Stuhr. Wie muss sich die Gemeindefeuerwehr Stuhr aufstellen, um in Zukunft weiterhin die Sicherheit der Bürger sicherzustellen? Mit dieser Frage beschäftigt sich seit rund anderthalb Jahren die Feuerwehrbedarfsplanung. In der Sitzung des Ausschusses für Verkehr, Ordnung und Sicherheit am Dienstag wurden die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppen präsentiert – und diese ernteten breite Zustimmung.
Im November 2020 hatte sich die Gemeinde mit dem Beschluss des Rates einem Schutzziel verschrieben: Innerhalb von zehn Minuten nach einem Notruf sollte ein Feuerwehrauto mit neun Kräften am Notfallort sein. 15 Minuten nach dem Notruf sollen 18 Rettungskräfte zur Verfügung stehen. Auf Grundlage dieses Zieles sei in den vergangenen Monaten sowohl in einer übergeordneten Projektgruppe als auch in den nachgeordneten Arbeitsgruppen (AG) zu den Themenfeldern "sehr intensiv" diskutiert worden, berichtete Stuhrs Erste Gemeinderätin Bettina Scharrelmann. Zur Projektgruppe gehörten neben ihr auch Hartmut Martens und Michaela Schierenbeck aus der Gemeindeverwaltung sowie Gemeindebrandmeister Michael Kalusche und sein Stellvertreter Soenke Heinken. In den AGs waren auch die Ortsbrandmeister sowie Fachkräfte aus den Wehren beteiligt. Scharrelmann beschrieb die Sitzungen als "unglaublich beeindruckenden Prozess" und lobte das Engagement der Feuerwehrkräfte.
Um das Schutzziel zu erreichen, seien zunächst drei Dinge wichtig: die Standorte der Wehren, damit die Radien alle Teile der Gemeinde abdecken, die Mitgliederstärke, damit immer genug Einsatzkräfte verfügbar sind, und die IT-basierte Auswertung von Einsätzen, um Erkenntnisse zu gewinnen, stellte Scharrelmann voran. So sei die Gemeinde mit ihren sechs Ortsfeuerwehren gut aufgestellt. Alle sechs sollen erhalten bleiben, auch die Schwerpunktaufgaben sollen bestehen bleiben. An einigen Standorten müsse es aber Veränderungen geben. Das bedeutet zum Beispiel für die Ortsfeuerwehr Heiligenrode einen Neubau ihres Gerätehauses. Denn Heiligenrode soll als Logistikstandort ausgebaut werden. Das aktuelle Gerätehaus sei für "den Schwerpunkt dauerhaft nicht mehr ausreichend", sagte Scharrelmann. Es gebe keine Möglichkeit zur Erweiterung. Außerdem sei die Ausfahrt direkt auf die Bundesstraße nicht ungefährlich.
Auch das Feuerwehrhaus Stuhr soll einen neuen Platz bekommen. Vor Ort gibt es ebenfalls Probleme mit der Ein- und Ausfahrt sowie mit den Parkmöglichkeiten. Außerdem bestehe am Standort wenig Platz zur Erweiterung. Zusätzlich könnten die Flächen für die anstehende Ortskernentwicklung gebraucht werden, so Scharrelmann.
Am Standort Seckenhausen könnte eine sogenanntes "Hygiene-Zentrum" für die Stuhrer Wehren entstehen. "Die Einsatzhygiene wird immer wichtiger", sagte Scharrelmann. Dafür brauche es aber auch Fahrzeuge, sodass es zum Um- oder Anbau kommen könnte. Für den Standort Groß Mackenstedt müssten dann Planungen verfolgt werden, wenn es zum Bau einer Ortsumgehung komme.
In den anderen Feuerwehrhäusern könnte es ebenfalls zu Veränderungen kommen. So sollen diese mit einer Notstromversorgung sowie Einbruch- und Brandmeldeanlagen ausgestattet werden. Außerdem soll es bessere Bedingungen für die weiblichen Feuerwehrkräfte geben – zum Beispiel in puncto Umkleiden. Ebenso solle die Parkplatz- und Verkehrssituation an allen Orten geprüft werden. Für diese Unterhaltungsvorhaben soll das jährliche Budget für die Wehren angepasst werden.
Ein zweiter wichtiger Punkt sei die Mitgliedergewinnung, sagte Scharrelmann. Derzeit sei die Stärke der Wehren noch ausreichend. Aufgrund des demografischen Wandels müsse die Mitgliedergewinnung ein "strategisches Ziel" werden. Zum einen soll für das Engagement in der Feuerwehr mehr geworben werden, zum anderen müsse auch die Bereitschaft von Arbeitgebern gesteigert werden, ihre Mitarbeiter für den Dienst freizustellen. "Wir müssen es den Arbeitgebern schmackhaft machen", sagte Michael Kalusche. In den drei Jugendfeuerwehren der Gemeinde gebe es derzeit 100 Mitglieder, 35 Prozent davon seien weiblich, sagte er auf Anfrage von Bernhard Helmerichs (Grüne).
Zur Entlastung der Ehrenamtlichen soll ein hauptamtlicher Gerätewart eingestellt werden. Uwe Dierks (CDU) wollte dazu wissen, wo dieser angesiedelt werden soll. Laut Michaela Schierenbeck soll er zunächst im Rathaus untergebracht werden. Möglicherweise könne er später ein Büro in einem der Feuerwehrhäuser erhalten.
Auch die Digitalisierung soll weiter Einzug im Feuerwehrwesen halten. So sollen zum Beispiel Einsätze digital ausgewertet werden können. Die Software gebe es bereits, nur eine einheitliche Methodik fehle noch, so Scharrelmann. Zusätzlich soll jede Wehr mit einem Tablet für das erstausrückende Fahrzeug ausgerüstet werden. Dort könnten dann schon die ersten Informationen, zum Beispiel für Hydranten am Einsatzort, bereitgestellt werden.
Stichwort Löschwasser: Die Gemeinde ist gerade dabei, ein digitales Löschwasserkataster zu erstellen. Darin werden alle Wasserstellen erfasst. Außerdem werden Brunnen und Zisternen derzeit durch ein externes Büro geprüft.
Nicht zuletzt gehen die Planungen auch mit einer Anpassung der Fahrzeugbeschaffungskonzepts einher. Dieses sei neu aufgestellt worden – "aus heutiger Sicht", so Scharrelmann. Alle fünf Jahre solle es überprüft werden.
In der Diskussion äußerten zwei Bürger, die selbst Mitglied in der Feuerwehr sind, unter anderem Bedenken bei mehreren Einsätzen gleichzeitig oder für die Hilfe bei Bränden in großen Höhen. "Wir halten vor, was man in der Regel braucht", sagte Scharrelmann. Bei Großlagen könne die Wehr auf die nachbarschaftliche Löschhilfe vertrauen. Michael Kalusche bestätigte den Eindruck: "Wir sind auf einem guten Weg." Auch der Ausschuss sprach sich für die ersten Schritte des Konzepts aus. So lobten Dierks, Susanne Cohrs (SPD), Heiko Fischer (FDP) und Joachim Döpkens (Besser) das Konzept.