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Sivulka über Wilhelm Busch Die nachdenkliche Seite eines Humoristen

Wilhelm Busch ist vielen durch sein Buch Max und Moritz oder seine humoristischen Texte bekannt. Dass der Literat auch eine durchaus feinfühlige Seite hatte, möchte Juraj Sivulka am 5. November in Stuhr zeigen.
19.10.2022, 10:11 Uhr
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Die nachdenkliche Seite eines Humoristen
Von Alexandra Penth

Stuhr. Oft wird der Schriftsteller Wilhelm Busch ausschließlich als Satiriker und Humorist gesehen. Dabei spricht aus seinen Gedichten auch ein gewisser Hang zur Melancholie, sagt Juraj Sivulka. In seiner Reihe "Stationen eines Lebens" widmet sich der Rezitator und Lehrer an der Lise-Meitner-Schule in Moordeich in diesem Jahr dem Schöpfer von Max und Moritz. "Ich möchte Busch lebendig machen und in kompakter Form darstellen", sagt Sivulka. Das Publikum kann dies am Sonnabend, 5. November, um 20 Uhr im Stuhrer Rathaus erleben. Passende Musik liefert Bernhard Schencke am Klavier. 

Vor 21 Jahren hat Sivulka die Reihe, in der er die Biografien bekannter Literaten vorstellt und Texte rezitiert, ins Leben gerufen. Zunächst fanden die Lesungen unregelmäßig statt, seit 2007 gibt es jedes Jahr eine Ausgabe. "Ich lese sehr gerne Biografien", sagt er. Welchen Schriftsteller er sich für seine literarische Reihe als nächstes vornimmt, werde dabei per Zufallsprinzip entschieden. Natürlich geht es bei der Auswahl auch um die einfache Zugänglichkeit. Wilhelm Busch oder Joachim Ringelnatz zögen mehr Zuhörer an als vielleicht die oft melancholischen Texte eines Friedrich Hölderlin. Im kommenden Jahr stellt Juraj Sivulka Heinrich von Kleist vor, wie er verrät. 

Für den Lehrer ist das Hineinarbeiten in Werk und Biografie der Schriftsteller immer eine spannende Reise, die ihn zuletzt auch nach Wiedensahl im Schaumburger Land führte, dem Geburtsort Wilhelm Buschs. Dort sah er sich das Geburtshaus des Literaten und die wichtigen Orte dessen Lebens an. "Wenn es mir gelingt, dass Wilhelm Busch für eine kurze Zeit aufwacht, habe ich es geschafft", sagt er über die bevorstehende Lesung. Vielleicht beschäftige sich auf diesem Weg mancher Publikumsgast im Nachgang intensiver mit dem Schreiber.

In seinem Programm will Sivulka die wichtigsten Episoden im Leben des Protagonisten aufzählen, die durch frei vorgetragene Gedichte, Auszüge aus Briefen und kommentierende Texte ergänzt werden. "Er ist ein Humorist, Satiriker, aber auch ein kritischer Dichter, der viele gesellschaftskritische Texte geschrieben hat", weiß Sivulka. Zu seinem Schaffen zählen Karikaturen, Kindergeschichten, Skizzen, etliche Zwei- und Vierzeiler und schließlich drei Gedichtbände. 

Der 1832 geborene Poet hat früh seine Schwester verloren, als er 38 Jahre alt war, starben kurz nacheinander beide Elternteile. "Der Tod seiner Mutter tat ihm sehr weh", sagt Sivulka. Rund 30 Gedichte Buschs hat der Rezitator auswendig gelernt. In seiner Literatur-Reihe möchte er keine genaue psychologisch-philosophische Analyse abgeben, sondern das Publikum mitreißen. Juraj Sivulka hat sich bisher ausschließlich mit männlichen Literaten befasst und möchte in Zukunft den Fokus auch einmal auf Schriftstellerinnen lenken. 

Nun steht aber erst einmal das aktuelle Programm an, das er am 10. Juni 2023 auch in der Heiligenroder Kirche präsentieren wird. Juraj Sivulka schätzt, dass in dem Manuskript zu Wilhelm Busch bis zu 300 Stunden Vorbereitungszeit stecken. Gut 2000 Seiten eignet er sich an Wissen an, ehe er jeden Tag auf dem Arbeitsweg von Syke nach Moordeich auf dem Fahrrad seinen Text durchgeht. Manchmal murmelt er ihn auch vor sich hin, was bei Passanten teils für irritierte Blicke sorgt. "Ich versuche, meine Vorbereitung effektiv in den Alltag zu integrieren", sagt Sivulka. 

Der gesellschaftliche Blick auf Autoren kann sich mit der Zeit wandeln. So wurden einige Texte Wilhelm Buschs seinerzeit verboten – wegen des Vorwurfs, sie würden sexuelle Anspielungen beinhalten. "Ob man das heute noch so beurteilen würde, ist fraglich", sagt Sivulka. Wilhelm Busch galt jedoch auch als regelrechter "Streithahn". So hatte er sich mit einem der Brüder wegen des Erbes überworfen. "Bis heute sind die Familienstränge zerstritten", sagt Sivulka. Und auch mit seinen Verlegern hat sich Busch, der starker Raucher war und viel Alkohol trank, öfter angelegt.

"Es macht mir Spaß, mich hineinzuversetzen, wie er sich wohl in bestimmten Lebensphasen gefühlt hat", sagt Sivulka. Symbiotisch füge sich das Klavierspiel Bernhard Schenckes in die Lesung ein, der die Stücke auf Basis des Manuskriptes auswählt. Es herrscht inzwischen ein blindes Vertrauen: "Der eine weiß, was der andere liefert."

Info

Karten für die "Stationen eines Lebens", diesmal über Wilhelm Busch, im Stuhrer Rathaus am Sonnabend, 5. November, sind im Vorverkauf bei Nordwest-Ticket erhältlich, so auch in der Brinkumer Geschäftsstelle des WESER-KURIER, Bassumer Straße 6a. Reservierungen für die Abendkasse können per E-Mail an kultur@stuhr.de vorgenommen werden. Der Eintritt kostet zwölf, ermäßigt zehn Euro. Beginn an der Blockener Straße 6 ist um 20 Uhr. 

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