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Stadtrat Bassum Bassum behält die Hindenburgstraße

Im Zuge seiner letzten Sitzung hatte der Bassumer Stadtrat einige Entscheidungen zu fällen. In den meisten Fragen zeigten sich die Ratsmitglieder einig, nur bei der Hindenburgstraße nicht.
29.04.2022, 17:43 Uhr
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Bassum behält die Hindenburgstraße
Von Sarah Essing

Bassum-Nordwohlde. Einen überraschenden Sinneswandel gab es im Bassumer Stadtrat im Zuge seiner Sitzung am Donnerstagabend nicht. Trotz eines leidenschaftlichen Plädoyers von SPD-Fraktionssprecher Christoph Lanzendörfer, votierte die Mehrheit gegen eine Umbenennung der Hindenburgstraße. Bei den weiteren Anträgen seiner Fraktion konnte der Rat hingegen einen Kompromiss finden. Sowohl bei der Entwidmung unterhaltspflichtiger Wege und Straßen als auch bei der Gestaltung des jüdischen Friedhofs und der Gedenkstätten für beerdigte Zwangsarbeiter, zu dem auch die Grünen einen Antrag gestellt hatten, sprach sich der Rat einstimmig dafür aus.

Umbenennung der Hindenburgstraße

"Fassungslos" sei er im Zuge der Diskussion bei einigen Äußerungen zur Person Hindenburgs gewesen, bekannte Lanzendörfer und bemühte sich, seinen Ratskollegen sowohl die Taten des zweiten Reichspräsidenten, der in dieser Funktion Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte, in Erinnerung zu rufen, als auch die Entstehungsgeschichte dieses Straßennamens. Es sei am 7. April 1933 nicht allein um Hindenburg gegangen, sondern mit dem relativ kurzfristigen Antrag sollte sowohl der Reichspräsident als auch Hitler in der Lindenstadt geehrt werden.

Sein Plädoyer fand jedoch lediglich bei den Grünen Gehör. Cathleen Schorling (CDU) wies darauf hin, dass sich 90 Prozent der Anwohner gegen eine Umbenennung ausgesprochen hätten, und stellte daher die Frage in den Raum: "Warum wollen wir gegen den Willen der Anwohner diese Straße umbenennen?" Dem schloss sich der Bürgerblock an. Eine Antwort auf die Frage von Schorling bot Elke Sellmer von den Grünen an. Sie könne zwar die Bedenken der Anwohner nachvollziehen, doch angesichts der aktuellen Lage komme einer Straßenbenennung eine besondere Bedeutung zu. "Ehre, wem Ehre gebührt. Hindenburg gebührt sie nicht."

"Das ist ein Teil der Bassumer Geschichte, den wir nicht wegwischen können", sagte Bürgermeister Christian Porsch. Er stelle sich deshalb die Ergänzung des Straßennamens mit einem Extraschild vor, auf dem über Hindenburg informiert werde. Auf Antrag der SPD wurde über die Umbenennung namentlich abgestimmt, das änderte jedoch nichts am Ergebnis. Mit 17 Nein- und 11 Ja-Stimmen entschied die Mehrheit gegen eine Namensänderung.

Würdevolle Gestaltung

In der würdevollen Gestaltung des jüdischen Friedhofs und der Gedenkstätten für beerdigte Zwangsarbeiter waren sich die Ratsmitglieder allerdings einig. Es sei an der Zeit, dass die nachfolgende Generation sich damit befasse, fand CDU-Fraktionsvorsitzender Hans-Hagen Böhringer. Einzig hinsichtlich der Zuwegung gab es noch Bedenken. So regte Böhringer an, dabei mit dem Landwirt und den Anwohnern zu sprechen. Das werde noch geklärt, konnte Porsch beruhigen. So votierte der Rat einstimmig dafür, dass für den jüdischen Friedhof und den Soldatenfriedhof eine erklärende Gedenktafel erstellt wird. Ferner soll das Hinweisschild an der Bundesstraße 6 erneuert werden, sodass dies den jüdischen Friedhof und den Soldatenfriedhof explizit erwähnt. Die Zuwegung ist zu befestigen und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und mindestens ein Auto zu schaffen. Einmal pro Jahr soll zudem die Verkehrssicherheit der Anlage geprüft werden. 

Darüber hinaus sollen am Denkmal am Friedhof und in der Nähe der "Siegessäule" im Kreisel Bremer Straße weitere erklärende Gedenktafeln erstellt werden. Die inhaltliche Ausgestaltung für alle Gedenkorte soll mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Ratsmitgliedern und Historikern sowie Bassumer Schülern erstellt werden. Die Verwaltung unterstützt beziehungsweise organisiert diese Expertengruppe und wird mit der Kostenermittlung für alle Vorhaben beauftragt. Entsprechende Mittel werden haushaltsmäßig bereitgestellt.

Ökologische Nachnutzung

Hinsichtlich des SPD-Antrags zur Entwidmung von Straßen und Wegen konnte im Verwaltungsausschuss ein Kompromiss gefunden werden, freute sich Bärbel Ehrich (SPD). Durch die Entwidmung von unterhaltspflichtigen Straßen und Wegen, deren Nutzung nicht unabwendbar erforderlich ist, können Kosten verringert werden und eine sinnvolle ökologische Nachnutzung entstehen. Die Verwaltung wird nun damit beauftragt, eine Liste von 50 bis 100 Straßenkilometern zu erstellen, die in den kommenden zehn Jahren entwidmet werden können. Dafür stimmte der Rat einstimmig.

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