Lichtgestalten in herausfordernden Zeiten: Die Gemeinde Stuhr hat am Sonntag sechs Bürger für ihr herausragendes Engagement mit dem Stuhrer Wolf geehrt. Für das Format war es zudem ein kleines Jubiläum: Die Auszeichnungen wurden bereits zum 20. Mal verliehen. „Es ist uns gelungen, ein sehr breites Bild des Engagements in dieser Gemeinde abzubilden“, sagte Bürgermeister Stephan Korte beim Frühlingsempfang, in dessen Zuge die Preisträger bekannt gegeben werden.
Damit meinte der Verwaltungschef zum einen die Vielfalt im Vereinsleben, doch auch die ehrenamtlichen Strukturen außerhalb. Neben den alltäglichen Angeboten sei es so gelungen, 700 geflüchtete Menschen in Stuhr aufzunehmen oder die Impfkampagne während der Coronavirus-Pandemie zu bewerkstelligen. Jüngst habe sich dieser Zusammenhalt gezeigt, als sich Nachbarn beim Hochwasser gegenseitig unterstützten und die Feuerwehren im unermüdlichen Dauereinsatz waren. „Das zeigt, wie groß Mitgefühl und Engagement sind“, hob er hervor. In herausfordernden Zeiten mit Kriegen, Krisen und Klimawandel sei der Zusammenhalt der Kitt innerhalb der Gemeinschaft und Gemeinde. Das könne auch nur vor Ort gelingen, während der Staat den notwendigen Rahmen setzen müsse.
Gleichberechtigung im Fokus
Niemanden zurücklassen, das hat sich unter anderem Dörthe Siemers-Wulff auf die Fahne geschrieben. „Ihr Ziel ist die ehrliche Gleichberechtigung für Frauen und Benachteiligte“, würdigte Jurorin Amrei Runte-Laue in ihrer Lobrede. Mit Bildern, Worten, digitaler Kunst und Aktivismus setze sie sich dafür ein: „Sie redet unermüdlich über die Themen, um die es wirklich geht.“ Und sie handelt. Unter anderem engagiert sich Siemers-Wulff seit 2010 im Frauentreffpunkt Sie(h)da, 2011 wurde sie in den Gemeinderat gewählt. Außerdem unterstützt sie seit 2017 die Integrationsarbeit der Flüchtlingsnetzes Stuhr.
Aus dem Stuhrer Lokalparlament hat sich Elke Krebs zwar schon 1991 nach 15 Jahren politischen Engagements zurückgezogen. Ihren Einsatz für die Gemeinschaft setzte sie jedoch fort, beispielsweise seit 2016 als Vorsitzende des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Ortsverband Heiligenrode/Groß Mackenstedt. Dem TSV Heiligenrode diente sie acht Jahre lang als Schriftführerin und kümmerte sich um das Vereinsheft. Für die katholische Kirchengemeinde Brinkum arbeitete sie 40 Jahre lang im Vorstand, zu ihren Aufgabenfeldern zählten unter anderem die Pressearbeit und der Gemeindebrief. „Sie ist das beste Beispiel dafür, dass wahre Größe nicht in Titeln liegt, sondern in den kleinen und großen Handlungen im Alltag“, sagte Laudator Reinhard Drabner.
Als Duo wurden Sandra und Uwe Banach geehrt. Sie sind vor allem für ihre Brandschutzerziehung bekannt, mit der die beiden Mitglieder der Stuhrer Gemeindefeuerwehr in den vergangenen Jahren mehr als 3000 Kinder erreicht haben. Jeweils rund 550 Stunden haben die beiden dafür allein im Vorjahr aufgewendet, zählte Laudatorin Inge Rose auf. „Ich war unglaublich beeindruckt“, sagte sie über die Eckdaten der beiden. Seit Jahren engagiere sich das Ehepaar Seite an Seite und verpasse kaum ein Fest. Um die Inhalte lebhafter zu gestalten, entwickelte Sandra Banach zudem ein Puppentheater und lernte Gebärdensprache, um auch gehörlose Kinder zu unterrichten. Zudem informieren die beiden in Online-Videos.
Umtriebig zeigt sich außerdem Eva Darleen Dombrowski. „Sie ist bei allen Aktionen zur Stelle“, schwärmte Susanne Otten in ihrer Lobrede. Für „Platz nehmen“ strich sie Stühle rot an, organisierte einen Wellness-Tag für 80 Mädchen und Frauen, bei Rock am Wall war sie von der Band-Akquise über Bühnenbau und Technik-Ausleihe bis hin zur Moderation auf der Bühne omnipräsent. Zudem organisierte sie das Silverstorm-Festival mit. Und das alles seit 2022, als Dombrowski nach persönlichen Rückschlägen zu der Jugendeinrichtung Haus am Wall fand. Zuvor hatte sie sich bereits 2017 bei verschiedenen Projekten engagiert. „Aufgrund ihrer eigenen Geschichte ist sie ein authentisches Vorbild“, würdigte Otten. Zumal sie für eine junge Generation an Ehrenamtlichen stehe.
Für seine Verdienste als Leiter des Hegerings Stuhr-Weyhe, als Jagdpächter und Mitglied im Jagdprüfungsausschuss sowie den Einsatz zum Erhalt der Lebenswelt der Tiere erhielt Hayo Wilken den Stuhrer Wolf. Zudem engagiert er sich im Heimatverein Heiligenrode und als stellvertretender Ortsbrandmeister. „Das ist eine bemerkenswerte Gemeinwohlbilanz“, fand Laudator Heinz-Dieter Tegtmeier. Den meisten Stuhrern dürfte Wilken außerdem als Mitarbeiter im Bauamt bekannt sein. „Er ist die gute Seele der Gemeinde“, hatte sein Sohn für ihn geworben, als er die Nominierung einreichte.
Ebenfalls als großes Vorbild hat sich Nayef Zeineddine hervorgetan. „Er ist das lebende Beispiel, dass wir alle die Kraft haben, um die Welt um uns zu ändern und positiv zu beeinflussen“, sagte Inge Rose über den Stuhrer Nachtwanderer. Der gebürtige Libanese spricht Arabisch und weiß, wie sich junge Menschen fühlen, die gerade erst in Deutschland ankommen. Damit zeige er auch, dass es möglich sei, sich aus schwierigen Verhältnissen zu lösen.