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Enes Tiras Fußball im Ramadan: "So entsteht Kommunikation"

Seitdem er zwölf Jahre alt ist, fastet Enes Tiras vom Brinkumer SV. Wie wichtig ihm der Ramadan ist, und welche Auswirkungen der Verzicht auf Nahrung auf den Fußball hat, erzählt der 27-Jährige.
21.04.2023, 18:00 Uhr
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Fußball im Ramadan:
Von Bruno Sellschopp

Mit dem Fest des Fastenbrechens endet an diesem Wochenende der Fastenmonat Ramadan. Weltweit haben Muslime 30 Tage lang ab der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang unter anderem auf Speisen und Getränke verzichtet. Allein hierzulande fasten nach Schätzungen von "statista" fast fünf Millionen Muslime. Unter ihnen: Fußballer Enes Tiras vom Brinkumer SV. Der 27-Jährige berichtet, was ihm das Fasten bedeutet und welchen Einfluss es auf den Fußball hat.

"Das Fasten bedeutet mir sehr viel", erzählt Tiras, "es ist eines der wichtigsten Elemente der Religion." Im Islam zählt das Fasten während Ramadan zu den fünf Säulen. Die weiteren vier sind das Glaubensbekenntnis, das Gebet, die Unterstützung von Bedürftigen und die Pilgerfahrt nach Mekka. "Mir ist wichtig, dass ich meine Religion für mich lebe und nicht nur, weil mir etwas vorgesagt wird", betont Tiras. Als Kind habe er sich ans Fasten herangewagt. "Da habe ich mal ein paar Tage nichts gegessen, um zu schauen, wie ich es aushalte. Seitdem ich zwölf bin, faste ich konsequent."

Mitspieler stellen Fragen

Der Verzicht auf Nahrung während des Ramadans sei im Fußball auch immer Thema gewesen, erzählt Tiras, der im Männerbereich unter anderem schon für die bremischen Klubs TuS Schwachhausen und SC Borgfeld auflief. Fragen von nicht muslimischen Mitspielern ist er deshalb gewohnt. "Da kommt dann so was wie: Darfst du nicht mal trinken? Oder: Hält man das überhaupt aus?" Genervt ist Tiras davon nicht. "Ich finde es interessant, in den Austausch zu kommen. Ich antworte dann gerne mit einer Gegenfrage: Könntet ihr euch denn vorstellen, das auszuhalten?"

Wie viele Muslime hat auch Tiras gelernt, mit seiner Energie hauszuhalten. Schließlich hat er während eines Spiels und zu Beginn des Trainings seit Stunden keine Nahrung zu sich genommen und kann es auch währenddessen nicht tun. Das spürte Tiras im ersten Brinkumer Spiels des diesjährigen Ramadans bei der SV Hemelingen. "Da war es sehr heiß und wir haben auf Kunstrasen gespielt. Da habe ich in der Halbzeit zum Trainer gesagt, dass ich kaputt bin und in 15 bis 20 Minuten raus muss. Es gehört dazu, seine Grenzen zu kennen." Insgesamt lasse während der Fastenzeit "die Ausdauer schon nach. Dafür hast du mehr Kraft", sieht er das Positive. Außerdem "nimmt man ein wenig ab", scherzt Tiras.

Gemeinsames Fastenbrechen im Training

Der Fußball ist für ihn in der Zeit des Fastens keine Last, sondern durchaus auch eine Ablenkung: "Beim Sport vergeht die Zeit sehr schnell und man denkt gar nicht mehr ans Fasten. Deshalb habe ich so viel Bock auf Sport und Fußball." Beim Brinkumer SV ist Tiras nicht der einzige Spieler, der fastet. Das führt zu einer Art Ritual, wenn das Team abends trainiert und die Sonne gerade untergegangen ist, sodass die Muslime essen dürfen. "Wir sind dann in der Regel vier oder fünf Leute, die während der Einheit eben beiseite gehen, eine Dattel essen und etwas Wasser trinken." Dass das abendliche Fastenbrechen (Iftar genannt) mit dem Verzehr einer Dattel begonnen wird, ist im Islam eine Tradition. "Wir sprechen uns vorher immer ab, wer was mitnimmt", verrät Tiras.

Durch das gemeinsame Fastenbrechen ist der Ramadan zwangsläufig ein Thema im Team. Doch nicht nur zwischen den muslimischen Spielern, wie Tiras verrät: "Nach dem Training kommen dann Mitspieler und wollen auch eine Dattel. Das ist das Schönste, wenn man zusammen ist und darüber redet. So entstehen Fragen, so entsteht Kommunikation, so entsteht Freundschaft. Wenn man das Fasten bricht, kommt man mit Leuten zusammen. Es verbindet Menschen."

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