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Wegen Personalmangels Sonderzeiten müssen reduziert werden

Die Gemeinde Stuhr zieht die Notbremse: Aufgrund von Personalmangel in den Kitas müssen in einigen Einrichtungen die Betreuungszeiten in den Randbereichen gekürzt werden.
23.03.2022, 12:59 Uhr
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Sonderzeiten müssen reduziert werden
Von Claudia Ihmels

Stuhr. Einige Stuhrer Eltern werden sich auf kürzere Betreuungszeiten in den kommunalen Kindertagesstätten einstellen müssen. Gerade die Früh- und Spätdienste stehen nach den Sommerferien in deutlich weniger Kitas zur Verfügung. Die Gemeinde Stuhr sieht angesichts des großen Personalmangels im Erzieherbereich vorerst keine andere Möglichkeit. Gute Nachrichten gab es während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Jugend, Freizeit und Soziales am Dienstagabend im Rathaus aber auch: Trotz gestiegener Anmeldezahlen stehen im Kindergarten (ab drei Jahren) genügend Plätze zur Verfügung. Für den Krippenbereich (Kinder von ein bis drei Jahren) zeigte sich Kerstin Frohburg, Fachbereichsleiterin für Bildung, Soziales und Freizeit ebenfalls optimistisch, jeder Familie auch eine Betreuung anbieten zu können.

Tatsächlich ist es bereits jetzt so, dass aufgrund von fehlendem Personal nicht mehr in allen Kitas die Betreuungszeiten von 7 bis 16 Uhr abgedeckt werden können. Zu dem ohnehin schon großen Personalmangel würden die Anforderungen aus dem neuen Kita-Gesetz kommen, das auch in Randzeiten eine Betreuung durch zwei Kräfte vorsieht, so Frohburg. Für das kommende Kita-Jahr 2022/2023 habe man sich deshalb erstmals entschlossen, die Gruppenplanung auf Basis der personellen Möglichkeiten zu erstellen, erläuterte die Fachbereichsleiterin.

Insgesamt seien bis zum Stichtag am 31. Januar 1362 Kinder für das nächste Kita-Jahr angemeldet worden. Das sei ein leichter Anstieg, die nachgefragten Betreuungszeiten hätten sich nur geringfügig verändert. Für die kommunalen Kindergärten gab es 997 Anmeldungen, 61 mehr als im aktuellen Kita-Jahr. Unter den Anmeldungen sind auch 71 sogenannte Flex-Kinder (plus 38), das heißt, dass ihre Eltern von der Rückstellung vom Schulbesuch Gebrauch machen. "Das ist ein Höchststand bei den Flex-Kindern", sagt Frohburg, die davon ausgeht, dass viele Eltern sich durch coronabedingte Schließungen oder Notbetreuung entschlossen haben, ihren Kindern noch ein weiteres Jahr im Kindergarten zu gönnen. 

Für die Kindergartenkinder hält die Gemeinde 995 Plätze vor – inklusive 50 neuer Plätze, die durch einen Anbau an die Kita Varrel entstehen. Der Anbau wird laut Frohburg aber erst zu Beginn des Jahres 2023 fertig. Da einige Familien gleichzeitig eine Anmeldung beim DRK-Kindergarten in Neukrug oder beim Paulus-Kindergarten in Moordeich abgegeben haben, geht sie dennoch davon aus, dass alle einen Platz bekommen. Doch eine Platzzusage aus dem Rathaus bedeutet nicht, dass alle angemeldeten Bedarfe wie gewünscht berücksichtigt werden können oder dies sei für die betroffenen Familien mit einem Einrichtungswechsel verbunden. Viele Eltern von Bestandskindern würden statt eines Wechsels aber versuchen, es trotz der kürzeren Betreuungszeit hinzubekommen, berichtete Frohburg aus ersten Rückmeldungen. 

Im Krippenbereich hält die Gemeinde 255 Plätze vor, die aber durch den Wechsel von Kindern während des Jahres in den Kindergarten teilweise wiederbesetzt werden können, sodass 336 Kinder betreut werden können. 45 Krippenplätze hat die Gemeinde im vergangenen Jahr durch Anbauten an den Kitas Varreler Feld und Groß Mackenstedt neu geschaffen, dennoch kann 29 Kindern kein Angebot gemacht werden. Dabei handelt es sich laut Vorlage aber um Kinder von nicht berufstätigen Sorgeberechtigten. Auch hier sei man aber in Abstimmung mit freien Trägern, außerdem gebe es noch Möglichkeiten bei Tagesmüttern, so Frohburg. Einige Kinder könnten trotzdem nicht zum gewünschten Termin aufgenommen werden, es gebe Wartezeiten von drei bis sechs Monaten. Zudem komme es aufgrund des Personalmangels und zu geringer Anmeldungen auch in den Krippengruppen zu Einschränkungen bei den Sonderdiensten. "Insgesamt ist unsere Planung realistisch mit einem Schuss Optimismus", lautete Frohburgs Fazit.

Die Fachbereichsleiterin berichtete außerdem aus der Vorstellung der Planung in der AG Kindergärten. Der Gemeindeelternrat hätte die Reduzierung nicht befürwortet, ad hoc aber auch keine andere Möglichkeit gesehen. Es gab aber die Bitte, in die Beschlussvorlage aufzunehmen, dass die Verwaltung die Dienste eigenmächtig wieder aufstocken kann, wenn sich die personelle Möglichkeit bietet. Dem – wie auch der Gruppenplanung allgemein – stimmten am Ende auch alle Ausschussmitglieder zu.

Zuvor kam aus dem Publikum aber noch die Frage nach den Gründen für den Personalmangel auf. "Die Gründe sind vielfältig", so Frohburg. Es gebe einen eklatanten Fachkräftemangel bei einem großen Angebot an Arbeitsplätzen. Zudem sei die Ausbildung von Fachkräften mit dem Ausbau von Plätzen nicht gleichermaßen vorangetrieben worden. Kritik übte sie am Land und am Kultusministerium. Dort sei man oft taub, wenn es etwa um Pilotprojekte für eine verkürzte Ausbildung oder ähnliches gehe. "Das Nadelöhr ist die Ausbildung", sagte Frohburg. Doch es mangele auch an Lehrern für die angehenden Erzieher. Bei den Berufsbildenden Schulen in Syke musste sogar eine Klasse abgesagt werden. "Dabei hatten wir schon Plätze reserviert", so die Fachbereichsleiterin.

"Ich wünsche mir eine Fee oder einen Zauberstab", kommentierte anschließend Gudrun Klomburg (SPD) die aktuelle Situation. Alexander Carapinha-Hesse (FDP) schlug vor, das Kita-Konzept von 2018 fortzuschreiben. Ähnlich sah das Britta Buttelmann (Grüne). "Wir sollten den Optimismus mittragen", meinte sie außerdem. Daniel Biermann (CDU) appellierte an alle Ausschussmitglieder, bei ihren Landtagsabgeordneten für eine dreijährige duale Ausbildung zu werben. Er schlug außerdem flexible Lösungen wie Platz-Sharing in den Randzeiten vor. Nicht jede Familie brauche schließlich jeden Tag eine längere Betreuung. "Da sind wir in der Diskussion", antwortete Frohburg. Auch über die Betreuung von Flüchtlingskindern aus der Ukraine mache man sich Gedanken, berichtete sie zu einer weiteren Frage von Biermann. Es gebe dazu aber noch keine Handlungsstrategie vom Kultusministerium.

Silvia Rievers dankte im Namen des Gemeindeelternrats für die Möglichkeit, doch noch im Laufe des Jahres aufzustocken. "Die Eltern, die einen Ganztagsplatz anmelden, brauchen ihn auch wirklich. Sie trifft es hart", sagte sie. Gründe dafür seien oft nicht nur die Arbeitszeiten, sondern auch die damit verbundenen Fahrtzeiten. "Ich bitte Sie, alles dafür zu tun, neues Personal anzuwerben. Das Ziel sollte ein Angebot sein, das den Bedürfnissen und Wünschen der Eltern entspricht", betonte Rievers.

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