Regelrecht gelöchert haben die Schülerinnen und Schüler der achten, zehnten und zwölften Klassen der Kooperativen Gesamtschule (KGS) in Brinkum ihren Gast am Montagvormittag. Unter dem Titel "Präsidium bei euch" besuchte Barbara Otte-Kinast (CDU), Vizepräsidentin des niedersächsischen Landtags, die Schule und stellte sich den Fragen der Jugendlichen. Das Ziel: über die politische Arbeit aufzuklären.
Die erste Frage eines Achtklässlers hätte daher treffender kaum sein können: "Wie können Jugendliche mehr in die Politik eingebunden werden?" Laut Otte-Kinast stehe und falle dies mit dem Drang, sich zu engagieren – das beginne bereits in der Schule und im Schülerrat: "Ich habe als Klassensprecherin angefangen, weil ich mich für andere einsetzen wollte", gewährte sie einen Einblick.
Was folgte, war ein Feuerwerk an Entscheidungsfragen, nicht immer mit politischem Bezug: Drei Schülerinnen wollten wissen, ob Otte-Kinast lieber früh aufsteht oder lang schläft, Kaffee oder Tee trinkt, liest oder Serien schaut, an die Nordsee oder in die Berge verreist, fliegt oder Auto fährt, spontan oder durchgeplant ist und im Parlament lieber Gedanken lesen könnte oder immer Applaus bekommen. Die Antworten im Schnelldurchlauf: Die Vizepräsidentin ist Frühaufsteherin, trinkt Kaffee mit Kuhmilch, liest, fährt lieber an Nordsee und das mit dem Auto, bezeichnet sich als "spontan" und würde gerne die Gedanken ihrer Mitparlamentarier lesen können.
Von Kleiderordnung bis zur AfD
Gefragt nach ihren eigenen schulischen Leistungen sagte Barbara Otte-Kinast lachend: "Eigentlich ziemlich gut." Es bestehe kein Zwang zum Abitur, nannte sie sich selbst als Beispiel: Otte-Kinast hat einen erweiterten Realschulabschluss, absolvierte eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin und holte ihr Fachabitur nach. Mit ihrer Familie führt sie einen landwirtschaftlichen Betrieb.
Dann ging es in den Plenarsaal: Ob es dort Kleidervorschriften gibt, wollten die Jugendlichen erfahren. Otte-Kinast: "Dem Anlass entsprechend kleidet man sich." Eine "geschriebene" Kleiderordnung gebe es nicht, dennoch sollten Abgeordnete ihre Badelatschen besser zu Hause lassen.
"Wir tun für alle etwas", war derweil ihre Antwort auf die Frage, was die Politik für "einfache Bürger und Handwerker" tut. Als konkrete Beispiele für das Handwerk nannte Otte-Kinast die geplante Entbürokratisierung und Abschaffung der Bonpflicht.
Das Ende der Runde nahmen Fragen zum Umgang mit der vom Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuften AfD ein: Gefragt nach den größten Herausforderungen bei der Sitzungsleitung gab Otte-Kinast zu, dass es nicht immer einfach sei, sich "nicht anmerken zu lassen, wie bekloppt" sie manche Äußerungen finde. Von der AfD-Landtagsfraktion kämen in Wortbeiträgen "menschenverachtende Dinge", beispielsweise zu Schwangerschaftsabbrüchen. Auch sie habe bereits Ordnungsrufe erteilen müssen. Ein Schüler fragte dazu, ob "extreme Parteien politisch mitwirken dürfen" sollten. "Ganz extreme nicht", sagte Otte-Kinast, über Parteienverbote hätten jedoch Gerichte zu entscheiden. Im Umgang mit der AfD liefen Demokraten jedoch stets Gefahr, dass diese sich "sehr schnell als Opfer vermarktet". Von daher gelte, "das, was die raushauen, mit Fakten zu hinterfragen", mahnte sie.