Syke/Landkreis Diepholz. Nie hat man das Behelfskrankenhaus in Syke nutzen müssen, seit es 1969 fertiggestellt worden ist. Wo es sich befindet, warum und wie es aktuell aussieht, das erfuhren Interessierte bei der Gästeführung am Freitagnachmittag. Der Landkreis, beziehungsweise Peter Göbel, dem die Aufsicht des Bunkers obliegt, hatte die geheimnisvollen Räume unter der Berufsschule (BBS) zum ersten Mal für Gästeführer Ernst Bochnig und seine Rundgangteilnehmer geöffnet. Durch rund 3900 unterirdische Quadratmeter führte der Spaziergang, begleitet von einer Fülle an wissenswerten Informationen.
„Noch bis vor zwei Jahren wurde das hier ein bisschen als lost place angesehen, also so was wie ein vergessener Ort“, erklärte der Rentner. Früher habe man darüber ja nicht laut gesprochen, denn schließlich sollte „der Feind“ davon nichts erfahren. Gebaut wurde der Bunker zwischen 1964 und 1969, wobei Bochnig sogar noch einen Zeitzeugen zitieren konnte, den Maurer Willi Logemann, der daran beteiligt gewesen war.
Mit Spannung lauschten die rund zwei Dutzend Zuhörer den Erklärungen zur Entstehung und Planung dieses unsichtbaren Gemäuers. Das war während der Zeit des Kalten Krieges gewesen, als in ganz Deutschland 220, in Niedersachsen 22 Bunker entstanden waren, die allerdings nicht atombombensicher sind. „Sie sollten nur zur Beruhigung der Bevölkerung dienen, dass man sich um sie kümmere“, so Bochnig. 700.000 Mark gab es dafür einst von der Bundesregierung, die es in den 1990er-Jahren entwidmete und später den leeren Bunker mitsamt der Wartung in die Verantwortung des Landkreises Diepholz legte.
Hatte man die Rundtür am Zutritt durchschritten, stand die Gästeschar im Empfang, der früher eigentlich an anderer Stelle gewesen war. Dort konnten sie auf alten Plänen erkennen, wie sich das alles gestalten sollte. Ein ausführlicher Lageplan hängt dort – zu Räumen und Gängen für die Patienten beziehungsweise für rund 150 Ärzte und Pflegekräfte sowie die Operationsräume. Dazwischen Technik- und Hauswirtschaftsräume, große für Öltanks und Generatoren für Belüftung oder auch für Gulaschkanonen – die im Übrigen noch immer dort stehen.
In die 41 Bettenzimmer des insgesamt 151 Räume umfassenden Bauwerks hätten mehr als 400 Betten passen sollen für rund 530 Patienten. Wie viele es tatsächlich waren, lässt sich nicht mehr nachrechnen, denn die Betten hatte man „Gorbatschow geschenkt“, wusste Bochnig. Heute stehen fast alle Zimmer leer, nur in wenigen befindet sich Archivmaterial von Katasteramt, Kreis und Stadt.
Eine Zeit lang waren hier noch Lebensmittel als Notfall-Rationen gelagert worden, die alle drei Monate ausgetauscht wurden. „Die veralteten Portionen gingen immer an Altenheime hier, bis man daran keinen Geschmack mehr hatte“, erläuterte Bochnig. So nahm das bald ein Ende.
Natürlich konnte die Frage einer Mitwandernden nicht fehlen: „Könnte man notfalls den Bunker heute wieder nutzen?“ Das musste Bochnig klar verneinen, das sei nicht vorgesehen. Der Gästeführer fand, es möge dabei bleiben in Friedenszeiten, denn allein der Aufenthalt war für manch eine der Gäste anstrengend: „Das ist schon sehr komisch, da unter der Erde.“