Stuhr-Moordeich. Die Freude war groß, als zu Beginn des Jahres der Jugendtreff No Moor in Moordeich wieder öffnen konnte. "Es war brechend voll", sagt Streetworker Tobias Niehaus. Dementsprechend groß sei auch die Enttäuschung gewesen, als die Einrichtung kurz darauf wieder schließen musste. Wie berichtet, stehen die Räume am Neuen Weg 1 seit längerer Zeit immer mal wieder unter Wasser.
Nach der Wiedereröffnung führte jüngst ein erneuter Wasserschaden zur Entscheidung, die Einrichtung zu schließen, "um die Sicherheit und Gesundheit aller Besucherinnen und Besucher sowie des Personals zu gewährleisten", wie die Gemeinde Stuhr auf Nachfrage des WESER-KURIER mitteilt. Der Wasserschaden, der ursprünglich im vergangenen Sommer durch eine Kombination aus Starkregen und einem Stromausfall verursacht wurde, habe dazu geführt, dass die Wasserpumpen ausfielen und Regenwasser ungehindert in das Gebäude eindringen konnte. "Trotz umfangreicher Sanierungsmaßnahmen und der Installation eines Notstromaggregats trat über die Weihnachtszeit erneut Wasser durch den Fußboden ein, bedingt durch einen hohen Grundwasserpegel", heißt es von der Verwaltung weiter. Die Schäden seien umfangreicher als zunächst angenommen.
Mit der derzeitigen Situation scheinen viele Stuhrerinnen und Stuhrer unzufrieden zu sein. So ist am Donnerstag eine Online-Petition gestartet, in der ein Neubau des Jugendtreffs gefordert wird. Adressiert werden der Gemeinderat sowie die Verwaltung, um finanzielle Mittel für das Anliegen bereitzustellen. "Der Verlust dieses Treffpunkts hat einen großen Einfluss auf die Gemeinschaft der Kinder und Jugendlichen. Es fehlen nun Räumlichkeiten, in denen sich die jungen Menschen treffen, austauschen und ihre Freizeit sinnvoll gestalten können", heißt es in der Petition, die am Donnerstagabend auch auf dem Instagram-Kanal der Online-Schülerzeitung der Lise-Meitner-Schule in Moordeich geteilt wurde. 701 Unterschriften waren bereits am frühen Freitagabend zusammengekommen – bei einer Zielmarke von 1000. Den Urhebern der Petition bereite auch die zwischenzeitliche Nutzung der feuchten Räume Sorgen, wie sie schreiben.
Großes Verständnis für Anliegen
Streetworker Julien Jacquot hat für das Anliegen großes Verständnis. "Es ist ein Dauerproblem", sagt er. Seit längerer Zeit werde an einer Lösung gearbeitet. "Wir spüren, dass wir eine wichtige Einrichtung für die Familien sind", sagt er. Der Treffpunkt sei oft fest in deren Alltag integriert.
Die Betreuung findet derzeit im kleinen Umfang in der Streetworker-Wohnung über der Bibliothek in Moordeich statt. "Wir haben aber geringe Kapazitäten", sagt Jacquot. Trotz des begrenzten Raums steht das No-Moor-Team dort bereit, um Gespräche zu führen, Unterstützung bei Herausforderungen zu bieten und gemeinsame Aktivitäten und die Hausaufgabenhilfe anzubieten. Für die Mitarbeitenden sei die Situation derzeit ebenfalls nicht einfach. Immerhin zeichne sich die Arbeit mit Jugendlichen durch Kontinuität aus, die so nicht unbedingt gewährleistet werden könne, sagt der Streetworker.
Die Stuhrer Verwaltung war in der Zwischenzeit nicht untätig: "Aktuell laufen Sanierungsarbeiten, die durch eine Schimmelprüfung von einem Umweltinstitut ergänzt werden, um die Gesundheit der Nutzerinnen und Nutzer sowie des Personals zu schützen", heißt es. Zudem prüfe die Verwaltung langfristige Lösungen, um zukünftige Wasserschäden zu verhindern. Dies sei kostenintensiv und erfordere eine sorgfältige Planung und Umsetzung.
Viele Unterstützer der Online-Petition sehen derweil akuten Handlungsdruck. "Die bisherige langfristige Schließung des No Moor aufgrund von immer wiederkehrenden Wasserschäden hat ein gravierendes Defizit in der Jugendarbeit erzeugt, dessen negative Auswirkungen noch nicht absehbar sind", heißt es etwa in einem Kommentar, der unter der Online-Petition steht. Der erneute Wasserschaden zeige "die grundsätzlich falsche Örtlichkeit im Souterrain der Lise-Meitner-Schule". "Im Zuge von Neubauarbeiten sollte meiner Ansicht nach ein Jugendtreff in Schulanbindung geplant werden", schreibt der Unterstützer der Petition weiter. Die bisherige Zusammenarbeit des No-Moor-Teams mit der Lise-Meitner-Schule sei stets erfolgreich gewesen. Ohne geeignete Räume könne daran aber auf längere Sicht nicht mehr angeknüpft werden, befürchtet der Verfasser des Kommentars weiter.
Nach den Herausforderungen der Pandemiezeit und der darauffolgenden hohen Besucherzahl sei die erneute Schließung "besonders bedauerlich", betont die Verwaltung und teilt weiter mit: "Die Gemeinde Stuhr ist sich der Bedeutung des No Moor für die Jugendlichen bewusst und setzt alles daran, den Treffpunkt so schnell wie möglich wiederzueröffnen."