christian Porsch Respekt. Die Geehrte sei "immer dabei, aber nie unzufrieden". Porsch hielt Holtz für "eine gute Wahl". Die Geehrte verriet noch ihre Hauptmotivation: "Es freut mich einfach, wenn ich Menschen zusammenbringen kann."
Hedda Berlin
Den roten Container vor dem Rathaus habe wohl jeder Bassumer schon einmal gesehen, begann Bärbel Ehrich ihre Laudatio. "Klappe auf, Sachen rein – das war's!" Das war's? "Nein!" Spielzeug und Kuscheltiere müssten aus dem Container befreit, sortiert und gewaschen werden, bevor sie an Menschen verteilt werden, die es finanziell nicht so gut haben. Das macht Hedda Berlin. Ihr Herz schlägt für Kinder.

Ehrung Nummer zwei: Bärbel Ehrich (rechts) zeichnete Hedda Berlin aus.
Immer mittwochs um 10 Uhr öffnet sie die Spielzeugecke und Kleiderkammer an der Eschenhäuser Straße, einen ehrenamtlich geführten Second-Hand-Laden. "Dort sind Geflüchtete und Familien ihre Kunden", berichtet Ehrich. Die Einnahmen gingen an Bassumer Initiativen. Auch sammele Berlin Geld für die Jugendfeuerwehr. Das Statement der Geehrten: "Ich mache das alles gerne und werde es auch weiter so machen."
Ilka Dove
Turnhallen sind für sie zu einem zweiten Zuhause geworden. "Mit elf Jahren betrat sie zum ersten Mal eine Sporthalle", berichtete Cathleen Schorling. "Doch das Zuschauen reichte ihr nicht." Mit 17 Jahren machte Dove den Übungsleiter-Schein für Mädchen- und Jungenturnen, hat seitdem Bewegung mit Begeisterung vermittelt, zahllose Kinder und Jugendliche begleitet, gefördert und motiviert.

Ehrung Nummer drei: Cathleen Schorling (rechts) zeichnete Ilka Dove aus.
Das mache sie mit Herzblut, Disziplin und einem stets offenen Ohr. "Ihr Wirken hat Spuren hinterlassen." Und das nicht nur in der Turnergemeinschaft. Die gelernte Heilerziehungspflegerin hat seit 2014 ein zweites Steckenpferd: das Deutsche Rote Kreuz. Seit Anfang dieses Jahres ist sie beim DRK sogar Leiterin des Bereitschaftsdienstes. Schorling adelte Dove als leuchtendes Vorbild: "Sie sind da, wenn man sie braucht."
Alfred Wolter
Da stand er nun. Alfred Wolter, im blauen Pullover mit der Aufschrift "Theatergruppe Nordwohlde", lauschte den Worten von Jürgen Falck. Und der begann mit einer Frage: "Wer ist Alfred Wolter?" Der Name habe ihm nichts gesagt, deswegen habe er im Rathaus herumgefragt. Das Ergebnis: "Nur strahlende Gesichter."

Ehrung Nummer vier: Jürgen Falck (links) zeichnete Alfred Wolter aus.
Wolter landete 1978 in Bassum und avancierte zum Leiter vom Ordnungs- und Sozialamt. Er sei geradlinig, korrekt und zielstrebig, "aber auch herzlich in der Zuwendung zu seinen Klienten". Ehrenamtlich begleitete er einst einen schwierigen jungen Menschen und brachte ihn wieder in die Spur. Beim TVE Nordwohlde agierte er zudem als Geschäftsführer, "immer im Hintergrund, aber mit den Zügeln fest in der Hand". Sein neuestes Projekt: Er führt Regie bei der Theatergruppe Nordwohlde.
Bassums Bürgermeister Christian Porsch dankte allen Ehrenamtlichen für "die Zeit, das Herzblut und die Mitmenschlichkeit". Das alles für andere Menschen einzusetzen, die eigene Freizeit zu opfern, das sei "alles andere als selbstverständlich". Das sah auch Festredner Andreas Henze so. Der Vorsitzende des Fußballkreises Diepholz meinte, das Ehrenamt sei "mehr als Arbeit, es ist Hilfe". Und die Ehrenamtlichen seien "ein Schatz, den wir pflegen müssen".