Syke/Landkreis Diepholz. „Geh wählen und gib deine Stimme den demokratischen Parteien“, lautete der Aufruf, den Rahmi Tuncer vom Verein Mosaik kürzlich noch näher erläuterte. Gefolgt waren der Einladung zu einem Nachmittag bei Essen, Trinken und Erläuterungen zur Wahl an diesem Sonntag gut ein Dutzend wahlberechtigte Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund. Denn der Verein Mosaik – Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) – setzt sich für transkulturelle Bildung und Begegnung im Landkreis Diepholz ein.
In Tuncers Vortrag standen ausführliche Betrachtungen dazu, wie Wahlbenachrichtigungen aussehen und was man damit macht, wie ein Wahlzettel aufgebaut ist und worauf man Sonntag zu achten habe, an erster Stelle. Also der Hinweis, dass jeder nur zwei Kreuze zur Verfügung habe und wo er sie nutzen könne.
Migranten spielen kaum eine Rolle bei Parteien
Des Weiteren stellte er die genaueren Informationen aus den zur Wahl stehenden Parteien zur Debatte. Man habe im Verein im Vorfeld genauestens die Programme aller durchforstet, vor allem derjenigen hier im Landkreis, um herauszufinden, an welcher Stelle denn auf Integration, Migranten und Flüchtlinge und deren Situation eingegangen worden sei. „Da haben wir nichts gefunden, bei niemandem, außer einen kurzen Passus bei den Grünen in Syke." Darüber freute sich vor allem Nils Brickwedel, der für die Grünen in den Stadtrat gewählt worden ist. Der junge Mann konnte auch gleich sein Engagement beweisen, indem er seinen privaten Laptop von zu Hause holte, damit die technische Verbindung zum Beamer klappen konnte.
Nach den Ausführungen zum Wahlvorgang warnte Tuncer vor faschistischen Parteien, vor der AfD und ihren Vorgängern wie NPD, REP, DVU und Pro Deutschland. „Gib ihnen keine Stimme, denn sie betreiben eine von Demokratie- und Menschenfeindlichkeit geprägte Politik“, sagte der Integrationsberater und fuhr fort: „Das ist eine rassistische, gefährliche Ideologie für das Zusammenleben der Kulturen.“ Dazu hatte er Fotos von Wahlplakaten der AfD dabei, auf denen solche Sprüche wie „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ oder „Atatürk würde AfD wählen“, teilweise auf Türkisch zu sehen waren. „Solch ein Schwachsinn“, meinte einer der Gäste und schüttelte den Kopf. Denn schließlich würden sie sich ja mit dem deutschen Grundgesetz identifizieren, im Gegensatz zur AfD.
Tuncer fuhr fort, indem er einen Beschluss von Mosaik im Detail präsentierte: „Da also an uns nicht gedacht wurde, werden wir uns für die kommenden Kommunalwahlen vorbereiten und selbst Bewerber stellen – wir werden sie so qualifizieren, dass sie aktiv werden können in den Gremien.“ Denn schließlich gebe es im Landkreis rund 5000 Wahlberechtigte mit Migrationshintergrund, und es gebe hier sehr viele Probleme, die ein menschenwürdiges Leben infrage stellten. „Die Parteien vor Ort haben uns immer den Rücken zugewandt, das wollen wir nun quittieren.“