Stuhr-Brinkum. Lange war es ruhig um die Neugestaltung des Brinkumer Ortskerns, doch nun präsentiert die Gemeinde Stuhr mit der Specht Residenz Management GmbH den Gewinner des Wettbewerbs für die Gestaltung, Vermarktung und Bebauung des Areals rund um den heutigen ZOB. Mehr noch: Bereits am Donnerstag, 12. Mai, soll im Ausschuss für Bauen und Ortsteilentwicklung über den für die Umsetzung notwendigen Grundstücksverkauf an die Specht-Gruppe beraten werden, für Mittwoch, 18. Mai, ist dann schon die endgültige Entscheidung im Gemeinderat vorgesehen. Die Pläne des Wettbewerbssiegers sehen neben Gastronomie, Einzelhandel, Dienstleistungen und Wohnungen auch eine Senioren- und Pflegeeinrichtung im neuen Brinkumer Zentrum vor. Am Standort des Bremer Tors soll zudem ein neues Hotel entstehen.
In der Ausschussvorlage fasst Christian Strauß, Fachdienstleiter Stadtplanung im Stuhrer Rathaus, zunächst die jüngste Vorgeschichte zur Ortskerngestaltung zusammen. Bereits im Herbst 2019 hatte die Gemeinde die Vermarktung ihrer Grundstücke im Ortskern Brinkum beschlossen. Ganz genau geht es dabei um die bereits bebauten gemeindeeignen Flächen um den heutigen ZOB. Der ZOB selbst wurde ausgenommen, "denn dort soll ein zentraler Marktplatz für den Ortsteil Brinkum entstehen, der von der Gemeinde selbst gestaltet wird", heißt es in der Vorlage.
Marktplatz als Herzstück
Ziel der Vermarktung sei es, die Brinkumer Mitte neu zu gestalten, "um einen attraktiven und vielseitig aufgestellten Ortskern zu entwickeln, der den Anforderungen eines Mittelzentrums Rechnung trägt und einen nachhaltigen städtebaulichen Impuls für die Ortsteil- und Gemeindeentwicklung setzt". Als Grundlage nennt Strauß das Entwicklungskonzept, das mit Beteiligung von Politik, Verwaltung und Bürgern erarbeitet wurde. Herzstück des Konzepts ist dabei die Errichtung eines zentralen Marktplatzes mit passender Randbebauung. Nachdem die Gemeinde Stuhr vor einigen Jahren das Grundstück des Bremer Tors von der Familie Gefken gekauft hat, ist auch dieses Bestandteil der Planungen.
An dem für die Vermarktung, Gestaltung und Bebauung ausgeschriebenen Wettbewerb haben sich laut Gemeinde mehrere Unternehmen beteiligt, die Jury bestand aus Rats- und Verwaltungsmitgliedern sowie weiteren Experten. "Das überzeugendste, den Zielen entsprechende Konzept hat die Firma Specht Residenz Management GmbH erarbeitet", heißt es nun in der Vorlage. Die Firma ist Teil der in Bremen ansässigen Specht-Gruppe, Inhaber ist der Weyher Rolf Specht. Das Sieger-Konzept beinhalte die baulichen Nutzungen, die architektonische Gestaltung, einen Anteil preisgedämpfter Wohnungen, eine angepasste Nutzungsmischung aus gewerblicher Nutzung, darunter auch regionale Unternehmen sowie zum Teil kleinteiligen Einzelhandel und Wohnraum. Es werde mit ausreichend Stellplätzen geplant, ebenso mit der Nutzung regenerativer Energien. "Beabsichtigt ist die schnellstmögliche bauliche Realisierung des Vorhabens bis 2025", so Strauß.
Dafür bedarf es nun mehrerer Entscheidungen. Zum einen müssen für die Umsetzung mehrere Bebauungspläne geändert werden, zum anderen müssen die für die Bebauung erforderlichen Flächen an die Specht-Gruppe verkauft werden. Im Rahmen des Verkaufs sollen die Ziele der Gemeinde aber vertraglich gesichert werden. Bevor der Ausschuss am Donnerstag öffentlich berät, wird während der Sitzung auch ein Vertreter des beauftragten Architekturbüros Hilmes und Lamprecht die Pläne vorstellen.
Einzelhandel und Gastronomie
Im Vorentwurf für den Bebauungsplan Ortskern Brinkum, der mit den Sitzungsunterlagen auf der Internetseite der Gemeinde Stuhr veröffentlicht wurde, finden sich aber bereits weitere Details zur Planung. In den Gebäuden rund um den zukünftigen Marktplatz sollen in den Erdgeschossen demnach Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe einziehen. "Der Vorhabenträger befindet sich hier in vielversprechenden Gesprächen mit mehreren Anbietern", heißt es dazu. Auch örtliche Anbieter könnten hier ihren Standort finden. In den Obergeschossen sind insbesondere medizinische Dienstleistungen, Wohnungen (einschließlich eines relevanten und nachfragegerechten Angebots preisgedämpfter Wohnungen) sowie gegebenenfalls weitere Büro- und Dienstleistungsflächen vorgesehen.
Westlich der Bremer Straße soll außerdem ein "städtebaulich prägendes Gebäude mit Einzelhandels- und Gastronomieangeboten sowie eine Seniorenwohn- und Pflegeeinrichtung entstehen", so die weitere Planung. Am Standort des Bremer Tors ist ein neues Hotel vorgesehen. "Wir sind mit der Specht-Gruppe in Verhandlungen", kommentieren die Bremer Tor-Betreiber Sabine Gefken und ihr Sohn Jörn Gefken das Vorhaben. Es seien sehr positive Gespräche und dementsprechend positiv blicke man in die Zukunft. Weiter vorgreifen wolle man aber nicht, so Sabine und Jörn Gefken.
Der neue Brinkumer Ortskern soll durch die neue Mischung an Nutzungen ein "ein Wohn- und Erlebnisort für alle Bevölkerungsschichten" werden, der auch nach Ladenschluss weiterhin belebt bleibt, so die Vorstellung im Bebauungsplan. "Der Marktplatz soll als Markt- und Festplatz die Ortsmitte Brinkums als neuen Identifikationsort prägen und mit vielfältigen Angeboten das Ortszentrum weiter beleben", wird betont. Erschlossen werden soll das Gebiet über die bestehenden Verkehrsanlagen. Parkplätze sollen größtenteils in einer Tiefgarage Platz finden, einige jedoch zur niedrigschwelligen Erreichbarkeit der Ortsmitte auch oberirdisch. Ein Carsharing-Punkt ist ebenfalls vorgesehen.
Die öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bauen und Ortsteilentwicklung beginnt am Donnerstag, 12. Mai, um 18 Uhr. Sie findet im Ratssaal des Stuhrer Rathauses, Blockener Straße 6, statt. Auf der Tagesordnung steht außerdem die Teilneuaufstellung des Bebauungsplans "Grünanlage an der B 51" im Rahmen der Planungen für den Hallenbadbau in Brinkum und der Beschluss über das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept zur Ortskernentwicklung Stuhr. Bei Letzterem soll um Detailplanungen gehen.