Hinter dem Brinkumer SV liegen turbulente Wochen. Eigentlich wollte der Fußball-Bremen-Ligist um Coach Iman Bi-Ria den Kaderumbruch im kommenden Sommer vollziehen, doch nach einer Serie von zehn sieglosen Spielen sahen sich die Verantwortlichen gezwungen, bereits im Winter zu handeln. Über 30 Kaderbewegungen durch Zu- und Abgänge zählte der Klub vom Brunnenweg in diesem Winter. Allzu viel Zeit, um sich einzuspielen, hatten die Neuen nicht. An diesem Sonntag startet der Brinkumer SV wieder in den Ligaalltag. Dann beginnt die Mission Klassenerhalt.
Wie ist die Stimmung beim Brinkumer SV?
Iman Bi-Ria spricht von einer „guten Stimmung". Durch die vielen Neuzugänge habe sich das Miteinander verändert. „Die Jungs sind geil auf die Rückrunde. Im Training knallt es, da ist Feuer drin. Es macht Spaß, den Jungs zuzuschauen.“
Ganz ohne Nebengeräusche verlief die Wintervorbereitung am Brunnenweg allerdings nicht. Das lauteste war sicherlich die Sperre von Diyar Kücük. Der Torgarant (15 Tore in 15 Hinrundenpartien) war von Liga-Konkurrent SV Hemelingen an den Brunnenweg zurückgekehrt, doch sein alter Verein legte Protest ein. Der Vorwurf: Kücük habe sich nicht fristgerecht abgemeldet. Das Verbandssportgericht sperrte den Angreifer bis Ende Mai dieses Jahres. Weil aus Brinkum-Sicht alles korrekt abgelaufen war, erwägt man, mit diesem Fall vor höhere Instanzen zu gehen. „Für Diyar ist das ein harter Schlag“, gibt Bi-Ria einen Einblick, „wie für uns alle.“ Deutlich positiver bewertet der Übungsleiter das Mannschaftsgefüge: „Wir haben verschiedene Teambuilding-Maßnahmen gemacht. Man merkt, die Jungs funktionieren zusammen. Es gibt natürlich auch Druck, aber damit umzugehen, ist meine Aufgabe.“
Wie lief die Vorbereitung?
Für Bi-Ria, der sein Amt im Laufe der aktuellen Saison antrat, war es die erste Vorbereitung am Brunnenweg. „Es war mit Abstand die schwierigste und anstrengendste Zeit, die ich in einer Wechselperiode jemals hatte“, sagt der Übungsleiter, der in der vergangenen Saison noch in der Landesliga Hannover beim TuS Sulingen tätig war. Während Bi-Ria Trainingsinhalte vorbereitete, war er gemeinsam mit dem Sportlichen Leiter André Schmitz auch für die Kaderplanung zuständig. „Aber es hat trotzdem viel Spaß gemacht“, betont Bi-Ria, „weil die Jungs gut drauf sind. Sie sind alle Fußballer mit Herz und Seele.“
Von den Ergebnissen her hätte die Vorbereitung besser verlaufen können. Unlängst ging die Generalprobe schief, als Brinkum dem TuS Sudweyhe mit 1:2 unterlag. „Wir mussten viel ausprobieren und haben schon viele gute Ansätze gezeigt“, will Bi-Ria die Ergebnisse nicht allzu hoch hängen. Gleichzeitig mahnt er: „Man darf nicht zu viel erwarten, die Mannschaft muss sich erst mal finden.“ Viel habe man im Ausdauerbereich gearbeitet und sich erst gegen Ende der Vorbereitung um das Spielerische gekümmert.
Wie schätzt Trainer Iman Bi-Ria die Tabellensituation ein?
Was die Stunde geschlagen hat, weiß man am Brunnenweg. Zum Rückrundenauftakt beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsplätze gerade einmal zwei Punkte. „Wichtig ist, dass wir am Ende über dem Strich stehen“, verdeutlicht Bi-Ria. Dahingehend zeigt sich der Übungsleiter aber zuversichtlich: „Ich bin mir absolut sicher, dass wir drin bleiben.“ Im Vorjahr in Sulingen erlebte Bi-Ria eine ähnliche Situation und hielt am Ende die Klasse. Dass es Anlaufschwierigkeiten geben werde, gehöre bei so einem Umbruch dazu, betont Bi-Ria. „Wir müssen alle als Team von Woche zu Woche denken und unsere Leistung bringen“, sieht der Coach den Schlüssel zum Erfolg.
Wer sind die Gesichter des neuformierten Brinkumer SV?
In der Hinrunde stellte Iman Bi-Ria immer wieder einen Mangel an Führungsspielern fest. Hier wurde in der Winterpause angesetzt. Auf der Position des Kapitäns setzt Brinkum zukünftig auf ein Dreigespann aus Rückkehrer Hasan Dalkiran, der die Binde auf dem Platz tragen wird, David Dere und Neuzugang Ömer Aslan. Auch die Neuzugänge mit höherklassiger Erfahrung wie David Susac (zuletzt VfL Oldenburg) und Ümit Tavan (STK Eilvese) sieht Bi-Ria in der Pflicht. „Mit diesen Spielern hast du eine Achse“, sagt der Coach. Eine Führungsrolle war auch für Diyar Kücük vorgesehen. So lange er nicht zur Verfügung steht, kommt es auch auf Stürmer Vafing Jabateh an, der jedoch Teile der Vorbereitung verpasste. „Das sind Jungs, von denen ich erwarte, dass sie vorangehen.“
Neben den erfahrenen Spielern haben sich auch talentierte, junge Kicker dem Klub vom Brunnenweg angeschlossen. Allen voran die Mittelfeldspieler Moses Wu (18 Jahre, zuletzt FC Oberneuland) und Can Sengül (19, Heeslinger SC) haben in den ersten Testspielen einen guten Eindruck hinterlassen. „Das sind Kicker, die sind fit, sind stabil, können Fußball spielen“, sagt Bi-Ria. „Sie haben zuletzt aber wenig gespielt und brauchen noch die nötige Spielpraxis.“ Insgesamt „ist schon etwas passiert“, findet der Coach. „Jetzt muss das Gefühl reinkommen, dass wir eine Mannschaft sind. Jeder muss den Extrameter für den anderen machen.“
Wie wichtig wird das Auftaktprogramm in der Rückrunde?
Dass gerade zu Beginn der Rückserie keine Wunderdinge von seinem Team zu erwarten sind, betont Iman-Bi-Ria. Die Abläufe müssen sich schließlich noch finden. Doch der Spielplan sieht gleich mal wichtige Partien für den Klub vom Brunnenweg vor. Den Auftakt macht an diesem Sonntag das Spiel beim Tabellenletzten TuS Komet Arsten (Anpfiff: 15 Uhr). Es folgen innerhalb weniger Wochen weitere Partien gegen Abstiegskandidaten wie Vahr Blockdiek, Leher TS und BTS Neustadt. „Ich sehe es gespalten“, sagt Bi-Ria mit Blick auf diese Sechspunktepartien, die auf seine neuformierte Truppe zu kommen. „Ich glaube, es wäre einfacher gegen Mannschaften, für die es um nichts mehr geht.“ Ausreden lässt der Coach jedoch keine zu. „Wenn du in dieser Liga bleiben willst, musst du aus den nächsten vier Spielen mindestens sieben Punkte holen“, so die Vorgabe.