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Landgericht Verden "Wie ein Krimidrehbuch"

"Wie ein Krimidrehbuch" seien dem Beamten der Autobahnpolizei die Schilderungen des mutmaßlichen Opfers vorgekommen. Der Fall wegen erpresserischen Menschenraubes in Brinkum wird derzeit in Verden verhandelt.
14.07.2023, 15:38 Uhr
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Von Angelika Siepmann

Verden/Stuhr-Brinkum. Der Beamte der Autobahnpolizei Langwedel (Kreis Verden) war zunächst skeptisch. Was der Mann, der in der nahen Raststätte Goldbach Süd verletzt am Boden lag, ihm und seiner Kollegin da aufgeregt berichtet, „das klang für uns erstmal unglaubwürdig, wie ein Krimidrehbuch“. So fasste der Polizist am Freitag im Prozess um das gewalttätige Tatgeschehen in einer Lagerhalle in Brinkum seine Eindrücke zusammen. Wie das mutmaßliche Opfer und sein Begleiter an jenem 5. Februar vorigen Jahres in der Raststätte an der A 27, Richtung Hannover, gelandet sind, konnte laut dem Zeugen letztlich geklärt werden.

Drei 22, 24 und 26 Jahre alte Männer aus Bremen beziehungsweise Syke müssen sich vor dem Landgericht Verden vor allem wegen erpresserischen Menschenraubes verantworten. Ihnen werden außerdem schwerer Raub, schwere räuberische Erpressung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Sie sollen mit einem 38-jährigen Handyshop-Betreiber aus Hannover unter dem Vorwand, ihm Elektrowaren verkaufen zu wollen, ein Treffen im Gewerbegebiet Gottlieb-Daimler-Straße in Brinkum-Süd vereinbart haben. Was ihm dann dort Furchtbares passiert sein soll, hatte der Geschäftsmann etliche Stunden später dem jetzt vernommenen Zeugen erzählt.

Demnach haben sich er und sein Bekannter am Treffpunkt plötzlich gleich sechs Männern gegenübergesehen. Es sei sofort Geld gefordert worden. Als er eine Zahlung verweigert habe, sei er „geschlagen, verprügelt, mit einer Schusswaffe bedroht“ worden. In der Lagerhalle habe man ihn an einen Stuhl gefesselt und ein Messer ins Bein gestochen – bis er schließlich eine Online-Überweisung über 20.000 Euro getätigt habe. „Den ganzen Tag“ habe die Tortur gedauert. All dies und noch manches mehr habe der Mann ihm im Raststätten-Shop mitgeteilt, so der Zeuge. Das Personal hatte die nebenan befindliche Autobahnpolizei alarmiert, nachdem der Saft konsumierende Kunde umgefallen war, angeblich bewusstlos.

Beim Erscheinen der beiden Beamten war der Mann allerdings bei Bewusstsein und ansprechbar. Er habe eine Stichverletzung am Bein gehabt, sagte der Zeuge, man habe den Rettungsdienst verständigt. Bei der ersten Befragung des aufgebrachten Mannes und seines leicht verletzten Begleiters sei es auch darum gegangen, wie sie denn in Langwedel gelandet seien. Die Täter hätten sie in seinem eigenen Auto hergefahren, habe der immer noch Liegende angegeben, und seien dann in einem anderen Wagen auf und davon gebraust. Diese Schilderung ließ sich jedoch nicht mit den sofort gesichteten Videoaufnahmen der Tank- und Rastanlage in Übereinstimmung bringen.

Die zeigten nämlich, dass die Männer allein in besagtem Pkw angekommen waren, der 38-Jährige am Lenkrad. Daraufhin, so der Zeuge, sei eine andere Version vorgetragen worden. Nun habe es geheißen, beide seien schon „ein paar Kilometer“ vor der Anlage auf dem Seitenstreifen der A 27 freigelassen worden. Der Verletzte will sodann den Fahrersitz erklommen und bis Gold Süd gedüst sein.

Der Prozess wird am kommenden Mittwoch, 19. Juli, fortgesetzt.  

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