Fünf Spiele, null Punkte und ein Torverhältnis von 8:26. Der TV Stuhr hat einen schwachen Saisonstart in die Fußball-Bezirksliga Hannover hingelegt. Insbesondere die jüngste 2:9-Klatsche bei Mitaufsteiger TuS Leese sorgte für ganz miese Stimmung an der Pillauer Straße. Trainer Marvin John sprach nach dem Debakel von Arbeitsverweigerung.
Außerdem ließ der Aufstiegstrainer nach Spielschluss mit folgenden Sätzen aufhorchen: "Ich weiß nicht, ob einige den Ernst der Lage nicht erkannt haben oder ob es eine Qualitätsfrage ist. Wir können nicht gegen den Tabellennachbarn neun Gegentore kassieren. Jetzt müssen wir erst mal gucken, wie wir weitermachen.“
Zwei Tage nach der Klatsche von Leese schaute der Stuhrer Übungsleiter im Gespräch mit unserer Zeitung noch einmal zurück auf diesen bitteren Sonntagnachmittag. "Es ist eine Charakter- und Qualitätsfrage, die sich einige Spieler stellen müssen – nicht alle, aber einige. Ob sie bereit sind, über ihre Grenzen hinauszugehen", so Marvin John. Doch welche Konsequenzen wird er in den kommenden Tagen daraus ziehen? Dabei nimmt sich John ein Beispiel am deutschen Bundestrainer Julian Nagelsmann, der nach der 0:2-Blamage in der Slowakei zuletzt eine ähnliche Richtung eingeschlagen hatte. "Der Kehrschluss aus dieser Niederlage ist, dass ich in Zukunft auf vermeintlich weniger Qualität setzen werde, und stattdessen auf Leute, die sich den Hintern aufreißen", so John.
Gegner wollte es mehr
Beim Blick auf die erste Elf von Leese ist es nur schwer nachzuvollziehen, dass diese Mannschaft, die mit vielen erfahrenen Spielern gespickt war, bereits nach elf Minuten mit 0:3 ins Hintertreffen geraten war. Und das gegen einen Mitaufsteiger, der zuvor in vier Partien gerade einmal zwei mickrige Tore erzielt hatte. "Es war eine bodenlose Frechheit, so zu verteidigen", ist John auch im Rückblick noch fassungslos über die Defensivleistung seines Teams. "Die ersten drei Tore waren Sonntagsschüsse, so ehrlich muss man sein. Aber man hat von der ersten Minute an gemerkt, dass der Gegner es mehr wollte."
Tore von Pardes Khil und Jonah Hellmers brachten den TVS zwar noch einmal in Schlagdistanz – 2:4. Doch weil die Verteidigung auch in der Folge nicht ligatauglich war, musste Torwart Finn Bang fünf weitere Bälle aus dem Netz holen, ehe dieses Spiel aus Stuhrer Sicht endlich ein Ende gefunden hatte.
Aufgrund dieser Klatsche machte sich John in den vergangenen Tagen auch Gedanken um seine Person. "Aber ich bin jetzt keiner, der sich seiner kompletten Verantwortung entzieht. Daher werde ich am Wochenende auch auf der Bank sitzen." Zumal am Sonntag nach dem Abpfiff gleich drei Spieler mit einer Bitte auf ihn zugekommen sein sollen, wie John verrät. "Es ist schon krass, wenn drei Spieler zu mir kommen und sagen: Bitte keine Kurzschlussreaktion, es liegt an uns." Als weitere Maßnahme hat John vor der Trainingseinheit am Dienstagabend eine Sitzung angesetzt, in der sich seine Spieler intern austauschen sollen – ohne seine Teilnahme.
Man darf gespannt sein, ob und wie sich der TV Stuhr aus der ersten Krise dieser noch jungen Saison befreien wird. Denn die kommenden Aufgaben dürften nicht einfacher werden. Mit dem TuS Wagenfeld, TV Neuenkirchen und VfR Evesen warten starke Mannschaften auf den Aufsteiger. Mit welchen Spielern John diese Aufgaben angehen wird, bleibt abzuwarten. "Es wird vielleicht auch Überraschungen geben, was die Kadernominierungen angeht", betont John.