Stuhr-Varrel. Der große Umzug beginnt. Rollkoffer werden über den Rasen bewegt, darauf sind Isomatten, Klapptische und -stühle befestigt. An einigen Koffern baumeln kleine Feuerwehrhelme. Auch Bollerwagen steuern die Ziele an. Die zwölf Zelte auf dem Sportplatz am Gut Varrel werden noch bis Sonntag, 24. Juli, das Domizil von rund 50 Mitgliedern der Stuhrer Jugendfeuerwehren sein. Am Mittwochnachmittag ist das Zeltlager gestartet. "Etwa eine Woche nach der Absage des Kreisjugendfeuerwehrzeltlagers haben wir uns zusammengesetzt", erzählt Jens Kleemeyer. Rund 50 Jugendliche plus zwölf Betreuer seien angesichts der Corona-Lage überschaubarer als rund 2000 Menschen, die sonst auf Kreisebene gemeinsam zelten, sagt der Gemeindejugendfeuerwehrwart. "Wir mussten dann einen geeigneten Platz finden und die Strukturen haben." Dieser war mit dem Sportplatz, den die Gemeinde zur Verfügung gestellt hat, schnell gefunden. Die Jugendfeuerwehren dürfen die Sanitäranlagen des TuS Varrel benutzen, die Kantine der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) Barrien liefert die Verpflegung in die Gutsscheune. Dort steigt für die Kinder und Jugendlichen an einem Abend auch die Scheunendisco.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten vor der Anreise einen im Testzentrum erstellten negativen Corona-Test vorweisen, außerdem sind Besuche diesmal nicht gestattet. "Sonst sind die Ortsfeuerwehren zum Grillen hergekommen und haben die Teilnehmer besucht", sagt Gemeindefeuerwehrsprecher Christian Tümena. 1987 hatte es schon einmal an jenem Ort ein Jugendfeuerwehrzeltlager gegeben. Die Zelte standen damals auf einem nahe gelegenen Kornfeld, die sportlichen Wettbewerbe fanden auf dem Sportplatz statt. 2012 war das Kreisjugendfeuerwehrzeltlager im Bereich des Brinkumer Feuerwehrhauses und der KGS in Stuhr zu Gast.
Der Mittwoch steht ganz im Zeichen des Ankommens. Hammer treffen auf Metall, als rundum Heringe in den Boden geschlagen werden. Die Zelte waren in einem Abrollcontainer der Stuhrer Feuerwehr angekommen. Vor dem Einzug der Teilnehmer war das Zeltlager jedoch zunächst evakuiert worden. Auf einem Feld war eine Rundballenpresse in Brand geraten und der Rauch Richtung Zeltlager gezogen. Während des Aufbaus ist es das Top-Thema unter dem Feuerwehr-Nachwuchs.
Gemeinschaftserlebnis nachholen
Linos, Tim und ihre Kameraden richten sich in ihrem Acht-Personen-Zelt gerade ein. Auf einem Klapptisch wird gleich der Süßigkeitenvorrat gesammelt. Vom Feldbett über die Kühlbox, die Feuerwehrkleidung und Kissen ist alles dabei. "Ich freue mich auf jeden Fall darauf, Spiele zu spielen", sagt der zwölfjährige Linos. Er war auch schon beim jüngsten Kreisjugendfeuerwehrzeltlager 2019 in Barver dabei. Das gilt jedoch längst nicht für alle Teilnehmer, die zwischen zehn und 17 Jahren alt sind. Für viele ist es die erste große Gemeinschaftsveranstaltung. "Die Größeren sollen den Kleinen auch erzählen, dass es noch einmal anders wäre beim Kreiszeltlager", sagt Dennis Spörhase, Jugendfeuerwehrwart für Brinkum/Stuhr. In der Gemeinde gibt es mit Groß Mackenstedt/Heiligenrode und Fahrenhorst/Seckenhausen noch zwei weitere Jugendfeuerwehren. Der 14-jährige Tim ist kurz vor der Pandemie eingetreten, bis auf Übungen und Wettbewerbe hat er von dem Gemeinschaftserlebnis Jugendfeuerwehr bisher wenig erleben können. "Ich freue mich sehr auf die feuerwehrtechnischen Übungen", sagt er.
Neben einem Indiaca-Turnier, bei dem das Spielgerät mit der flachen Hand über ein Netz befördert wird, können sich die Kinder und Jugendlichen selbst Aktionen aussuchen, bei denen auch die Betreuer mitmachen müssen. Eine Nachtwanderung sowie ein Völkerball- und Schlagballturnier sind ebenfalls geplant. "Die feuerwehrtechnischen Wettbewerbe sind nicht wie auf Kreisebene, sondern mehr auf Spiel und Spaß ausgelegt", sagt Christian Tümena. Bei dem Zeltlager gehe es vor allem darum, Selbstständigkeit zu entwickeln, indem die Domizile selbst aufgebaut werden. "Sie lernen, wie wichtig Teamarbeit ist."
Letzteres stellen wiederum vier Mädchen unter Beweis, die gemeinsam ihr Gepäck in einem Bollerwagen bis zum Zelt befördern. Jede fasst mit an. Zwei Mädchen mit dem Namen Mia, Nele und Lotta kennen sich seit dem Kindergarten und sind nun gemeinsam in der Jugendfeuerwehr Groß Mackenstedt/Heiligenrode aktiv. "Ich freue mich auf das Sportprogramm und darauf, mehr Zeit zusammen mit der Jugendfeuerwehr zu verbringen", sagt die zehnjährige Lotta.