Für den symbolischen Baustart haben sie sich einen neuralgischen Punkt ausgesucht: An der Haferflockenkreuzung in Moordeich, der bremisch-niedersächsischen Landesgrenze, traf sich am Montagnachmittag alles, was Rang und Namen hat. Die Prominenz aus Bund, Ländern und Kommunen hat einen für die Region bedeutsamen Prozess eingeläutet: Von nun an wird über die Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 von Huchting über Stuhr nach Leeste nicht mehr nur geredet – es wird auch gebaut.
Im Zelt nahe der Landesgrenze wurden fleißig Hände geschüttelt und die länderübergreifende Zusammenarbeit gelobt, vor allem während der Fragerunde auf dem Podium, an der Vertreter der beteiligten Akteure zu Wort kamen. Weyhes Gemeindepressesprecher Sebastian Kelm moderierte anschließend das Gespräch und hatte diverse Fragen zu dem Großprojekt vorbereitet. "Historisch" sei dieser Tag, darüber waren sich von Bremen über Stuhr bis Weyhe und von Hannover nach Berlin alle einig.
Planung über 50 Jahre
Der erste, der das große Wort in den Mund nehmen durfte, war Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte, der als Gastgeber die rund 100 geladenen Gäste, darunter viele Mandatsträger aller politischen Ebenen, begrüßte. Für "ein wahrlich historisches Ereignis" befand Korte den Baustart der Verlängerung der Linie 8 und umriss den Zeitrahmen des Projekts: Vor über 50 Jahren, als die Flächenversiegelung in der heutigen Gemeinde Stuhr begann, wurde auch damit geworben, dass Bremer, die aus der Stadt heraus ziehen, bald mit der Straßenbahn in selbige pendeln könnten.
Aus "bald" wird, wenn die Ertüchtigung der Strecke wie gewünscht verläuft, Stand jetzt die Mitte des Jahres 2027. "Das wird die Region prägen", war sich Landrat Volker Meyer sicher. Er verwies auf die Bedeutung des Projekts, das im Laufe des vergangenen halben Jahrhunderts zahlreiche Parlamente auf kommunaler, aber auch auf Landes- und Bundesebene überdauert hat. In dieselbe Kerbe schlug Bremens Verkehrssenatorin Özlem Ünsal, die Vorteile sowohl für die Hansestadt als auch für die angrenzenden Gemeinden sieht. Sie verwies auf die Anbindung der Gewerbegebiete in Stuhr und Weyhe. Auch in Sachen Klimaschutz punkte die Straßenbahn laut Ünsal dadurch, dass sie zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien fahre.

Frank Seidel (Zweiter von rechts) hofft auf eine Verlängerung der Linie 8 bis nach Sudweyhe.
20 Minuten soll die Bahn von Leeste bis zum Roland-Center in Huchting brauchen, 36 Minuten zur Domsheide. Volker Klemm von der Bremen-Thedinghauser-Eisenbahn (BTE) freute sich über etwas, was viel zitiert, aber selten umgesetzt werde: "Eine Reaktivierung steht an." Die Linie 8 soll nämlich künftig auf der früheren BTE-Strecke zwischen Leeste und Bremen pendeln.
Das sei jedoch nur der erste Schritt, betonte Weyhes Bürgermeister Frank Seidel, der auch die Querverbindungen zwischen Stuhr und Weyhe herausstrich. Der Wesergemeinde könne es mit dem Ausbau der Strecke kaum schnell genug gehen, die Hagener Straße sei nach dem Willen der Gemeinde Weyhe nur eine vorläufige Endstation. Geht es nach dem Weyher Rathaus, erfolgt im nächsten Schritt der Anschluss der Linie 8 an den Kirchweyher Bahnhof und die Verlängerung der Trasse bis nach Sudweyhe. Auch Thedinghausen ließe sich mit der Straßenbahn anbinden, war sich Seidel sicher und erntete dafür Applaus aus dem Publikum. Vorerst zeigte sich der Weyher Rathauschef aber auch mit dem ersten Schritt zufrieden: "Die Linie 8 nimmt Gestalt an. Schon bald wird sie erhebliche Verbesserungen für etliche Pendlerinnen und Pendler in Sachen Komfort und Verlässlichkeit mit sich bringen."
Das Projekt kostet in Summe Stand jetzt knapp über 80 Millionen Euro. 90 Prozent des Betrags fördert der Bund. Laut aktuellem Zeitplan soll Mitte 2027 die erste Bahn vom Roland-Center über Stuhr nach Leeste rollen.