Bassum. War das Länderspiel zwischen Deutschland und dem Oman schuld? Waren wegen dieses fußballerischen Glanzlichts nur sieben Besucher zur Informationsveranstaltung bei der Abfallwirtschaftsgesellschaft in Kövenhausen gekommen? Erstaunlich, denn das Thema hatte deutlich mehr Relevanz als die Vorbereitung der Kicker auf die Weltmeisterschaft in Katar. Es ging um Nachhaltigkeit, um Mehrweg-Systeme bei Coffee-To-Go-Bechern. Und um es vorwegzunehmen: Daraus wurde schnell eine Bassumer Kooperation, die bereits am 1. Dezember starten soll.
Susanne Meyer von der Bassumer Bäckerei Meyer hatte alle Brot- und Brötchenhersteller sowie Gastronomen aus Bassum, Syke und Twistringen eingeladen. Als Dozent hatte sie Thomas Suermann vom Klima-Aktionsbündnis gewonnen. Meyers Ruf gefolgt waren Gastronom Ben Maas, die Klimaschutzmanagerinnen Lena Gerken aus Twistringen und Katharina Brabender aus Syke, Bäcker Stefan Deiermann mit Anhang sowie Renate Suermann und Brigitte Morlok vom Klima-Aktionsbündnis. Dazu kam Gerkens Lebensgefährte, ebenfalls Gastronom, allerdings aus Vechta. Als Gastgeber fungierte Dominik Albrecht von der AWG.
Szenenwechsel. Wer kennt das nicht? Es hat morgens wieder einmal nicht für ein Frühstück gereicht. Also ab zum Bäcker, Kaffee in einen Pappbecher kippen lassen und einen Plastikdeckel darauf. Auf dem Weg zur Arbeit wird der koffeinhaltige Hochgenuss heruntergekippt und der Becher, gegebenenfalls samt Deckel, entsorgt. Im besten Fall in einem Mülleimer, zur Not tut es in der Eile aber auch ein städtisches Gebüsch. Muss nicht sein, findet Thomas Suermann. Denn es gebe diverse Mehrweg-Systeme. Die Stadt Münster sei da ein Vorbild, habe bereits beschlossen, zum Jahresbeginn 2023 auf eine innovative Glas-Mehrweglösung umzustellen. "Wir müssen das ab Anfang 2023 ja sowieso machen", ergänzte Stefan Deiermann.
"Warum machen wir etwas Ähnliches nicht für Bassum, Syke und Twistringen?", fragte Susanne Meyer rhetorisch in die Runde. Die "dämlichen, doofen Coffee-To-Go-Becher" würden nicht nur ihr auf die Nerven gehen. Wenn zahlreiche Bäckereien sich auf ein bestimmtes Mehrweg-System einigen würden, könnten die Kunden ihre Becher an der einen Stelle bekommen und an einer anderen Stelle wieder abgeben und ihr Pfandgeld zurückbekommen. "Wichtig wäre, dass wir viele Abgabestellen haben."
Thomas Suermann hatte zwei Systeme parat: Fair-Cup und Recup. Das erstgenannte Modell ist an 3200 Stellen in Deutschland zu bekommen, das andere bereits an 12.800. Das war Suermanns Präsentation zu entnehmen. Weitere Fakten: Die Monatsgebühr bei Fair-Cup kostet 15 Euro, die bei Recup 31 Euro. Beides sei zu stemmen, da waren sich die anwesenden Geschäftsleute einig. Auch die Hoffnung auf Förderung durch die Stadt, die AWG oder mögliche Sponsoren klang durch. Bei Recup wurde die Optik gelobt. "Wenn ,To Go', dann schick", begründete Ben Maas. "Wenn man's angehen will, dann sollte es auch hip sein. Die, die diesen Weg gehen wollen, machen es sowieso."
So richtig in Gang kommen wollte die Informationsveranstaltung allerdings nicht. Immer wieder unterbrachen die Gäste den Redefluss von Thomas Suermann, der das allerdings sehr entspannt hinnahm. So fragte Ben Maas zwischendrin, ob man die Becher der beiden Anbieter mal rumgeben könnte. Klar konnte man. Die Optik wurde getestet, die Tauglichkeit der verschiedenen Größen und die Passform der Deckel diskutiert. Stefan Deiermann wies darauf hin, dass alle Bäckereien das gleiche Modell brauchen würden, damit die Idee funktioniert. "Und das glaube ich einfach nicht."
Dennoch schloss er sich letztlich der frisch gebackenen Allianz an, die ihren Kunden ab dem 1. Dezember nur noch Mehrweg-Kaffeebecher zum Mitnehmen in die Hand drücken wollen. Vorher müsse man sich noch auf ein System einigen und weitere Bäckereien zum Mitmachen aktivieren. Thomas Suermann erklärte sich bereit, die Koordination zu übernehmen. Ben Maas war die Freude über diese Abmachung anzusehen. "Jetzt müssen wir das krass publik machen."