Rolf Kurtz badete einst schon im Moorbad in Lahausen, als Weyhe noch kein eigenes Freibad hatte. "Das war ein kleiner See, aus dem man eine Badeanstalt gemacht hatte", erinnert er sich. Als diese geschlossen wurde, gab es vor Ort zwei oder drei Jahre keine richtige Möglichkeit, sich an heißen Sommertagen abzukühlen. Als dann die frisch zusammengeschlossene Gemeinde Weyhe ein Freibad bauen wollte, gab es prompt Pläne, auch eine Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zu gründen. Um die 20 Leute seien es bei der Gründungsversammlung gewesen, Rolf Kurtz wurde im Alter von 22 Jahren auf Anhieb als Technischer Leiter in den Vorstand gewählt. In diesem Jahr blickt die DLRG-Ortsgruppe auf ihr 50-jähriges Bestehen zurück. Der inzwischen 72-jährige Rolf Kurtz ist immer noch aktiv bei den Wasserrettern, genau wie viele andere langjährige Mitglieder.
Das Besondere an der Ortsgruppe sei ihre fast schon familiäre Struktur, sagt ihr erster Vorsitzender Achim Linka. "Jung und Alt arbeiten hier zusammen." Die Ortsgruppe stellt nicht nur den Wachdienst am Steller See in Stuhr sicher, einen Großteil der Arbeit macht zudem die Schwimmausbildung aus. Die Wachgängerinnen und -gänger sind außerdem an Nord- und Ostsee im Einsatz. Dann ist da noch die Kooperationsvereinbarung mit der Ortsfeuerwehr Dreye, dass die Ortsgruppe die Wasserrettung auf der Weser übernimmt. Auch bei größeren Einsätzen außerhalb der Gemeinde waren die Weyher in jüngster Vergangenheit vermehrt gefordert: so etwa 2006 in Hitzacker, 2013 in Lüchow-Dannenberg und 2015 im Flüchtlingscamp in Bad Fallingbostel.
Jugendarbeit ist großer Baustein
Großen Wert legt die Ortsgruppe auf die Jugendarbeit, sagt Achim Linka, der seit 2016 erster Vorsitzender ist. Ziel sei es, den Nachwuchs bereits früh an verantwortungsvolle Aufgaben heranzuführen. Grundsätzlich solle das Vereinsleben auch durch verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten attraktiv gestaltet werden. So bietet die DLRG Weyhe auch den Sanitätsdienst als Option an, genau wie Erste-Hilfe-Kurse oder die Funkausbildung. Vor zwei Jahren wurde dann das Jugendeinsatzteam für Zwölf- bis 14-Jährige gegründet, dem 16 Mitglieder angehören. "Sie werden auf das Einsatzwesen getrimmt", sagt Linka. Dagmar Sobotzki, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Ortsgruppe zuständig ist, ergänzt: "Damit die Jugendlichen herausfinden, was im Hintergrund noch so alles bei der DLRG möglich ist."
Laut Rolf Kurtz fehlt vor allem Nachwuchs in der Schwimmausbildung. "Es ist schwierig, dafür junge Leute zu finden." Die Sommerschwimmkurse, die eigentlich während der Corona-Jahre aus der Not heraus entstanden waren, hätten sich bewährt. "Der Kurs findet dreimal die Woche statt. Das macht richtig Spaß", sagt Rolf Kurtz. Seiner Erfahrung nach brauchen Kinder und Jugendliche heutzutage länger, um ihr Schwimmabzeichen zu absolvieren, als noch vor 20 Jahren. Es gebe zum Teil motorische Probleme. Auf eine Zahl ist die DLRG-Ortsgruppe aber besonders stolz: Im Laufe der vergangenen 50 Jahre wurden mehr als 15.000 Abzeichen abgenommen. Die Weyher Ortsgruppe ist mit rund 680 Mitgliedern auch die größte im Landkreis.
Vereinsheim statt Wachstation
Das Vereinsheim auf dem Freibadgelände war 2005 gebaut worden. Die Ortsgruppe hatte zuvor mit einer Wachstation am Wieltsee geliebäugelt, sollte dieser als Badesee ausgeschrieben werden. Wegen der Unklarheiten entschied sich die Gruppe aber für eine feste Bleibe am Freibad. Ohnehin war die Verknüpfung zur Badeanstalt stets gegeben, sagt Linka. So unterstützen die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer das Freibad-Team an Tagen mit besonders viel Andrang.
2004 gab es auch ein neues Boot für die Weyher, deren Fahrzeughalle direkt am Freibad angesiedelt ist. 2019 kam ein neuer Gerätewagen zum Fuhrpark dazu, der viel Rüstzeug für Einsätze beherbergt – vom Notstromaggregat bis zur Beleuchtung. "Der erste Wagen war ein reiner Mannschaftstransportwagen", sagt Linka. 2013 gab es für den Steller See ein neues Motorrettungsboot, das die Ortsgruppe vom Landesverband gekauft hatte. Stolz ist die Ortsgruppe darauf, die Anschaffungen stets selbst finanziert zu haben – mit der Unterstützung von Förderern und Sponsoren. Die DLRG-Mitglieder zahlen den Mitgliedsbeitrag und sind ehrenamtlich im Einsatz, sei es in der Schwimmausbildung oder beim Wachdienst am Gewässer.
Laufend Erwachsenen-Kurse
Die Schwimmkurse sind immer schnell belegt, seit vielen Jahren ist auch die Schwimmausbildung für Erwachsene ein Dauerbrenner, sagt Dagmar Sobotzki: "Es laufen durchgängig Kurse." Oft spiele Scham eine Rolle, weil das Schwimmen erst spät erlernt wird. "Man muss Vertrauen zu den Leuten aufbauen", weiß Achim Linka. Die Gruppen hätten aber vor allem auch viel Spaß.
Um Leben zu retten, waren die Wasserretter in den vergangenen 50 Jahren schon oft gefordert, ob auf Weser, Wieltsee oder Steller See. Auch am Land ist die Ortsgruppe des Öfteren im Einsatz, wenn auf dem Campingplatz am Steller See schnell Hilfe benötigt wird. Aber genauso gehöre auch der ein oder andere Hinweis am Beckenrand oder das Versorgen aufgeschürfter Knie oder von Insektenstichen dazu.
Das 50-jährige Bestehen der DLRG-Ortsgruppe, die im vergangenen Jahr auch zur Weyher Organisation des Jahres 2023 gekürt worden war, wird am Wochenende vom 20. bis 22. Juni gemeinsam mit dem Freibad-Jubiläum gefeiert. Am Freitag ist ein Empfang mit geladenen Gästen geplant, Sonnabend und Sonntag erwarte die Besucher ein großes Programm in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Weyhe, bei dem sich auch alle Vereine rund ums Freibad präsentieren werden.