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Interview mit Landesbischof Ralf Meister "Ich habe eigene Fußstapfen gefunden"

Syke. Ralf Meister ist bekannt geworden als Sprecher des "Wortes zum Sonntag" in der ARD. Im Interview mit Jörn Dirk Zweibrock spricht der Landesbischof über seine Motorradleidenschaft, große Fußstapfen und die Bedeutung der Kirche auf dem Lande.
10.02.2012, 05:00 Uhr
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Von Jörn Dirk Zweibrock

Syke. Ralf Meister stammt aus Hamburg, studierte dort und wurde im Michel für den Pastorendienst gesegnet. Er ist bekannt geworden als Sprecher des "Wortes zum Sonntag" in der ARD. Im Interview mit Jörn Dirk Zweibrock spricht Ralf Meister über seine Motorradleidenschaft, große Fußstapfen und die Bedeutung der Kirche auf dem Lande.

Herr Landesbischof, herzlichen Glückwunsch nachträglich zum 50. Geburtstag. Wie fühlen Sie sich mit einer Fünf vor der Null?

Ralf Meister:Mein Lebensgefühl wird zur Zeit ganz klar von den bischöflichen Aufgaben und Herausforderungen bestimmt und nicht zuerst vom Alter.

Sie sind leidenschaftlicher Motorradfahrer - kommen Sie mit dem heißen Ofen nach Bruchhausen-Vilsen?

Leider habe ich derzeit kein eigenes Motorrad, für meine Teilnahme am Motorradgottesdienst im Sommer habe ich mir eine Maschine ausgeliehen. Aber wie auch immer - es ist viel zu kalt, um Motorrad zu fahren.

Der Besuch in Bruchhausen-Vilsen ist Ihr erster im Kirchenkreis Syke-Hoya. Kennen Sie die alte Grafschaft Hoya?

Nein, aber das wird sich ja zum Glück ändern.

Hat Kirche auf dem Land einen größeren Stellenwert als in der Stadt?

Gott sei Dank hat Kirche auf dem Land in Niedersachsen einen sehr hohen Stellenwert. Das ist selbstverständlich ein Unterschied zum Beispiel zu Hannover, wo nur noch etwa die Hälfte der Menschen einer christlichen Kirche angehört. Andererseits kann Kirche in der Stadt leichter Schwerpunkte setzen - zum Beispiel mit einer Jugendkirche, mit hochwertigen musikalischen Aufführungen, mit einer Gospelkirche.

Viele Christen kennen Sie aus dem Fernsehen. Sprechen Sie beim kreuzundquer-Gottesdienst das Wort zum Sonntag?

Das Wort zum Sonntag ist ein ganz eigenes Format, genau so wie "Der etwas andere Gottesdienst" kreuzundquer. Dort wird versprochen, habe ich gehört, dass keine langweiligen Predigten gehalten werden - das werde ich beherzigen.

Im Norden der Republik fusionieren dieses Jahr drei Landeskirchen zur sogenannten Nordkirche. In Niedersachsen gibt es derzeit noch vier Landeskirchen. Zeit für eine Zusammenlegung?

Wir haben ja die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Aber ich glaube, wir müssen das Vorhandene weiter entwickeln, wodurch sich sicher die Glaubwürdigkeit erhöhen würde. Alle Kirchen haben damit zu kämpfen, dass sie nicht mitgliederstärker werden und dass die finanzielle Lage nicht stabil bleibt. Deswegen müssen wir überlegen, wie wir uns so verbinden können, dass wir irgendwann in einer gemeinsamen Kirche zusammenkommen. Ein Zeitraster gibt es jedoch nicht.

Wie wollen Sie die Kirche wieder attraktiv für junge Menschen machen?

Es gibt eine Vielzahl attraktiver Angebote für junge Menschen und vor allen Dingen die sehr aktive Evangelische Jugend in unserer Landeskirche (www.ejh.de). Nehmen Sie zum Beispiel das alle zwei Jahre stattfindende Landesjugendcamp, zu dem sich 2010 in Verden rund 2000 Jugendliche getroffen haben. Jugendliche treffen sich in den Gemeinden in Jugendgruppen, spielen im Posaunenchor, singen im Gospelchor, lassen sich zu Teamern ausbilden, besuchen die Jugendkirche und so weiter.

Sie haben sich gerade bei Facebook abgemeldet. Warum wollen Sie mit ihren Schäfchen nicht übers Netz kommunizieren?

Wir haben einen sehr guten Internetauftritt der Landeskirche und werden unsere Netzaktivitäten permanent weiterentwickeln. Aber ein Facebook-Auftritt des Landesbischofs würde Erwartungen wecken, die ich nicht erfüllen kann.

Bin ich auch dann ein guter Christ, wenn ich nur Weihnachten in die Kirche gehe?

"Gute" und "schlechte" Christen sind keine Kategorien in der evangelischen Theologie. Wir freuen uns über alle, die einen Gottesdienst besuchen, ohne aus der Anzahl der Besuche die Ernsthaftigkeit des Glaubens abzuleiten.

Die Syker Christus-Kirchengemeinde hatte gerade Probleme, ihren Kirchenvorstand neu zu besetzen. Warum wollen sich nur noch wenige Menschen kirchlich engagieren?

Das ist ein falscher Eindruck: Die Bereitschaft, sich kirchlich zu engagieren, ist allgemein hoch. Trotzdem ist mir klar, dass es in einzelnen Gemeinden Probleme gibt, auf die es jedoch keine generellen Antworten gibt. Auf jeden Fall müssen wir überlegen, ob wir strukturell etwas verändern, vielleicht an der Länge der Amtszeit der Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher.

Die evangelischen Kirchengemeinden Heiligenloh und Colnrade wurden gerade zusammengelegt. Gibt es dazu weitere Überlegungen im Kirchenkreis Syke-Hoya?

Diese Frage müssen Sie bitte den Verantwortlichen im Kirchenkreis stellen.

Haben die Missbrauchsfälle der Evangelischen Landeskirche Hannover viele Mitglieder gekostet?

Nein, die Austritte sind 2011 im Vergleich zu 2010 leicht zurückgegangen.

Sind viele Katholiken nach den Skandalen in der katholischen Kirche zum evangelischen Glauben übergetreten?

Dazu kann ich nur wenig sagen, da wir das nicht zuverlässig statistisch feststellen können. Wir hören von den Wiedereintrittsstellen, dass es im vergangenen Jahr mehr dieser Fälle gegeben hat als früher.

Manch einem liefert Esoterik mehr Antworten auf die Fragen der Zeit als Religion. Beängstigt Sie das?

Angst ist kein guter Ratgeber. Ich glaube fest daran, dass der christliche Glaube den Menschen einen Raum öffnet, in dem sie mit ihren Fragen, Sorgen, Ängsten, Hoffnungen und Zweifeln gut aufgehoben sind. Im christlichen Glaubensraum finden die Menschen eine ganz andere Gewissheit und eine größere Verheißung als in der Beliebigkeit der Esoterik.

Wie schwer war es für Sie, in die Fußstapfen von Margot Käßmann zu treten?

Ich denke, dass ich nach einem knappen Jahr in der hannoverschen Landeskirche sagen kann, dass ich meine eigenen Fußstapfen gefunden habe.

Warum ist die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach eine Gottesoffenbarung für Sie?

Für mich geschieht grundlegende Gotteswahrnehmung auch in der Wahrnehmung herausragender Kunst - und dazu gehört zweifellos Johann Sebastian Bach.

Haben Sie Ihren drei Kindern früher viel aus der Bibel vorgelesen?

Ich kann allen Müttern und Vätern nur raten: Vorlesen, vorlesen, vorlesen - aus der Bibel und aus guten Büchern.

Erinnern Sie sich noch an Ihren Konfirmationsspruch?

Er ist aus Psalm 86: "Weise mir, HERR, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit" und ist eine Lebensweisheit für mein ganzes bisheriges Leben geworden.

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