Stuhr. Einstimmig hat der Rat der Gemeinde Stuhr am Mittwochabend für den städtebaulichen Vertrag mit der Specht-Gruppe gestimmt. Damit ist der Weg frei für die Vertragsunterzeichnung mit dem Investor, der in den kommenden Jahren den Brinkumer Ortskern neu gestalten wird. Dass dabei – auch durch die Regelungen im städtebaulichen Vertrag – viele Wünsche von Bürgern und der Gemeinde Berücksichtigung finden, sorgte während der Sitzung im Stuhrer Rathaus für viel Lob seitens der Politik. CDU-Fraktionschef Finn Kortkamp nannte das Projekt gar einen "Meilenstein für die ganze Gemeinde Stuhr".
Schon im Ausschuss für Bauen und Ortsteilentwicklung hatte es in der vergangenen Woche große Zustimmung für den städtebaulichen Vertrag gegeben (wir berichteten). Im Rat stellte Bürgermeister Stephan Korte nun erneut die Eckdaten des Vertrags, des Projekts und des Zeitplans vor. Durch den Vertrag könne man den bisherigen Mietern im Brinkumer Ortskern ein "faires Angebot" für Räumlichkeiten in den neuen Gebäuden unterbreiten. "Zu marktüblichen Preisen", so der Bürgermeister, der sich auch erfreut darüber zeigte, dass der Bereich des Hotels in die Planungen mit einbezogen wurde. Ebenso erfreulich sei, dass die Familie Gefken, Betreiber des Bremer Tors, einen Vertrag mit der Specht-Gruppe getroffen hätten und nach der Bauphase nach Brinkum zurückkehren würden. "Das ist ja kein Geheimnis mehr", sagte Korte, der auch erneut eine Präsentation mit den vier geplanten Gebäuden auf dem Gelände und rund um den heutigen ZOB zeigte.
Ziegenwiese als Parkplatz
Weil im Ausschuss einige Anwohner Sorgen im Hinblick auf die Parksituation während der Bauphase und danach geäußert haben, hätte man sich darüber in den vergangenen Tagen im Rathaus Gedanken gemacht, führte Korte weiter aus. Dabei ist die sogenannte Ziegenwiese an der Bassumer Straße (neben der Sporthalle Meyerstraße) in den Fokus geraten. "Es wäre eine Überlegung, sie während der Bauphase als Parkplatz zu nutzen", sagte der Bürgermeister. Aus dem Publikum wollte anschließend Björn Siemers wissen, was aus dem Flüchtlingstreff B5 wird. Der Treffpunkt befindet sich in einem Gebäude an der Bremer Straße direkt gegenüber vom ZOB, das auch abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird. "Das prüfen wir gerade, das hat aber auch noch Zeit", verwies Korte darauf, dass an der Stelle die Pflegeeinrichtung geplant ist, deren Neubau erst ab 2025 stattfinden soll.
"Das wird eine ungemeine Attraktivitätssteigerung in Brinkum", kommentierte Jonas Thomsen (FDP) die Pläne. Die Ziegenwiese als Ersatzparkplatz bezeichnete er als gute Alternative. Auch ihn freue, dass die Familie Gefken das Hotel übernimmt. Mit einem Augenzwinkern warf er einen Blick in die Zukunft. "Dann kann die Klasse 8a der KGS Brinkum dort ja ihren Abiball feiern", so Thomsen.
"Gut Ding will Weile haben", nahm SPD-Fraktionschefin Susanne Cohrs anschließend auf die lange Planungszeit Bezug. Ihr Dank galt der Verwaltungsspitze mit Bürgermeister Stephan Korte und Erster Gemeinderätin Bettina Scharrelmann für ihre Arbeit. Zweifel äußerte Susanne Cohrs am Zeitplan. "Den halten wir für sehr sportlich, aber Versuch macht klug", sagte sie. Die SPD-Politikerin geht zudem davon aus, dass die Brinkumer Bürger die Bauphase für das Ergebnis gerne in Kauf nehmen.
Viele Grundstückskäufe
Die lange Planungsphase bezeichnete Grünen-Fraktionschefin Kristine Helmerichs als "kein Ruhmesblatt". "Ich hätte dort gerne schon vor zehn Jahren Kaffee getrunken", sagte sie, erinnerte aber daran, wie die Gemeinde nach und nach die Voraussetzungen für den heutigen Umfang des Projekts geschaffen hatte – angefangen mit dem ersten Grundstückskauf an der Ecke Syker Straße/Mühlenstraße. Dort habe damals ein Imbiss gestanden, heute sei das Grundstück wichtig, damit die Busse den neuen Busbahnhof erreichen können. Gerade der sukzessive Kauf von Grundstücken im Ortskern durch die Gemeinde sei mutig gewesen. "Das muss man sich auch trauen. Nur dadurch sind wir jetzt in der Lage, einen ganzen Ortskern zu planen", so Helmerichs.
Ähnlich äußerte sich Finn Kortkamp. Der CDU-Fraktionschef sprach von der Chance, "an einem zentralen Ort einen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen". Durch das Projekt werde Brinkum zudem im medizinischen Bereich gestärkt. "Wir haben mit der Specht-Gruppe einen starken und regional verwurzelten Partner an unserer Seite", sagte Kortkamp außerdem und versprach, dass seine Fraktion alles tun werde, damit das Projekt nun zügig umgesetzt wird.
Besser-Fraktionschef Gerd-Wilhelm Bode kündigte an, den städtebaulichen Vertrag sehr gerne zu unterstützen. Die Specht-Gruppe hätte sich bei der Ausschreibung als einzige Bewerberin an die Vorgaben aus den Werkstätten mit den Bürgern gehalten. Die dort entstandenen Ideen der Bürger würde der Investor nun umsetzen. Als sinnvoll bezeichnete Bode den Bau von Tiefgaragen. "Jeder Parkplatz unter der Erde schafft zehn Quadratmeter Aufenthaltsqualität über der Erde", sagte er. Lob kam auch von Andreas Schnieder (AfD), er sprach von einem gelungenen und ausgewogenen Konzept.
Die nächsten Schritte
Wie geht es nun weiter? Noch im Quartal 1/2023 stehen die Vertragsunterzeichnungen mit der Specht-Gruppe und Offenlegung des Bebauungsplanes an. Im zweiten Quartal soll der Bebauungsplan für den Marktplatz vorliegen, sodass die Bürgerbeteiligung starten kann. Zu Beginn des dritten Quartals ist der Baubeginn für die Häuser 1, 2 und 4 geplant, der Baubeginn des Marktplatzes soll im ersten Quartal 2024 starten. Für das erste Quartal 2025 sieht die Verwaltung den Baubeginn von Haus 3 vor, in 2/2025 soll der Marktplatz eingeweiht werden und mit der Fertigstellung von Haus 3 soll das gesamte Projekt in 2/2026 abgeschlossen sein.