Bassum. Ob an Autos, Abfallsammelfahrzeugen oder allgemein schweren Maschinen: Leonie Pehl ist sich für keine Arbeit zu schade. Als junge Frau ist die 17-Jährige in einem Beruf untergekommen, der nach wie vor vom männlichen Geschlecht dominiert wird. Das war für sie allerdings kein Hinderungsgrund, sich einfach mal bei der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) in Bassum um einen Ausbildungsplatz zur Kfz-Mechatronikerin zu bewerben. Seit August des vergangenen Jahres ist sie nun schon in der Ausbildung und ist seitdem mehr als zufrieden.
Auf den Job gekommen ist sie unter anderem auch durch ihren Vater, der ebenfalls bei der AWG angestellt ist. Ihr Vater ist Fahrer und nahm Leonie schon ab und an auf dem Wagen mit. In den vergangenen Jahren hat sie dann nach und nach das Schrauben für sich entdeckt – hauptsächlich an Autos. Durch ein Praktikum bei der AWG konnte sie in den Bereich hereinschnuppern. Danach war es um sie geschehen, und sie begann dort nach ihrem Realschulabschluss eine Ausbildung.
"Habe mich sowieso immer gut mit Jungs verstanden"
Ihr Arbeitsalltag spielt sich hauptsächlich in der werkseigenen Werkstatt ab. Hin und wieder fahre sie auch mit Kollegen raus, bei einer Reifenpanne eines Einsatzfahrzeuges beispielsweise. Von ihren Kollegen wurde sie gut aufgenommen, sagt sie. Sie sind ein rund zehnköpfiges Team, davon drei Azubis – zwei davon Jungs. Auch wenn sie sich über eine Kollegin freuen würde, macht ihr der Umstand, die einzige Frau in der "Schrauberei" zu sein, wenig aus. "Ich habe mich sowieso immer gut mit Jungs verstanden", erzählt die 17-Jährige.

Auch an den ganz großen Maschinen darf sich Leonie Pehl beweisen.
Die Ausbildung geht über 3,5 Jahre. Danach strebe sie noch ihren Meistertitel an. Zweimal die Woche hat sie Berufsschule, da war sie zu Beginn auch nicht das einzige Mädchen, ihre Mitschülerin habe dann allerdings aufgehört. Was ihr bei der AWG so besonders gut gefalle, sei der Zusammenhalt. "Das ist hier wie eine Familie", sagt Leonie Pehl. Zu Beginn ihrer Ausbildung wurde sie auch direkt auf einen 30. Geburtstag eines Kollegen eingeladen. Wenn sie Hilfe bei ihrer Arbeit benötige, müsse sie auf diese nicht lange warten. "Ich kann nicht immer alles heben", sagt sie. Da haben die männlichen Kollegen einen physischen Vorteil. Dennoch betont auch Dominik Albrecht von der Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens: "Jeder Beruf, den wir ausbilden, ist für Männer und Frauen geeignet".
"Danach klebt alles"
Und wie in jedem Beruf gibt es Aufgaben, die mehr Spaß machen und manche, die man lieber abgeben würde – so auch bei Leonie Pehl. Das Bremsenwechseln bei den Lastkraftwagen gefalle ihr gut. Mit Fett arbeiten wiederum sei nicht so ihr Ding. "Danach klebt alles", berichtet Pehl. Beim Schrauben an Autos gebe es allerdings nichts, was ihr keine Freude bereite. Und obwohl es sich um einen Betrieb handelt, wo primär keine Autos zum Einsatz kommen, gehört auch das zu ihrer Ausbildung. Dafür fänden dann mal Pkws der Kollegen ihren Weg auf die Hebebühne. Apropos Autos: Den Führerschein macht Leonie Pehl gerade, und auch ein Auto habe sie schon in Sicht, welches sie interessiere, einen Dreier-BMW E36. Das sei für sie ein gutes Bastlerauto. Noch fährt ihre Mutter sie zur Arbeit, oder sie nimmt den E-Scooter. "Im Sommer will ich aber viel laufen", sagt Pehl.
Wenn sie in ihrer Freizeit nicht gerade die Fahrschulbank drückt, geht die 17-Jährige gerne zum Sportschießen. Das macht die Hobbyschützin einmal die Woche im Schützenverein in Bassum. Darüber hinaus kocht sie gerne mit Freunden oder trifft sich mit ihrem Freund. Apropos Freund: Dieser habe sich ebenfalls im vergangenen Jahr bei der AWG beworben, doch Leonie Pehl wurde genommen. Grund dafür sei ihr vorangegangenes Praktikum gewesen. "Das nimmt er mir ab und an noch übel", erzählt sie schmunzelnd. Ihre Mutter überlege, ebenfalls zur AWG zu wechseln und auch ihre jüngeren Schwestern sind dieser Arbeit nicht abgeneigt. Die jüngste Schwester wolle gerne Radlader fahren und die mittlere Schwester habe auch schon beim "Girls Day" einen Einblick in das Unternehmen bekommen – das wäre dann im wahrsten Sinne des Wortes wie eine Familie.