Stuhr. Die Ortskernentwicklung in Brinkum stand am Donnerstag mal wieder im Fokus des Stuhrer Ausschusses für Bauen und Ortssteilentwicklung. So wurde der dortige Bebauungsplan diskutiert. Aus Sicht von Teilen der Einwohnerschaft, vor allem rund um die Gruppe Brinkum in Fahrt, gab es aber grundsätzlichere Fragen zu besprechen. So zum Beispiel, warum die Verträge zur Entwicklung zwischen der Gemeinde Stuhr und der Specht-Gruppe als Investor noch nicht unterschrieben sind, wie Heinz Kolata von Brinkum in Fahrt monierte.
Auch fragte er sich, ob das Projekt überhaupt noch in der geplanten Form realisiert werden kann – gerade im Hinblick auf die Inflation und gestiegene Baukosten. "Der Investor hat mit einer ganz neuen Situation zu kämpfen", vermutete Kolata und ergänzte mit Blick auf den aktuellen Leerstand: "Brinkum sieht aus wie eine Geisterstadt." Auch in Bezug auf die möglichen Mieten für die Wohnungen im neuen Ortskern machte er sich Sorgen. "Kann der Investor die Planungen noch realisieren?", fragte er. Stuhrs Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann hatte darauf eine klare Antwort: "Ja, der Investor steht zu seinen Planungen." Sonst würde der Bebauungsplan nicht debattiert. Sie bestätigte aber auch, dass die nötigen Verträge noch nicht unterschrieben seien.
Auf Nachfrage des WESER-KURIER bekräftigte Rolf Specht, geschäftsführender Gesellschafter der Specht-Gruppe, sein Engagement in Brinkum: "Natürlich. Wir haben bereits viel Arbeit in die Planung investiert." Es handele sich um "ein sehr großes und für alle Beteiligten bedeutsames Bauprojekt", dementsprechend "wohne dem Ganzen auch eine gehörige Komplexität inne, die auch in Verträgen abgebildet werden muss", sagte er weiter. Die Vertragsunterzeichnung kündigte er für den 5. September an. Tatsächlich habe sich "das Investitionsvolumen aufgrund der gestiegenen Baupreise erhöht", Änderungen der Planungen seien allerdings nicht vorgesehen. Der Zeitplan des Projekts soll nach der Vertragsunterzeichnung bekanntgegeben werden.
17 Anregungen für Geschäfte und Wohnen
Den eigentlichen Bebauungsplan stellte Finja de Buhr vom Planungsbüro Evers und Partner vor. Der Plan ist die Grundlage für die Umgestaltung des Ortskerns mit dem Ziel, Aufenthaltsqualität, einen Marktplatz und Platz für Geschäfte und Wohnen zu schaffen. Im Beteiligungsverfahren habe es 17 Anregungen gegeben, so de Buhr. Dabei ging es auch um die Entwässerung des Gebiets. Dazu wurden fünf Lösungsvorschläge erarbeitet, die nun mit der Gemeinde, dem Abwasserverband und der Unteren Wasserbehörde abgestimmt werden sollen. Manfred Gerding, ebenfalls bei Brinkum in Fahrt aktiv, verwies darauf, dass die Starkregenereignisse in den vergangenen Jahren zugenommen hätten. Im Plan sei aber nur von älteren Niederschlagsmessungen die Rede. Stuhrs Stadtplaner Christian Strauß verwies auf anstehende Gespräche zu diesem Thema.
Ein weiteres Gesprächsthema waren die Stellplätze vor Ort. So fragte Rudi Bouillon, der auch zu Brinkum in Fahrt gehört, wie viele der Parkplätze öffentlich zugänglich wären. Die meisten sollen dabei in Parkgaragen untergebracht werden und für die neuen Bewohner zur Verfügung stehen. Strauß berichtete von 356 Stellplätzen, 200 davon unterirdisch. Rund 90 davon seien für die Wohnungen vorgesehen. Oberirdisch sei unter anderem ein öffentlicher Parkplatz mit 60 Stellplätzen vorgesehen, an der neuen Haltestelle Marktplatz entstehen dann noch weitere 30. Strauß rechnete mit rund 100 öffentlichen Stellplätzen. "Wir wollen aber auch für alternative Mobilität ein Zeichen setzen", so Strauß und bezog sich dabei auf die Einrichtung von Carsharing-Plätzen, den Ausbau des ÖPNV sowie der Radinfrastruktur. "Wir wollen ja keine Aufenthaltsqualität wie im Ochtum-Park", so Strauß.
Zum Thema Altlasten sagte de Buhr, dass fünf Verdachtsflächen bekannt seien. Gutachten hätten aber festgestellt, dass diese den Planungen nicht entgegenstehen. Eine wesentliche Veränderung der Verkehrslage sei durch die Neugestaltung ebenfalls nicht zu erwarten. Aufgrund der Lärmemissionen müssten aber Vorkehrungen getroffen werden. Zusätzlich soll die alte Eiche südlich des Bremer Tors erhalten bleiben.
Am Rande ging es dann auch noch um die neue Haltestelle. Manfred Gerding befürchtete, dass der Verkehr von dort aus über die kleine Mühlenstraße abgeführt werden könnte. Das halte er für brandgefährlich, da dort Bürgersteig und Fahrbahn auf dem gleichen Niveau seien. Rudi Bouillon wies auf das seiner Ansicht nach mangelhafte Blindenleitsystem an der neuen Haltestelle hin. Die Verwaltung nahm diesen Hinweis auf.
Aus der Politik kam Unterstützung für den Bebauungsplan. Dieser sei ein weiterer Schritt Richtung Ortskern, so Kristine Helmerichs (Grüne). Ohne diesen würde keine Investor aktiv werden. Auch Rolf Meyer (SPD) unterstützte den Plan: "Es ist wichtig, dass wir den nächsten Schritt machen können." Auch Lutz Hollmann (CDU) sprach sich dafür aus. Am Ende empfahl der Ausschuss die Vorlage einstimmig.