Bei den Sportschützen des Landes herrschte pure Enttäuschung, als klar wurde, dass die Saison 2020/2021 komplett gestrichen wird. „Die Entscheidung ist ein herber Rückschlag für die Bundesliga und den Schießsport in Deutschland allgemein. Der DSB als basisdemokratischer Verband akzeptiert aber die Meinung der Vereine, die die Bundesliga am Leben erhalten", sagte Gerhard Furnier, DSB-Vizepräsident Sport und Ligaausschuss-Vorsitzender, im September des vergangenen Jahres. Der Kummer ist nun längst verflogen, denn nach langer Zwangspause steht die 1. Bundesliga Luftpistole wieder in den Startlöchern. Am kommenden Wochenende startet der SV Bassum von 1848 mit einem Doppelwettkampf in die Saison 2021/22. "Wir haben die lange Pause gut überstanden und freuen uns jetzt natürlich, dass es wieder losgehen kann", sagt Bassums Teammanager Jens Voß, der die Trainerbank nach 24 Jahren verlassen hat und sich ab sofort um die vielen organisatorischen Dinge rund um die Mannschaft kümmern wird.
Seine beiden Nachfolger waren schnell gefunden: Michael Meinhard und Artur Gevorgjan werden in dieser Saison für das Abschneiden der Bassumer Schützen als Trainerduo verantwortlich zeichnen. Voß zeigt sich vor dem Saisonstart zuversichtlich. "Wir haben kürzlich ein Trainingswochenende abgehalten, wo alle Schützen dabei waren und einen guten Eindruck hinterlassen haben." Über Monate hinweg haben die SVB-Schützen lediglich Trockenübungen machen können. "Immerhin hatten wir den Vorteil, dass wir überhaupt Trockeneinheiten absolvieren durften. Wir haben viele Anschläge gegen die Hauswand gemacht", sagt Voß und erklärt weiter: "Das ist aber leider nur Theorietraining, was meistens nicht so gut schmeckt." Das erste gemeinsame Wiedersehen im praktischen Training sei erst vor drei Monaten wieder möglich gewesen.
Auftakt in Schleswig-Holstein
Trotz dieser Zwangspause habe sich im Kader der Bassumer kaum etwas verändert – lediglich einen Neuzugang stellte das Team vor. Mit Pierre Michel hat ein mehrfacher Deutscher Meister in verschiedenen Disziplinen mit der Luftpistole den Weg in die Lindenstadt gefunden. Mit durchschnittlichen 369 Ringen wird er den SVB an Position fünf vertreten. "Er kam aus Braunschweig zu uns. Nachdem sich das dortige Team aufgelöst hatte, fragte er einfach bei uns an. Er wird am Wochenende zum ersten Mal für uns am Schießstand stehen", sagt Voß. Michel feierte 2011 unter anderem einen Europameister-Titel im serbischen Belgrad und dürfte viel Erfahrung mitbringen
"Mit voller Mannschaftsstärke", wie Voß betont, geht es am Sonnabend in die Kleinstadt Schleswig nach Schleswig-Holstein. Mit dem Mannschaftsbus wird der SVB-Tross die 250 Kilometer Richtung Norden auf sich nehmen. Das Auftaktduell bestreitet Bassum ab 15 Uhr gegen die Schützen von der St. Sebastianus Schützenbrüderschaft Pier, die aus der Nähe von Köln kommen und eine noch weitere Anreise zu bewältigen haben. "Ich gehe davon aus, dass die schon am Freitagabend nach Schleswig fahren werden", sagt Voß, für dessen Team es ein machbarer Gegner zum Saisonstart sein dürfte. Denn der Aufsteiger gehört vermutlich zu den schwächeren Mannschaften der Liga und sollte schlagbar sein. "Vom Papier her dürfte das so sein, aber nach dieser langen Pause weiß man nie", erwartet Voß einen engen Vergleich.

Artur Gevorgjan hat beim SV Bassum gemeinsam mit Michael Meinhard das Traineramt von Jens Voß übernommen.
Deutlich schwieriger dürfte die Partie am Sonntag werden. Dann trifft Bassum ab 11.30 Uhr auf den amtierenden Deutschen Meister SV 1935 Kriftel. Bei den Frankfurtern steht mit Christian Reitz sogar ein Olympiasieger auf der Setzliste. In Rio gewann er Gold für Deutschland mit der Schnellfeuerpistole. Auch die anderen Schützen dürften stärker einzuschätzen sein als die des SV Bassum. Trotzdem ist Voß angriffslustig: "Kriftel kann auch mal einen schlechten Tag erwischen. Wir gehen auch in dieses Duell rein, um es zu gewinnen."
Insgesamt geht die Saison mit elf Wettkampftagen bis in den Januar des nächsten Jahres hinein. Zum Abschluss, am 15. und 16. Januar 2022, findet auch ein Wettkampfwochenende in Bassum statt. Zuvor wollen die Schützen aus der Lindenstadt aber natürlich schon einige Erfolge eingefahren haben, um am Ende die obere Tabellenhälfte zu erreichen. "Platz vier und die damit verbundene Qualifikation für die Endkämpfe sind unser Ziel", blickt Voß voraus und ergänzt: "Die Dichte in der Liga ist allerdings sehr ausgeprägt. Die Plätze drei und vier waren in den vergangenen Jahren immer sehr umkämpft." Sollten die Bassumer den vierten Rang belegen, würden sie im Endkampf mit den vier ersten Teams der Südstaffel um die Meisterschaft schießen. Interessierte können sich die Auftaktbegegnungen übrigens im Liveticker unter www.bundesliga.meyton.info anschauen.