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Andrang im Syker Reparaturcafé / Ehrenamtliche bringen Kaffeemaschinen und Co. wieder auf Vordermann Vielen „Patienten“ kann geholfen werden

Syke. Es ist Sonnabend kurz nach Neun. Die ersten Kunden stehen bereits mit ihren „Patienten“ unterm Arm auf der Matte, während sich die Diplom-Ingenieure und Elektromeister noch ihren Arbeitsplatz herrichten.
13.04.2015, 00:00 Uhr
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Von Eckehard Schörken

Es ist Sonnabend kurz nach Neun. Die ersten Kunden stehen bereits mit ihren „Patienten“ unterm Arm auf der Matte, während sich die Diplom-Ingenieure und Elektromeister noch ihren Arbeitsplatz herrichten. Da werden beleuchtete Lupen, die unterschiedlichsten Messgeräte und elektrische Mini-Schraubendreher ausgebreitet und zahllose Steckdosen angeschlossen, denn ohne Saft geht nichts. So wie bei einem Kunden, der seinen defekten CD-Player mitgebracht hat, aber ohne das Spezialkabel, das noch zu Hause in der Musikanlage steckt. Er muss das fehlende Teil holen.

Seit September vergangenen Jahres gibt es in der Waldstraße 3 in Syke eine Reparaturstelle für Haushalts- und Küchenmaschinen, für Spielzeug und kleinere Holzmöbel, in der nach der Devise „Zum Wegwerfen zu schade“ gearbeitet wird. Und das Schöne daran ist: der Service im Reparaturcafé ist kostenlos. Die „Schrauber“, allesamt Experten für kniffelige Arbeiten, sind ehrenamtlich für die Syker Bürgerstiftung tätig.

„Was für ein Problem haben Sie mit Ihrem Eierkocher?“, fragt Gisela Kosch. Sie ist an diesem Vormittag für die Buchführung zuständig. Sie notiert die Macken der Geräte, bevor sich die Experten Friedrich Rauschenberger, Rüdiger Wald, Peter Bauer, Günter Dohrmann und Christian Rogge auf Fehlersuche gehen. „Und wenn wir das Gerät wieder in Gang gekriegt haben, dann darf sich der Kunde was aus der Büchse nehmen, die dort auf dem Tisch steht“, posaunt Christian Rogge über den Tisch. „Halt, das ist unsere Spendenbox!“, protestiert das Reparaturteam lachend. Man arbeite zwar unentgeltlich, aber für eine kleine Spende sei man stets dankbar.

Dieter Hübner aus Schnepke hat eine Kapsel-Maschine unter dem Arm, die zwar noch Kaffee brüht, aber dabei Wasser lässt. „Zwar nicht viel, aber wer möchte schon auf seinem Frühstückstisch eine Pfütze haben?“, lacht er. Christian Rogge nimmt den lütten Kaffeekocher unter die Lupe. Schnell ist die undichte Stelle geortet, aber eine Reparatur kann nur vom Hersteller ausgeführt werden, weil Teile miteinander verschweißt sind. „Letztlich bekomme ich zwar alles auseinander aber nicht zerstörungsfrei“, zuckt der Elektrofachmann die Schultern.

Gleich zwei defekte Kaffeemaschinen hat Ulrike Podscharly mit ins Reparaturcafé gebracht. Eine davon hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Ein paar Schrauben herausgedreht, die Seitenteile geöffnet, schon ist der Fehler lokalisiert. Der Ein-Aus-Schalter ist hinüber. „Gehen Sie zum Elektroladen Heusmann nebenan. Vielleicht hat der einen passenden dreipoligen Ersatzschalter“, rät der Experte und erklärt: „Wir haben mit den Syker Händlern vereinbart, dass in solchen Bagatellfällen die Leute Ersatzteile bei ihnen kaufen können“. Der Gang zu Heusmann hat sich gelohnt, ein Schalter wurde gefunden. Im Café eingebaut, funktioniert die Maschine wieder.

An Ort und Stelle konnte einer weiteren Frau geholfen werden, die eine moderne Dampfbügelstation als Reparaturfall meldet. Ihre Erklärung: „Das Gerät stößt unter merkwürdigen Geräuschen Dampf aus.“ Wasser eingefüllt, Stecker rein, und nach kurzer Aufheizzeit knarzt es in der Tat mächtig. „Das kommt von der Wasserpumpe“, stellt Friedrich Rauschenberger schnell fest.

Und ebenso rasch ist die Ursache gefunden. Der Tank war nicht mit dem nötigen Druck ins Gerät geschoben worden. Die Bügelstation ist in Ordnung. Mit „Vielen Dank für den Hinweis“ verabschiedet sich die Kundin erleichtert.

Es ist 11 Uhr. Auf dem Boden reihen sich noch zwei Aktenvernichter, eine weitere Bügelstation und ein Küchenradio, an dem sich die Sender nicht mehr einstellen lassen, aneinander. Noch eine Stunde, dann schließt die Reparaturstelle. „Ob wir das alles noch schaffen, weiß ich nicht. Vielleicht müssen wir Überstunden machen“, meint Rauschenberger. Die Besitzer der reparaturbedürftigen Geräte ließen es sich im Raum nebenan indessen bei Kaffee oder Tee gut gehen. Service total.

Das Team ist am Sonnabend, 9. Mai, von 9.30 bis 12 Uhr wieder im Einsatz.

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