Stuhr-Brinkum. Noch befindet sich der namenlose See in der Nähe der Brinkumer Osterbruchwiesen im Besitz des Bundes, doch das könnte sich bald ändern. Der Bund möchte den See, der im Zuge des Baus der Brinkumer Ortsumgehung entstanden ist, loswerden. Kaufen wird ihn höchstwahrscheinlich die Gemeinde Stuhr, die den Staus quo als naturnahe Anlage erhalten möchte. Wer das genau umsetzen soll, ist noch unklar. Interesse hat unter anderem der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) bekundet, dort hält man sich mit einer definitiven Aussage aber noch zurück. Erst wolle man den Erwerb abwarten, so Jörg Böttcher, Vorsitzender der Stuhrer Nabu-Ortsgruppe.
Der See befindet sich in der Nähe der Kreuzung Alte Heerstraße/Auf dem Steinkamp. "Im Zusammenhang mit der Sandentnahme für den Bau der Ortsumgehung entsteht im Bereich der Flur 6 in den Osterbruchwiesen ,Am Steinkamp' ein künstliches Gewässer, das alle bisherigen ,Autobahnseen' in der Gemeinde, den Silbersee in Blocken, den Steller See in Groß Mackenstedt und den Brinkumer See an der Hansalinie wie auch den Hohorster und den Grollander See (beim Flughafenbau entstanden) in den Schatten stellt", heißt es in der Regionalen Rundschau des WESER-KURIER vom 22. August 1991. Einen "herrlichen See mit blendend weißem Strand" hätten die Brinkumer jetzt vor der Tür, baden dürften sie dort aber nicht. Alle Versuche, diesen See zum Baden, Surfen oder andere Freizeitvergnügen freizubekommen, seien im Vorfeld gescheitert. "Das Gewässer soll zu einer Oase für Kleingetier und seltene Pflanzen werden", so der Wortlaut im Artikel weiter.
An dieser Nutzung hat sich bis heute nichts geändert. Allerdings steht nun ein Besitzerwechsel an. Verwaltet wird der See als Bundesbesitz von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Diese ist gesetzlich dazu gehalten, "nicht betriebsnotwendiges Vermögen wirtschaftlich zu veräußern", teilt die Behörde auf Nachfrage mit. Für Liegenschaften, die für Zwecke des Bundes entbehrlich sind, bietet die Bima diese zunächst den betroffenen Gemeinden und Städten zum Direkterwerb an. Die Kommunen erhalten ein Erstzugriffsrecht und können die Liegenschaft ohne Bieterverfahren zu einem gutachterlich ermittelten Verkehrswert erwerben. "Die Gemeinde Stuhr möchte für den Brinkumer See von der Erstzugriffoption Gebrauch machen", heißt es von der Bima.
Die Kaufabsicht bestätigt der Stuhrer Bürgermeister Stephan Korte. Das habe man der Bima auch mitgeteilt. Allerdings müsse der Verwaltungsausschuss dem Verkauf noch zustimmen. "Wir hatten aber schon Vorgespräche mit dem Verwaltungsausschuss und im Grunde gehen da auch alle mit", sagt Korte, gibt aber auch zu, dass das Angebot der Bima im Rathaus zunächst "anders bewertet worden" sei. "An sich haben wir keine Verwendung für den See", so der Bürgermeister zu den Gründen. "Dann haben wir die Karten aber noch mal neu gelegt", fügt er hinzu. Denn man wolle auch eine eventuelle andere Nutzung vermeiden, etwa eine Umgestaltung zu einer Freizeiteinrichtung. Als Eigentümerin habe die Gemeinde mehr Einwirkungsmöglichkeiten.
Erfreulich sei zudem, dass die Bima noch etwa 30.000 Euro mit dem Preis runtergegangen sei. Der Bürgermeister spricht jetzt von einem Kaufpreis von rund 63.000 Euro für die See und das dazugehörige Grundstück – insgesamt handelt es sich laut Bima um eine Fläche von 62.548 Quadratmetern. "Wir streben eine sanfte Nutzung an", sagt Korte zur Zukunft des Sees. Man wolle den Status quo erhalten. Bislang würde der stellvertretende Nabu-Vorsitzende Gerold Leschke dort Libellen beobachten und zählen, das könne natürlich auch so fortgesetzt werden. Insgesamt habe der Nabu Interesse bekundet.
Von Interesse spricht auch der Stuhrer Nabu-Vorsitzende Jörg Böttcher. "Wir haben weiterhin Interesse, die Fläche zu betreuen", sagt Böttcher. Interessant sei der See schon deshalb, weil es sich um einen Grundwassersee handele, der immer Wasser hat. Man wolle aber noch abwarten, bis der Verkauf abgewickelt sei. Dann könne er sich zum Beispiel vorstellen, den See zu pachten. Eine Bestandsaufnahme stehe dann an, um zum Beispiel herauszufinden, welche Vögel dort leben und welche Pflanzen sich genau angesiedelt haben. So könne man herausfinden, ob etwas verbessert werden muss. Dafür könne man wiederum versuchen, externe Mittel dafür zu bekommen, etwa aus der Bingo-Umweltlotterie.
Nach Böttchers Informationen sollen aber verschiedene Institutionen Interesse bei der Gemeinde angemeldet haben, darunter auch Angler. Äußern dazu wollte sich Bürgermeister Stephan Korte nicht. Der Nabu-Vorsitzende stellt aber schon einmal klar: "Wir haben keine Probleme damit, wenn da jemand angelt." Das sehe aber anders aus, wenn zu sehr eingegriffen wird, etwa durch das Aussetzen bestimmter Fischpopulationen.