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Flüchtlinge aus der Ukraine Syke bereitet sich vor

Immer mehr Ukrainer flüchten vor dem Krieg gen Westen, auch nach Syke. Noch sind die Zahlen überschaubar, doch die Hachestadt bereitet sich vor, um noch mehr Menschen aufnehmen zu können.
15.03.2022, 17:13 Uhr
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Syke bereitet sich vor
Von Sarah Essing

Syke. Der Krieg in der Ukraine geht in die vierte Woche, und in Syke laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet aufzunehmen. Noch ist die Anzahl überschaubar. 76 Ukrainer sind bisher in der Hachestadt angekommen, vermelden Bürgermeisterin Suse Laue, Ordnungsamtsleiterin Freya Söchtig und Heike Wilhelm vom Fachbereich Soziales. "Wir wissen aber, dass noch viele kommen werden", so Suse Laue.

Die Situation unterscheidet sich dabei zum Teil erheblich von der Ankunft der Flüchtlinge im Jahr 2015. Zum einen dürfen sich Ukrainer mit ihrem Pass ohnehin 90 Tage lang im Schengen-Raum aufhalten. Grundsätzlich müssen sie sich daher erst melden, wenn sie Unterstützung benötigen, führt Suse Laue aus. Angesichts der aktuellen Lage haben die EU-Staaten den besonderen Schutz für Ukrainer nach Paragraf 24 des Aufenthaltsgesetzes ausgerufen. Dies bedeutet: Wenn sie sich registrieren lassen, erhalten sie umgehend eine Aufenthaltsgenehmigung. Diese ermöglicht es ihnen nicht nur, finanzielle Hilfe in Anspruch zu nehmen, sondern auch zu arbeiten. Erste Anfragen dazu habe es bereits gegeben. Allerdings sei das momentan keine Priorität. "Es ist wichtig, dass die Menschen erst einmal ankommen und sich zurechtfinden", betont Suse Laue.

Doch nicht alle Ukrainer lassen sich registrieren. Das liege zum einen daran, dass viele hoffen, möglichst schnell wieder in die Heimat zurückzukommen. Zum anderen gibt es keine zentrale Anlaufstelle für die eintreffenden Flüchtlinge, und die Menschen aus der Ukraine erreichen Deutschland derzeit auf unterschiedliche Art und Weise. Einige kommen mit ihren Fahrzeugen, andere mit Bussen, die auf private Initiative hin an die polnisch-ukrainische Grenze fahren, und wieder andere über die offiziellen Wege der Hilfsorganisationen und staatlichen Stellen. Dies stellt die offiziellen Stellen vor Herausforderungen. Gerade im Hinblick auf private Initiativen appelliert Suse Laue in diesem Zusammenhang daher besonders eindringlich: "Bitte keine unbegleiteten Minderjährigen mitbringen!"

Viele Ukrainer kommen zunächst bei Familien und Freunden unter, die bereits in Deutschland leben. Über ihre eigenen Netzwerke finden sie dort oder bei Bekannten Zuflucht. Andere finden Unterkunft bei Freiwilligen, die Wohnungen oder Zimmer zur Verfügung stellen. "Die Hilfsbereitschaft ist immens", ist Suse Laue beeindruckt und dankbar für diese Unterstützung, auch in Syke. 90 Unterkünfte wurden der Stadt bisher gemeldet. Auf diese kann die Verwaltung nun zurückgreifen, wenn Ukrainer ankommen. Das sei immens und unglaublich toll, betonen alle drei. Dennoch betonen sie auch, wie wichtig es sei, dass sich die Ukrainer bei der Stadt melden und registrieren lassen. Das sei wichtig, da es angesichts der Lage und der Kämpfe in der Ukraine weniger Vorlauf gibt und die Lage weniger kalkulierbar sei, führt Freya Söchtig aus.

Eine Anmeldung sei zudem erforderlich, damit die Menschen Hilfe und Unterstützung in Anspruch nehmen können. Und damit sei keineswegs rein finanzielle gemeint. In einer Mappe hat die Stadt alle wichtigsten Informationen für die Ankommenden zusammengefasst, auf Deutsch und auf Ukrainisch. Darin aufgeführt ist neben den Adressen von Ämtern auch eine Liste von Ärzten, Apotheken und Möglichkeiten zum Impfen. Darüber hinaus finden sich dort Corona-Testzentren, Einkaufsmöglichkeiten sowie Hinweise auf die Möglichkeiten für Bildung und Teilhabe, dazu der Kontakt zum Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge. Zudem werde derzeit mit den Sportvereinen über Angebote gesprochen, führt Suse Laue weiter aus. Ein Treffpunkt für Eltern mit Kindern im Kita-Alter ist ebenso in Arbeit wie Gespräche mit ukrainischen Lehrern, ob sie vielleicht hier unterrichten könnten. Und: Am 25. März öffnet das Flüchtlingscafé wieder seine Pforten.

Diese Welle der Hilfsbereitschaft könne aber nur bei den Menschen ankommen, wenn die Stadt einen Überblick behält, wer in Syke ist. Auch und gerade vor dem Hintergrund, dass niemand abschätzen kann, wie lange der Krieg noch dauert. "Im Moment sind wir sehr dankbar, dass so viele private Unterkünfte bereitgestellt werden", betont Suse Laue abermals. Doch wisse man nicht, wie lang die Menschen dort eventuell bleiben müssten. Daher sei damit zu rechnen, dass die private Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen nicht auf Dauer möglich ist. Um dann darauf vorbereitet zu sein, weitere Menschen unterzubringen, sei es hilfreich zu wissen, wie viele es denn tatsächlich sind. Auch vor dem Hintergrund, dass "wir nicht vergessen dürfen, dass die Ukrainer nicht die einzigen Flüchtlinge sind", wie Suse Laue sagt. Auch Afghanen, Syrer und Menschen aus afrikanischen Ländern finden weiterhin in Syke Zuflucht.

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