Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Martin-Luther-Kirche in Seckenhausen Mehr als ein Zweckbau

Vor 50 Jahren wurde die Martin-Luther-Kirche in Seckenhausen feierlich eingeweiht. Zunächst schreckte einige die Betonbauweise ab, mittlerweile ist der Bau aber ein richtiges Gemeindezentrum.
18.12.2018, 18:27 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Mehr als ein Zweckbau
Von Eike Wienbarg

An den 22. Dezember im Jahre 1968 kann sich Brigitte Schulze noch genau erinnern: An diesem Tag wurde die Martin-Luther-Kirche in Seckenhausen festlich eingeweiht. Als Teil des Chores nahm die heute 76-Jährige am Gottesdienst, der die Gründung der neuen Kirchengemeinde manifestieren sollte, teil. Am kommenden Sonnabend, 22. Dezember, also genau 50 Jahre später, soll wieder mit einem Festgottesdienst an die Geburtsstunde der Seckenhauser Kirche gedacht werden.

„Die Seckenhauser haben viele Jahre darum gekämpft, eine eigene Kirche zu haben“, erzählt Brigitte Schulze. Vormals gehörten sie zur Kirchengemeinde in Brinkum. Doch nicht jeder war damit zufrieden. So hielten die Seckenhauser bereits eigene Gottesdienste ab. Im Kindergarten, wo früher der Pavillon stand, so Schulze. Aber der Wunsch nach einer eigenen Kirche wuchs in der Gemeinde stetig.

Im Jahr 1962 kaufte das Landeskirchenamt Hannover dann ein Grundstück neben dem neu angelegten Friedhof an der Industriestraße. „Es gab eine große Diskussion: Wie soll die Kirche aussehen?“, erinnert sich Schulze. Die Entscheidung fiel schließlich auf einen Betonbau, der dem damaligen Zeitgeist entsprach. „Es gab einige, die mit dem modernen Bau nichts anfangen konnten“, weiß sie weiter zu berichten. Am 1. Oktober 1967 – zum 450. Jahrestag der Reformation – folgte dann die Grundsteinlegung der passend nach dem Jubiläum benannten Martin-Luther-Kirche. In der Urkunde, die dem Grundstein der Kirche beigelegt wurde und die vom damaligen Brinkumer Pastor Wolfgang Cunow verlesen wurde, heißt es: „Die neue Kirche soll der Gemeinde und dem Ort Seckenhausen einen Mittelpunkt geben. Der Standort und die Bauweise der Kirche wurden von diesen Überlegungen bestimmt.“

Nach rund einem Jahr Bauzeit wurde die Kirche aus der Feder des Architekten Gerhard Dunkhase dann eingeweiht. „Es war sehr festlich“, erinnert sich Schulze an den Gottesdienst am 22. Dezember 1968. So sei jede Menge Musik dabei gewesen. Schulze selbst steuerte mit einem Chor von Jugendlichen zwei Lieder zum Festakt bei. Ein Projektchor für die Feier gestaltet ebenfalls das Programm mit. Später sollte daraus die Kantorei werden und Schulze über viele Jahre hinweg die Leitung übernehmen.

Bereits kurz nach der Einweihung zog auch weiteres Leben in die Kirche ein. „Der erste Täufling ist jetzt 50“, sagt Pastorin Judith Matthes, die seit 2016 in Seckenhausen tätig ist. Die erste Hochzeit ging im Jahr 1969 über die Bühne. Auch die Kantorei entwickelte sich immer weiter, nahm sogar eine Platte auf, wie Schulze sich erinnert. Hinzu kamen viele Gruppen wie zum Beispiel der Geburtstags- und Besuchsdienst für die über 80-Jährigen oder der besondere Go7-Gottesdienst. „Hier ist alles im Fluss“, sagt Matthes.

Neben dem eigentlichen Altarraum der Kirche, der innen mit reliefartigen Treppen und den „Farbwegen“ nach der Idee des Künstlers Otto Herbert Hajek verziert ist, bietet der Bau viel Platz für Gruppenräume und das Gemeindehaus. „Die Kirche ist wie sie ist“, findet Schulze. Und auch Matthes bricht eine Lanze für den Zweckbau: Wie sich eine Kirche anfühle, habe immer mit „Gemeindeleben und dem Erlebbaren zu tun“, sagt sie. Wer mit einer eher modernen Kirche groß werde, finde vielleicht auch die eher barocken Sakralbauten befremdlicher.

Die Pastorin schätzt an der Kirche zum Beispiel die Nähe zur Gemeinde bei der Predigt. Auch die funktionalen Räume weiß die Pastorin zu würdigen. Im Gemeindehaus treffen sich die Gruppen wie in einem echten Gemeindezentrum. „Wir sind flexibel“, sagt Pastorin Matthes über den Kirchenraum, der je nach Bedarf erweitert kann.

Eine Besonderheit ist natürlich auch das Dach der Martin-Luther-Kirche. Seit Anfang der 2000er-Jahre ist darauf eine Solaranlage installiert. So war die Anlage mal die größte Solaranlage auf einem Kirchendach in Deutschland, weiß Matthes. „Die Kirche ist vom Aussehen schön geworden durch das Dach“, findet Brigitte Schulze. „Im Sonnenschein funkelt es sehr schön“, sagt auch Pastorin Matthes. Der Erlös der Solaranlage kommt jedes Jahr einem guten Zweck zugute. So wird unter anderem durch die Gemeinde ein Patenkind in Südamerika unterstützt. Im vergangenen Jahr wurden Familien in Entwicklungsländern bei der Nutzung von Solarstrom bedacht.

Ein Problem gebe es bei der Kirche allerdings doch. So ist die Dämmung nicht all zu gut, berichtet Matthes. „Das haben die alten Kirchen aber genauso“, sagt sie. Und: Die Stühle bei großen Veranstaltungen müssen immer hin- und hergeräumt werden, sagt Schulze mit einem Schmunzeln.

Für den Festakt am Sonnabend, 22. Dezember, sind neben ehemaligen Mitarbeitern auch alle Gemeindemitglieder und Interessierte eingeladen. Zunächst gibt es ab 13.30 Uhr ein adventliches Kaffeetrinken. Um 15 Uhr startet ein Festgottesdienst mit Musik. Danach bestehe noch weiter Zeit zum klönen und erinnern, so Matthes.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)