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In Wachendorf stand einst eine Ritterburg aus dem zwölften Jahrhundert, von der nur noch der Unterbau übrig geblieben ist Eine Motte in Form eines Hügels

Syke-Wachendorf. Von 1972 bis zu seinem Tode im Jahr 2006 hat der niederländische Show-Master Rudi Carrell in Wachendorf gewohnt. Aber war er wirklich der prominenteste Bürger der kleinen zu Syke gehörenden Ortschaft? Denn dort, wo Carrell mit seiner Frau Anke sowie seinen Kindern Alexander, Annemieke und Caroline residierte, hat einmal eine Ritterburg gestanden.
23.01.2016, 00:00 Uhr
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Eine Motte in Form eines Hügels
Von Micha Bustian

Von 1972 bis zu seinem Tode im Jahr 2006 hat der niederländische Show-Master Rudi Carrell in Wachendorf gewohnt. Aber war er wirklich der prominenteste Bürger der kleinen zu Syke gehörenden Ortschaft? Denn dort, wo Carrell mit seiner Frau Anke sowie seinen Kindern Alexander, Annemieke und Caroline residierte, hat einmal eine Ritterburg gestanden. Sicherer Hinweis darauf ist ein Burghügel aus dem elften oder zwölften Jahrhundert auf dem weitläufigen Gelände: die sogenannte alte Motte.

Im Dezember 2007 hat Peter Dammann das alte Rittergut von Rudi Carrells Witwe übernommen. „Ich habe beim Kauf nicht gewusst, was dahinten im Waldstück noch auf uns wartet“, sagt der heutige Eigner. Der Burghügel würde unter Denkmalschutz stehen, weiß er. „Ich finde das sehr, sehr interessant. Manchmal frage ich mich, was man dort alles Schönes finden würde, wenn man buddeln würde.“

Nun, das wird nicht funktionieren. Denn wie bereits geschrieben: Die alte Motte steht unter Denkmalschutz. Entdeckt hat sie der Schnepker Dorfschullehrer Bernhard Dierking, wie der frisch erschienenen Wachendorfer Dorfchronik zu entnehmen ist. 1930 soll das gewesen sein, berichtet Werner Köhler, einer der Macher der Chronik mit dem Namen „Geschichte eines wachen Dorfes“.

Ein anderer aus diesem Redaktionsteam ist Hubert Schulten, ehemals Lehrer unter dem Schulleiter Bernhard Dierking. Schulten hat schon 1967 Folgendes an seine Schüler vermittelt: „Die junge Wachendorfer Siedlung war damals dem Erzbischof in Bremen untertan und musste um das Jahr 1200 dem Propst Hermann zu Ansgari jährlich eine Spende an Hafer, Gerste und Weizen liefern. Da mag es sein, dass ein Ritter mit der Wahrnehmung der erzbischöflichen Rechte belehnt worden war.“

Das würde allerdings auch bedeuten, dass die „Knipkenbarg“, wie die Wachendorfer die alte Motte fast freundschaftlich nennen, nicht von einem königlichen Ritter bewohnt wurde, sondern von einem landadeligen Ritter. Wie der Erbauer hieß, wird schwer zu ermitteln sein. Sehr wohl aber sind dem Syker Stadtarchiv diverse ritterliche Verbindungen zu Wachendorf zu entnehmen. So Ritter Walmodus, der um 1230 einen Hof vom Grafen von Hoya erhielt. Oder der Landadelige Johann Steding im Jahre 1278. 1330 dann profitierte ein gewisser Hermann Mulen von der Güte des Grafen von Bruchhausen, der ihm in Wachendorf ein Haus als Lehen übertrug. Verbrieft sind laut Lehnsregister des Grafen von Hoya auch der Knappe Gerhard Huchtrick im Jahr 1344 und der Dienstknecht – man beachte die Namensähnlichkeit zum Wohnort – Hinrich von Wachentorpe 1360.

Und da es eben „nur“ Landadel war, der in Wachdorf Hof hielt, gestaltete sich die Burg selber eher klein. Der Hügel selbst – also die alte Motte – ist etwa drei Meter hoch und 25 Meter lang. Zu besichtigen ist er allerdings im Normalfall nicht. Denn das elfeinhalb Hektar große Areal mit dem Wachendorfer Mühlenteich wird inzwischen auch gewerblich genutzt: Sowohl in der Wassermühle als auch im Haupthaus wohnen kranke Senioren. „Früher stand vor dem Eingang ein Schild mit Erklärungen zur alten Motte“, erinnert sich Werner Köhler. Klingt so, als hätte er gerne wieder eines an dieser Stelle.

Der Begriff Motte stammt übrigens aus dem Französischen und bedeutet „kleiner Hügel in ebener Umgebung“. Moderne Geschichtsschreiber verwenden diesen Ausdruck. Auf den Motten entstanden ab dem elften Jahrhundert Ritterburgen, Wehrburgen auf engstem Raum. Der Hügel war zumeist mit einem Wassergraben umgeben. Auf der Böschung wurde ein Palisadenzaun mit einem erhöhten Umgang im Inneren errichtet. Die Burg war häufig nur ein etwa fünf mal fünf Meter großer Turm, in dem Lager und Wohnraum Platz fanden. Der geringe Umfang der Wachendorfer Motte belegt, dass der dort ansässige Ritter wahrscheinlich weder sonderlich reich noch mächtig war. Womit Rudi Carrell wohl doch der prominenteste Bürger Wachendorfs bleibt.

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