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Songwriterin Ann Doka Musikalische Grenzgängerin

Ann Doka lässt in ihren Liedern deutlich die Country-Einflüsse anklingen. Vor zwei Jahren ist sie nach Stuhr gezogen, ihr aktuelles Album hat sie ganz stilecht in Nashville aufgenommen.
15.08.2022, 17:19 Uhr
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Musikalische Grenzgängerin
Von Alexandra Penth

Stuhr-Moordeich. Ann Doka kommt dieser Tage kaum zur Ruhe. Der Terminkalender der Musikerin ist voll, in gut einer Stunde geht es zum nächsten Auftritt nach Hameln. Die 42-Jährige muss dafür noch packen. Im langen Wallekleid mit Ethnomuster und Armreifen am Handgelenk sitzt sie auf ihrer Terrasse und scheint die Ruhe selbst zu sein. Ann Doka braucht den Trubel, die Menschen, die Emotionen, die verschiedenen Orte. Vor fast zwei Jahren ist sie nach Moordeich gezogen, davor war sie sieben Jahre in Bremen zu Hause. Ursprünglich kommt sie aus dem Rhein-Main-Gebiet, lebte im Taunus und pendelte zur Arbeit nach Frankfurt. Heute ist ihre Lebenssituation ähnlich mit dem Wohnsitz in Stuhr und dem Arbeitsplatz bei einer Werbeagentur in Bremen. "Es ist eine Mischung aus Stadtnähe und ländlichem Wohnen", sagt sie.

Album handelt von Veränderungen

Ann Doka heißt eigentlich anders, möchte ihren richtigen Namen aber nicht öffentlich machen. Nur so viel sei verraten: Die Initialen sind dieselben wie die ihres Mädchennamens. Die Corona-Pandemie hat ihr auch Freiraum für ihr aktuelles Album "House Of Change" gegeben. Ihre Musik beschreibt Ann Doka als Songwriter-Pop, versehen mit einer kleinen Note Nashville. "Ich bin ein bisschen Country angehaucht." Als Genre-Bezeichnung bevorzugt Ann Doka jedoch lieber "New Country Pop". Sie will das seichte Image der Musikrichtung aufbrechen, ohne den Charakter zu verleugnen, etwa den Einsatz bestimmter Instrumente oder die Melodieführung.

Ihr aktuelles Album hat sie ganz stilecht in der "Music City" Nashville aufgenommen, nachdem sie dort bereits mehrere Urlaube verbracht hatte. "Man lernt Leute kennen und irgendwann lernt man die richtigen Leute kennen." Über einen Freund kam der Kontakt zu Musikproduzent Jonathan Rice zustande. "Er ist ein unglaublich guter Produzent und hat meinen Songs eine andere Richtung gegeben", sagt Ann Doka. So entstand schließlich das Album "House Of Change", das auch mit dem Beruf der Musikerin zu tun hat. Als Kommunikationstrainerin beschäftigt sich die Stuhrerin auch häufig mit Psychologie. Der Albumtitel, der übersetzt so viel wie Haus des Wandels bedeutet, ist an die gleichnamige Theorie des schwedischen Psychologen Claes Janssen angelehnt. Steht jemand vor einer plötzlichen Veränderung, durchläuft er bildlich verschiedene Räume, etwa den "Raum der Verwirrung" oder ganz am Schluss den "Raum der Akzeptanz". "Man muss durch alle Räume durchgehen und keinen Seitenausstieg wie etwa durch den Keller nehmen, um mit sich und den Veränderungen im Reinen zu sein", erklärt Ann Doka. Jeder Song auf dem Album ist sozusagen ein Kapitel auf diesem Weg. 

Auf der Bühne ist nicht nur ihre Band, sondern auch die Westerngitarre ihr stetiger Begleiter. "Wir durften uns als Kinder einen Sport und ein Musikinstrument aussuchen." Ihre Wahl fiel auf den Kampfsport Jiu Jitsu und die Gitarre. Auf das Instrument hatte sie ihre Großcousine gebracht: "Sie hatte eine coole schwarze, mit Ornamenten besetzte Gitarre." Im Alter von sechs Jahren nahm sie den ersten Unterricht, mit 14 spielte sie in der ersten Band – damals Richtung Punkrock. "Wir haben Green Day gecovert." Zu der Zeit fand sie aber auch zum Country. Denn in Frankfurt war der Radiosender American Forces Network (AFN) wegen der vielen im Rhein-Main-Gebiet stationierten US-Soldaten empfangbar.

Auf der anderen Seite ist Ann Doka aber auch "voll das Popkind der 1990er-Jahre". Ihre Musikwelt spielte sich als Jugendliche zwischen Mariah Carey, Punkrock und Country ab – und ist noch immer vielfältig. "Ich mag leise Töne, aber auch echt rockige, deshalb spiele ich lieber mit einer Band." Für Ann Doka muss es Höhen und Tiefen in der Musik geben, wellenartige Bewegungen, keinen Stillstand. Ein bisschen so, wie auch das Leben ist. Die Musikerin sieht sich selbst als "Spätstarter". "Meine Bühnenperformance war bis 30 grottig", sagt sie. Ihren ersten eigenen Song schrieb sie im Alter von 25 Jahren. Ihre Band aus Frankfurter Zeiten hat sie noch in der alten Heimat und eine zweite in Bremen. Auch ihren Instrumenten hält Ann Doka jahrelange Treue. So besaß sie bisher nur drei Gitarren. Ihr ständiger Begleiter ist dabei "Mr. Gib", eine Gibson-Westerngitarre aus dunklem Holz.

Freiheit als Musikerin

Die mehrfach mit dem Deutschen Rock- und Pop-Preis ausgezeichnete Musikerin liebt die erarbeitete Freiheit. Ihre drei Alben hat sie auf ihrem eigenen Label veröffentlicht. Die Koordinierung der Auftritte und die Vermarktung nimmt sie selbst in die Hand. Sie sucht sich aus, mit welchen Musikern sie zusammenarbeitet. Bei einer großen Plattenfirma wäre all das so nicht möglich. "Wir haben als Künstler heute diese Wege", spielt sie auf die Veröffentlichung über Streaming-Plattformen wie Spotify an. 

Inzwischen schreibt Ann Doka auch viel für andere Künstler. Ein Lied unter ihrer Mitwirkung ist etwa von einem Künstler veröffentlicht worden, der bei Universal unter Vertrag steht. Viele Singles schreibt sie mit anderen zusammen, über ihre Alben sagt sie aber: "Das ist meins." Derzeit sind die nächsten Singles in Arbeit, das nächste Album wird noch etwas auf sich warten lassen. "Ich falle danach regelmäßig in ein kreatives Loch", sagt Ann Doka. Deshalb sucht sie immer nach neuem Erzählstoff. Den findet sie oft auf ihren Konzerten, wenn nach dem Auftritt Zuschauer zu ihr kommen und erzählen, wie sehr ein Song sie an ihr eigenes Leben erinnert hat. "Das ist mit die größte Bereicherung."

Ann Doka geht auch das Herz auf, wenn sie junge Menschen zum Musik machen inspirieren kann. Über Soziale Medien bekommt sie regelmäßig Nachrichten von einem jungen Mädchen, das ihretwegen angefangen hat, Gitarre zu spielen. Mit einem breiten Lächeln spielt die Frau mit den durchdringenden blauen Augen eine Nachricht ihres Fans ab. Das Mädchen stellt darin seine jüngere Schwester als neuesten Ann-Doka-Fan mit den Worten vor: "Ich mag deine Musik so sehr, dass wir sie immer hören müssen." Dass Ann Doka ihre Single "Better Walk On" vor Kurzem im ZDF-Morgenmagazin präsentierte und sie im Radio zu hören ist, hat auch Mädchen aus ihrem Heimatort dazu veranlasst, nun Musikunterricht zu nehmen. "Das macht echt Spaß, dass sie Zugang zur Musik entwickeln." Die Musikerin hat eine Liste mit Zielen, die sie abarbeitet. Das können Projekte oder große Auftritte sein. Für dieses Jahr stehen dort schon eine Menge Haken. Einer der ganz großen Träume auf der Liste? "Einmal in der Festhalle Frankfurt spielen." 

Info

Live ist Ann Doka samt Band in der Region an diesem Donnerstag, 18. August, ab 19.30 Uhr bei den Maritimen Tagen in Bremerhaven auf der Radio-Bremen-Bühne zu erleben. Am Sonnabend, 20. August, ist sie an der Freudenburg in Bassum zu Gast. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, Einlass ist ab 19 Uhr. Die Stuhrerin wird in ihrer Heimatgemeinde zudem am Freitag, 9. September, zur 850-Jahr-Feier des Ortsteils Stuhr auftreten. Alle Tourdaten sind auch im Internet unter www.anndoka.com zu finden.

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