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Neenbrokser Brötchen-Büddel Kreative Idee für weniger Müll

Irene Lahmeyer aus Neubruchhausen setzt sich für mehr Nachhaltigkeit ein. Darum näht sie Brot- und Brötchenbeutel aus alter Tisch- und Bettwäsche. Ihre Beutel können die Papiertüten beim Bäcker ersetzen.
16.04.2025, 14:38 Uhr
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Kreative Idee für weniger Müll
Von Dorit Schlemermeyer

"Für mich ist die Nachhaltigkeit eine wirkliche Herzensangelegenheit", sagt Irene Lahmeyer aus Neubruchhausen. Am meisten beschäftige sie, wie man Nachhaltigkeit im Alltag etablieren kann, denn: "Ich wünsche mir, dass nachhaltiges Handeln zu einer Selbstverständlichkeit wird." Auf zwei DIN-A4-Seiten hat sie Tipps zusammengestellt, darunter auch: Einwegverpackungen sparen, Gemüse- und Obstnetze, Brot- und Brötchenbeutel verwenden. Für Letztere sorgt sie gleich selbst. Aus alter Tisch- und Bettwäsche näht Irene Lahmeyer Brot- und Brötchenbeutel.

190 Stück hat sie schon genäht und verschenkt. Auch in den hiesigen Bäckereien hat sie schon für ihre Idee geworben. "Bäcker Meyer hat dadurch auf jeden Fall schon etliche Papiertüten gespart", ist sie sich sicher. Es sei ihr vor allem darum gegangen, ihre Mitmenschen wachzurütteln. "Macht mal mit, auch ihr könnt das in euren Alltag integrieren", richtet Lahmeyer einen Appell an alle.

Alte Idee neu umgesetzt

Entstanden ist die Idee, weil die 57-Jährige schon als Kind gesehen hat, dass ihre Mutter immer Brotbeutel benutzt hat. "Ich habe mir dann überlegt, wie ich diese selbst herstellen kann – ganz im Sinne von Nachhaltigkeit." Damit für Gebrauchsartikel des alltäglichen Bedarfs weniger Ressourcen verwendet werden, weil man auf Dinge setzt, die mehrfach und immer wieder genutzt werden können. Von Bärbel Harjes, einer Verkäuferin bei Bäcker Meyer, sei dann auch der Tipp gekommen, doch mal Anne Meyer vom Gasthaus Zur Post in Neubruchhausen zu fragen, ob sie vielleicht Restbestände an Tisch- und Bettwäsche habe, die nicht mehr verwendet würden. "Ich bin dann zu Anne Meyer gefahren und sie hat mir zwei große Kartons auf den Tisch gestellt, aus denen ich mir etwas aussuchen konnte." Die Restbestände aus dem aufgelösten Gasthaus Kreyenhop haben es ihr ermöglicht, loszulegen. An ihrer Nähmaschine entstanden die ersten "Neenbrokser Brötchen-Büddel", wie sie sie selbst nennt.

"Die ersten Beutel habe ich Weihnachten an meine Kaffeeklatschmädels verschenkt, um zu schauen, wie das ankommt". Diese seien begeistert gewesen, erzählt sie, und so habe sie weiter gemacht. Verschenkt werden die Beutel immer noch, aber Irene Lahmeyer freut sich auch über eine Spende. Diese kommt dem Wünschewagen zugute. Ihn fährt Bärbel Harjes ehrenamtlich für eine Initiative, die schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Wunsch erfüllt. Ihre Verbindung zu Harjes habe sie auf die Idee mit der Spende gebracht. "Ich habe meine Spendendose immer dabei, und dann können die Leute etwas spenden."

Upgrade für alte Tisch- und Bettwäsche

Und Irene Lahmeyer will auf jeden Fall weitermachen und weitere Beutel anfertigen. Sie hat auch keinen Mangel an Stoffnachschub. "Die Leute sprechen mich mittlerweile darauf an und geben mir ihre Stoffbestände." Auf vielen Bauernhöfen ringsum sind davon noch viele zu finden. So entstehen sehr kreative Brot- und Brötchenbeutel – mit Spitze, mit Knopfleisten oder auch Stickereien. Am meisten freut sich die fleißige Näherin, wenn sie beim Brötchenholen am Sonntagmorgen Kunden trifft, die ihre Beutel dabei haben. "Da geht mir richtig das Herz auf, wenn ich sehe, dass sich meine Idee durchgesetzt hat und die Beutel nicht für etwas anderes zweckentfremdet werden."

Nächster Nachhaltigkeitsstammtisch im Juni

Wer noch Bedarf hat, kann sich bei Irene Lahmeyer unter der Telefonnummer 01 51 / 68 13 03 93 oder per E-Mail an lahmeyers@t-online.de melden. Auch bei Interesse an ihrem anderen Projekt: "Ich wollte unbedingt noch mehr tun und habe einen Nachhaltigkeitsstammtisch gegründet", berichtet sie. Dieser habe sich schon zwei Mal getroffen, und Irene Lahmeyer ist immer noch begeistert von den Ergebnissen: "Das ist ein lebendiger Austausch und es kommen tolle Ideen zusammen." Wie etwa die Übernahme von Straßenpatenschaften, die die rührige Neubruchhauserin schon selbst in die Tat umgesetzt hat: Sie befreit die Umwelt von herumliegendem Müll. "Es ist unglaublich, was die Leute so alles wegwerfen. E-Zigaretten-Verpackungen, Chipstüten, leere Getränkedosen." Durch das Aufsammeln habe sie schon Pfandgeld in Höhe von fast 40 Euro zusammenbekommen, verrät sie.

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Das nächste Treffen des Nachhaltigkeitsstammtisches findet am Dienstag, 17. Juni, ab 19 Uhr in Lahmeyers Gartenhaus statt. Interessenten dürfen sich gern bei ihr melden.

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