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Hausärztliche Versorgung Stipendium soll ärztliche Versorgung sichern

Die Vilserin Alexandra Herzberg erhält ein Stipendium und praktiziert dafür später als Hausärztin in Martfeld. Das ist ein Novum in der Gemeinde und ein wichtiger Baustein für die ärztliche Versorgung.
01.08.2023, 14:37 Uhr
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Stipendium soll ärztliche Versorgung sichern
Von Emil Stock

Martfeld. Zahlreiche Fernsehserien und Filme spielen mit der romantischen Vorstellung des Arztes auf dem Land, der immer eher Familienmitglied mit Medizinkoffer als Arzt ist. Den Fernsehärzten macht es auch nichts aus, sonntagmorgens vom Frühstückstisch aufbrechen zu müssen, um den nächsten Husten zu lindern. Wie romantisch diese Arbeit wirklich ist, wird auch Alexandra Herzberg einmal wissen. Sie studiert Medizin und hat von der Gemeinde Martfeld ein Stipendium erhalten. Im Gegenzug hat sie sich verpflichtet, dort als Hausärztin zu praktizieren.

Einen Doktortitel hat Herzfeld bereits – allerdings in Gesundheitswissenschaften. "Ich habe an der Universität in Bremen gearbeitet, aber schon immer den Wunsch gehabt, Medizin zu studieren", erklärt die 39-Jährige. Ein Bewerbungsversuch vor etwa zwei Jahren war dann erfolgreich. "Die Chance habe ich natürlich genutzt." Ein mögliches Stipendium habe damals noch niemand im Kopf gehabt. Für das Studium fährt die zweifache Mutter bis zur vier Mal die Woche mit dem Zug nach Hannover.

Gemeinsam an einem Strang

"Im Frühjahr kam Frau Herzberg an einem Stand mit der Grünen-Fraktion ins Gespräch und so kam die Idee in die Ausschüsse", berichtet Martfelds Bürgermeister Michael Albers. Auch in den nicht öffentlichen Ausschuss zur ärztlichen Versorgung drang die Idee. "In Absprache mit der Samtgemeinde haben wir diese dann weiterentwickelt", so Albers. Dass Herzbergs Stipendium zustande gekommen ist, sei eher ein Zufall gewesen. "Das ist etwas Neues für alle Beteiligten", sagt Samtgemeindebürgermeister Bernd Bormann. Es sei vorerst eine Einzelfallentscheidung.

Auch deswegen musste zunächst ein Vertrag aufgesetzt werden, in dem die Pflichten und Rechte beider Parteien aufgeführt sind. "Wir unterstützen Frau Herzberg mit 1000 Euro monatlich", erklärt Bormann. Diese Leistung erhält sie bis zum Ende ihrer Regelstudienzeit. "Maximal aber über 60 Monate", ergänzt Albers. Begonnen hat das Stipendium im Mai. Nach abgeschlossenem Studium muss Herzberg für mindestens zehn Jahre in Martfeld arbeiten. "Damit wollen wir die Versorgung im Ort absichern, bevor der aktuelle Arzt, Matthias Griebner, in den verdienten Ruhestand geht", erklärt Martfelds Bürgermeister. Für Herzberg ist das kein Problem: "Ich bin Vilserin und lebe mit meinem Mann und meinen beiden Kindern gerne hier. Und will auch nicht weg."

Von Anfang an wollte Herzberg Hausärztin werden. Dank des Stipendiums kommt sie ihrem Ziel nun schneller näher. "Ich kann mich so viel besser auf das Studium konzentrieren und auf kleinere Nebenjobs verzichten", sagt sie. Einen möchte sie dennoch nicht aufgeben: In Bassum arbeitet sie als Arzthelferin in der Notaufnahme. Vor ihrem Studium der Gesundheitswissenschaften schloss sie die Ausbildung ab. "Es ist manchmal schon etwas verrückt, mit einem Doktortitel als Arzthelferin in der Notaufnahme zu arbeiten und parallel Medizin zu studieren."

Baustein für Versorgung

Das Stipendium sei ein weiterer Baustein, die ärztliche Versorgung im Ort zu sichern. "Dass das mit Geld einhergeht, ist in Ordnung", sagt Bormann. Die Finanzen sind das Eine. Martfelds Hausarzt Matthias Griebner spielt für den Erfolg des Unterfanges jedoch ebenfalls eine Schlüsselrolle. "Wir stehen in engem Kontakt. Er ist ein wichtiger Ansprechpartner und eine Art Mentor", sagt Herzberg. In seiner Praxis werde sie auch alle praktischen Teile des Studiums absolvieren, insofern das möglich ist. "Ich muss natürlich auch die anderen Bereiche der Medizin kennenlernen. Mehr als die Hälfte meines Facharztes kann ich hier vor Ort absolvieren." Das sind etwas mehr als zwei Jahre. "Diese Zeit fließt dann schon in die zehn Jahre mit ein", erklärt Bormann. Schließlich arbeite Herzberg dann schon in Martfeld. "Und eigentlich haben wir hier genug Arbeit für zwei bis drei Ärzte", so Bormann weiter.

Aus diesem Grund seien weitere Stipendiaten auch nicht ausgeschlossen. "Wir können uns jetzt nicht fünf oder sechs leisten, aber für zwei weitere Stipendiaten hätten wir noch ausreichend Mittel", erklärt Albers. Das Gebiet gebe es allemal her.

Info

Wer Medizin studiert und sich vorstellen kann, in Martfeld oder der näheren Umgebung ebenfalls als Hausarzt zu praktizieren, ist eingeladen, sich bei Bernd Bormann unter der Rufnummer 0 42 52 / 39 13 11 oder per E-Mail an bernd.bormann@bruchhausen-vilsen.de zu bewerben.

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