Stuhr. Der von der Verwaltung vorgeschlagene neue Standort der Stuhrer Feuerwehr ist am Donnerstag bei der Sitzung des Ausschusses für Bauen und Ortsteilentwicklung zunächst durchgefallen. Kritik gab es für den geplanten Umzug an die Blockener Straße aus verschiedenen Richtungen. Vor allem die Verkehrssituation vor Ort und Umweltschutzgründe wurden vom Ausschuss moniert.
Wie berichtet, hatte die Gemeinde vorgeschlagen, dass das Feuerwehrhaus vom jetzigen Standort hinter dem Rathaus auf das Grundstück Stuhrreihe 17 an der Blockener Straße in Richtung Neuer Weg umziehen soll. Den Umzugsbeschluss hatte der Rat im Januar 2022 gefasst. Zum einen, da die Ein- und Ausfahrtssituation am derzeitigen Standort als "gefährlich" bezeichnet wurde, zum anderen, weil vor Ort keine Entwicklungschancen gesehen werden und die Flächen für die Ortskernentwicklung in Alt-Stuhr genutzt werden sollen, erinnerte Verwaltungsmitarbeiterin Anke Geppert.
Bei der Suche nach einem Standort habe sich das Areal an der Blockener Straße rund einen Kilometer vom aktuellen Standort entfernt als passend erwiesen. Im Zentrum habe das Schutzziel der Feuerwehr gestanden. Der geplante neue Bereich erfülle die Anforderungen "an Lage, Größe und Erreichbarkeit", so Geppert. Von dort aus sei das Einsatzgebiet zwischen Varrel, dem Gefahrenschwerpunkt Stuhrbaum, Kuhlen und Obernheide gut zu erreichen.
Derzeit ist für das Areal im Flächennutzungsplan Raum für Landwirtschaft vorgesehen. Daher müsse der Plan geändert werden. Rund ein Hektar der Fläche soll dann zur Gemeinbedarfsfläche werden, ein kleiner Streifen dahinter soll frei bleiben. Auch der vorhandene Baumbestand soll erhalten bleiben. Da die Fläche außerhalb von Natur- und Landschaftsschutzgebieten liege, gebe es keine Bedenken. Ein Bebauungsplan sei für das Gelände nicht nötig, sagte Geppert.
Aus dem Ausschuss kam dann Lob, aber vor allem auch Kritik an den Plänen. Zunächst meldete sich Michael Schnieder (AfD): "Wir können uns glücklich schätzen, so einen Standort gefunden zu haben." Allerdings stellte er die Nutzung des Neuen Weges und der Tannenstraße durch Einsatzfahrzeuge infrage. Laut Fachbereichsleiterin Michaela Schierenbeck sollen beide Straßen möglichst nicht befahren werden.
Jonas Thomsen (FDP) sprach sich auch für einen Umzug aus, konnte sich aber aufgrund der Verkehrssituation im neuen Stuhrer Ortskern nicht ganz für den geplanten Standort erwärmen. Außerdem fragte er, ob Varrel vom neuen Standort gut erreichbar ist oder ob die Feuerwehr Groß Mackenstedt diesen Bereich übernehmen werde. Aktuell werde das Schutzziel für Varrel eingehalten, intern werde aber auch über die neue Definition der Schutzziele gesprochen, sagte Schierenbeck. Sozialdemokrat Dennis True sprach sich für den neuen Standort aus. Dieser sei in Kooperation mit der Feuerwehr ausgewählt worden. "Die Feuerwehr weiß genau, was das Richtige ist", so True.
"Wir haben große Zweifel an dem Standort", entgegnete dann Kristine Helmerichs (Grüne). Sie begründete das zum einen aus Naturschutzgründen. Sie sprach dabei den Landschaftsplan, der vor Ort eine "Grünverbindung im Siedlungszusammenhang" vorsieht. "Das wäre schon ein Grund, das dort nicht zu veranstalten", sagte sie. Auch habe der Landkreis Diepholz Kaltluftzonen festgesetzt, durch die Orte mit kühler Luft versorgt werden. Daher sollten solche Zonen freigehalten werden. So sollte die Planung "nicht mitten in der Pampa" vorgenommen werden.
Auch die Verkehrssituation kritisierte die Grüne: "Die Feuerwehr sitzt an dieser Stelle in der Mausefalle." Der Neue Weg sei aufgrund der Verkehrsberuhigung nicht zu nutzen, hinzu kämen zahlreiche Feste und der Verkehr rund um die Schule. Auch der Weg über die Blockener Straße in Richtung Ortskern Stuhr sei nicht optimal. Helmerichs nannte die zukünftige Straßenbahnhaltestelle, das geplante Tempo 30 und den Radverkehr auf der Straße. Außerdem sei die Kreuzung Blockener Straße/Neuer Weg eine der "gefährlichsten Kreuzungen im ganzen Landkreis". "Die Verkehrssituation ist für uns untragbar", so Helmerichs. Sollte sich das Schutzziel im Hinblick auf Varrel noch ändern, müsste der ganze Standort neu infragegestellt werden. Ein Standort weiter "Richtung Moordeich" und an einer Landstraße sei sinnvoller. Zudem kritisierte Helmerichs, dass mit dem Umzug der Feuerwehr Heiligenrode gleich zwei große Projekte parallel liefen.
Lutz Hollmann (CDU) schloss sich der Argumentation an. Der Bedarf eines neuen Feuerwehrhauses sei unstrittig. Das aktuelle bestehe aber seit 40 Jahren und funktioniere gut. Daher sehe er keinen Zeitdruck. Er habe zwei besser geeignete Standorte im Blick. "Wenn es Alternativen gibt, sollten wir uns die Zeit nehmen, um etwas Optimales zu finden", sagte er. Sein Fraktionskollege Uwe Schweers stieß ins gleiche Horn.
"Wir haben uns lange und intensiv mit der Standortsuche beschäftigt", sagte Stuhrs Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann. Mehrere Standorte seien geprüft worden, der vorgeschlagene Ort sei der beste im Hinblick auf die Schutzzielerreichung. Ein Standort an der Stuhrer Landstraße sei zum einen aufgrund der Hochwasserthematik, zum anderen wegen der nicht vorhandenen Verkaufsbereitschaft ausgeschlossen. Ein Standort an der Moordeicher Landstraße würde die Schutzzielerreichung nicht erfüllen. Bei der Planung von gleich zwei Häusern sah sie Synergieeffekte – zum Beispiel auch bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge.
Kristine Helmerichs beantragte eine Vertagung des Tagesordnungspunktes. Durch den Beratungsbedarf zeigte sich auch Dennis True dafür offen. Bei zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme wurde dieser Antrag angenommen.