Stuhr. Die Ortskerne von Brinkum und Alt-Stuhr sollen in den kommenden Jahren aufgewertet werden. Dafür planen die Gemeinde und Investoren mit hohen Summen (wir berichteten). In den anderen sechs Stuhrer Ortsteilen ließ sich stellenweise schon ein gewisser Unmut vernehmen, da sich die Bürger dort ein wenig abgehängt fühlten. Mit dem Projekt "Pop-Up-Plätze – Räume der Möglichkeitserforschung" möchte die Verwaltung aber nun auch die anderen Ortskerne in den Blick nehmen. Geplant sind zeitlich begrenzte Aktionen in den Ortsteilen, die später auch verstetigt werden könnten. Am Montag kam auch die niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und regionale Entwicklung Wiebke Osigus (SPD) ins Stuhrer Rathaus, um das Projekt zu würdigen und einen Förderbescheid über 75.000 Euro für das Projekt zu übergeben.
Geplant ist die Anschaffung von "temporärem Stadtmobiliar", wie Verwaltungsmitarbeiterin Annika van Bebber bei der Vorstellung des Projekts erläuterte. Die Aktion stehe unter den zwei Leitmotiven Bewegung und Begegnung. Ein Ziel ist die Mobilisierung der Bürger "durch einen zeitlich begrenzten Ausnahmezustand", so van Bebber weiter. Durch die sogenannten Pop-Up-Plätze solle die Sichtbarkeit der Ortskerne erhöht und deren Erlebbarkeit gesteigert werden. Mit verschiedenen Aktionen aus Bereichen wie Kultur oder Sport könnten die Plätze aufgewertet werden.
Als Beispiele für das Leitmotiv Begegnung nannte van Bebber mobiles Stadtmobiliar mit Sitzgelegenheiten, Schattenspendern sowie Spiel- und Wasserelementen. Das könnten unter anderem Ruheplätze mit Sonnensegel, ein Kreativplatz für Kinder und Jugendliche, mobile Teiche und Pflanzen oder auch ein sogenannter Essbarer Dorfplatz mit gemeinsam gestalteten Hochbeeten für Jung und Alt sein. Im Zentrum könne dabei auch die Hitze-Problematik stehen. Die Bereiche für Bewegung könnten zum Beispiel eine Pump-Track-Anlage, also eine künstlich angelegte Strecke für Mountainbike-Räder, Spielfelder mit Tischtennisplatten, Kickern oder einem großen Schachfeld, eine Ruheinsel für Yoga-Übungen oder auch eine Aktionsbühne mit dem Schwerpunkt auf Kunst und Kultur sein. Es gebe bereits "etliche Ideen", sagte van Bebber.
Bürger sollen beteiligt werden
In einem nächsten Schritt gehe es darum, unter Beteiligung der Bürger mögliche Plätze für entsprechende Aktionen in den Orten zu finden. Daher wolle die Gemeinde Kontakt mit den "wichtigen Akteuren" aufnehmen. Danach sollen dann auch die einzelnen Pop-Up-Möbel ausgewählt werden. Diese werden dann angemietet und zeitlich begrenzt in den Ortsteilen installiert und sollen auch durch die Ortsteile wandern. Durch feierliche Eröffnungen und Mitmachaktionen sollen die neuen Einrichtungen bekannt gemacht werden. Über QR-Codes auf den Möbeln sollen die Bürger auch über die Beteiligungsformate informiert werden. Außerdem sollen die Projekte abschließend ausgewertet werden. Was sich bewährt hat, könne dann auch langfristig installiert werden, erklärte van Bebber die Idee.
Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte möchte die Projekte auch in die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde Stuhr im kommenden Jahr einbinden. Stuhr sei eine noch "relativ junge Gemeinde", in der die Ortsteile "noch nicht so zusammengewachsen sind". Mit den angestrebten Projekten, die vor allem auch zum Austausch gedacht sind, könne die Gemeinde etwas probieren, "ohne sich in immense Kosten zu stürzen", sagte der Verwaltungschef weiter. "Wir dürfen die anderen Ortsteile nicht vergessen", betonte Korte. Auch in den eher ländlich geprägten Teilen Stuhrs solle die Aufenthaltsqualität gesteigert werden.
Auch Ministerin Wiebke Osigus zeigte sich beeindruckt von dem Projekt. Mit dem Geld aus dem Ministerium solle vor allem "das soziale Miteinander und der Zusammenhalt gefördert" werden, sagte sie. "Wir wollen der Verödung entgegenwirken und Hingucker schaffen", so die Ministerin weiter. Ein öffentliches Hochbeet zum Beispiel könne Menschen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen wie Kindergartenkinder oder Senioren zusammenbringen. Sie freue sich über die "vielen tollen Ideen", die auch eine "Möglichkeit, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen" seien. "Wir haben viele Schmuckkästchen in Niedersachsen und auch Stuhr kann eines werden", sagte die Ministerin bei der Übergabe des Förderbescheids im Stuhrer Rathaus.