Stuhr. An den 1. April des vergangenen Jahres kann sich Christian Tümena noch gut erinnern. Die Einsatzmeldung lautete damals: Verkehrsunfall mit Lagerhallenbrand. "Das hatte ich in der Konstellation noch nicht gehört", erzählt der Sprecher der Gemeindefeuerwehr Stuhr, der zunächst an eine Übung als Aprilscherz dachte. Doch als die Brandbekämpfer nach Stuhrbaum kamen, sahen sie zunächst tatsächlich ein Unfallgeschehen. Die Polizisten lotsten die Einsatzkräfte aber gleich zur betroffenen Lagerhalle weiter. "Es schlugen schon Flammen, aber die Halle stand noch nicht in Vollbrand", erinnert sich Tümena. Der Einsatz sollte sich als eine der bemerkenswertesten Aufgaben für die Stuhrer Feuerwehren im Jahr 2021 herausstellen und der auslösende Bruderstreit später auch das Landgericht Verden beschäftigen.
Was die Einsätze angeht, blickt die Stuhrer Feuerwehr um Gemeindebrandmeister Michael Kalusche, seinen Stellvertreter Soenke Heinken und Christian Tümena ansonsten aber auf ein eher ruhiges Jahr zurück. "Wir hatten deutlich weniger Einsätze als 2020. Und da waren es schon wenig", resümiert Tümena. In reinen Zahlen bedeutet dies, dass die Feuerwehren zu insgesamt 199 Einsatzstellen ausgerückt sind. "In Summe ergeben sich so 273 Einsätze für alle Ortsfeuerwehren, da bei einigen Einsätzen mehr als eine Ortsfeuerwehr vor Ort war", erläutert Tümena. 2020 waren es noch 239 Einsatzstellen. Eine richtige Begründung für den Rückgang gibt es laut Kalusche nicht: "Das hat nichts mit Corona zu tun. Wir haben immer Schwankungen. Das kann im nächsten Jahr schon ganz anders aussehen."
Kleinere Gründe finden sich aber doch. So gab es im vergangenen Jahr in der Gemeinde keinen richtigen Sturm. "Dann haben wir manchmal bis zu 20 Einsätze an einem Tag", sagt Tümena. Auch im Bereich der Verkehrsunfälle kann er Positives berichten. Weder auf den kleineren Straßen noch auf den Autobahnen habe es einen tödlichen Unfall gegeben. Außerdem blieb das Gemeindegebiet von einem "großen Brandereignis" verschont. Die beiden größten Einsätze fanden auf dem Gebiet anderer Kommunen statt. So waren Stuhrer Feuerwehrleute beim Brand bei der Recyclingfirma GAR an der Grenze zwischen Stuhr und Bassum im Einsatz. Zusätzlich unterstützten die Brandbekämpfer in Syke bei einem Großbrand im Industriegebiet.
Zugenommen haben laut Tümena in den vergangenen Jahren aber die Unterstützungsleistungen für den Rettungsdienst. So rückten die Feuerwehren zum Beispiel zu Türöffnungen aus oder transportierten Patienten mit der Drehleiter aus Obergeschossen. Außerdem werden die Brandbekämpfer auch zur Unterstützung bei Reanimationen gerufen. "Das ist sehr kräfteraubend", erklärt Kalusche. "Länger als fünf Minuten hält man das nicht durch", sagt auch Tümena. Daher rücke die Feuerwehr manchmal mit einem Wagen aus, um den Notarzt und die Rettungssanitäter abzulösen. Im Allgemeinen werde der Rettungsdienst auch viel öfter gerufen. "Auch wegen kleinerer Sachen", so Tümena.
Neue Einsatzkleidung
Positives gab es im Frühjahr 2021 für die Feuerwehrleute. So bekamen sie eine neue Einsatzkleidung. Ein Großteil sei mittlerweile mit der sandfarbenen Ausrüstung ausgestattet, sagt Kalusche. "Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht", fügt er an. Vor allem der Tragekomfort habe sich verbessert, erläutert Tümena. Die neue Kleidung gebe es in mehr Größen als üblich. Damit könne sie "perfekt" angepasst werden. Das komme vor allem den weiblichen Feuerwehrkräften zugute, die früher mit zu langen Jacken zu kämpfen hatten, so Tümena. Er bezeichnet die neue Kleidung als "deutlichen Fortschritt".
Aber auch das Thema Corona machte vor den Wehren nicht Halt. "Die Feuerwehr hat einen Auftrag. Deshalb müssen wir alles etwas strenger sehen", betont Michael Kalusche mit Blick auf Regeln. Bis zum Spätsommer gab es daher nur eingeschränkte Dienste bis wieder Präsenztreffen stattfinden konnten. Zum Ende des Jahres drehte sich aber alles wieder zurück und die Wehren mussten zum Beispiel ihre Jahreshauptversammlungen absagen. Diese sollen in der Zeit von April bis Juni neu terminiert werden. "Wenn es in der Halle nicht geht, dann gehen wir auf den Sportplatz", sagt Kalusche.
Um dennoch an der Weiterbildung zu arbeiten, wurden Online-Dienste angeboten. Diese seien "super vorbereitet gewesen und super angenommen" worden, berichtet Tümena. Bei allen Möglichkeiten ersetze dies aber nicht den realen Übungsdienst. "Und auch nicht die Kameradschaft", ergänzt Soenke Heinken. Schlimm sei dies vor allem für die Jugendfeuerwehren, so Kalusche. Probleme, genug Personal zusammenzubekommen, habe es aber nicht gegeben, betont er. Zwar gelte sowohl beim Dienst als auch beim Einsatz die 2G-Regel, aber die Impfbereitschaft unter den Feuerwehrleuten sei hoch.
Auch die Feuerwehrbedarfsplanung beschäftigte die Brandbekämpfer. So wurden innerhalb der Wehr verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit Themenfeldern wie Fahrzeugen, Löschwasserversorgung oder EDV beschäftigen. Ende Januar sollen die ersten Ergebnisse in den politischen Ausschüssen vorgestellt werden.
Klar ist allerdings schon jetzt, dass die Feuerwehrhäuser in Stuhr und Heiligenrode umziehen sollen. Die Gemeinde sei schon auf der Suche nach geeigneten Flächen, bestätigen sowohl Kalusche als auch Stuhrs Bürgermeister Stephan Korte. "Heiligenrode ist vom Standort sehr beengt", sagt Kalusche. Auch die Nähe zur B439 sei nicht optimal. In einem neuen, größeren Haus könnten auch die Logistik-Komponenten der Stuhrer Wehren stationiert werden. Am Standort Stuhr sei auch die Zu- und Abfahrt sowie die Parksituation problematisch. "Wie sehen die Bedarfsplanung positiv. Wir sind auf dem richtigen Weg", fasst der Gemeindebrandmeister zusammen.