Fast 50 Jahre gibt es mittlerweile den Ortsverein der Deutschen Lebens-Rettungs-Gemeinschaft (DLRG) in Weyhe. Knapp ebenso lang wie das Freibad in der Gemeinde. Für ihren Einsatz wurden die Ehrenamtlichen des Ortsvereins jetzt von der Gemeinde als Weyher Organisation des Jahres 2023 ausgezeichnet (wir berichteten). "Am 7. März 1975 wurde der Verein hier gegründet", weiß der erste Vorsitzende Achim Linka zu berichten. "Mit der Eröffnung des Freibades waren wir dort gleich zu Hause", fügt er hinzu. Seit 2004 ist Linka bei der DLRG in Weyhe. Vorher war er im Stuhrer Ortsverein. Insgesamt sei er seit 40 Jahren bei der DLRG, erzählt er. "Ich habe als Schwimmkind in Stuhr angefangen."
Aktuell hat der Ortsverein 658 Mitglieder, davon 70 Aktive, die in der DLRG mitarbeiten. "Vom Nichtschwimmer zum Schwimmer und vom Schwimmer zum Rettungsschwimmer", sei seit jeher das Motto des Vereins, so Linka. Darauf habe die ersten 25 Jahre auch der Fokus gelegen.
Inzwischen sei das Aufgabenspektrum aber gewachsen. "Wir unterstützen die Aufsicht im Freibad und bei Veranstaltungen der Gemeinde sind wir zugegen und stellen unsere Arbeit vor", nennt der Vorsitzende einige Beispiele. "Außerdem haben wir von der DLRG in Bremen 2008 den Steller See als Wachgebiet übernommen." Einige Kameraden seien darüber hinaus seit 2004 beim zentralen Wasserrettungsdienst an der Nord- und Ostsee aktiv.
Größter Bezirk in Deutschland
Auch die Organisation hat sich im Laufe der Jahre geändert: "Seit 2008 heißt unser Bezirk Oldenburger Münsterland." Dieser beherberge insgesamt 29 Ortsgruppen mit über 11.000 Mitgliedern und ist damit der größte Bezirk in Deutschland, berichtet Achim Linka stolz.
"Nach den Hochwassern im Jahr 2006 an der Elbe waren wir erstmals auch im Katastrophenschutz tätig", erzählt er außerdem. Auch 2013 beim Hochwasser im Bereich der Elbe waren Helfer aus Weyhe vor Ort. Beide Male reisten sieben Helfer aus der Gemeinde an, die eine Woche lang im Hochwassergebiet unterstützten. "Um Erfahrungen zu machen, wie eine solche Krise zu bewältigen ist, war es sehr intensiv und sehr interessant", resümiert Linka und gibt zu bedenken: "Für die Bevölkerung war das natürlich eine ganz andere Sichtweise." Nachts in der Kälte auf dem Deich zu stehen sei etwas anders, als eine solche Katastrophe vor dem Fernseher zu verfolgen, sagt er.
Auch weitere Einsatzaspekte sind im Laufe der Jahre hinzugekommen. "Wir bieten Sanitätsausbildungen an und bilden Fachkräfte wie Bootsführer, Funker und Katastrophenschutzhelfer aus", so Linka. In Weyhe werden zudem Rettungsschwimmer sowie Ersthelfer vor Ort ausgebildet. Wichtig sei dabei auch die Förderung des Nachwuchses, betont er. "Jugendliche werden über das Jugendeinsatzteam langsam an die Aufgaben herangeführt", erläutert er. Dafür werden entsprechende Lehrgänge angeboten.
Kooperation mit Feuerwehr
Eine offizielle Kooperation mit der Weyher Feuerwehr gibt es seit 2018. "Früher haben wir auch schon mit der Feuerwehr zusammengearbeitet", sagt Linka. Jetzt liege der Schwerpunkt auf der Wasserrettung gemeinsam mit der Dreyer Ortsfeuerwehr. "Es gibt immer mehr Aufgaben, aber nicht genug Personal", gibt der Vorsitzende zu bedenken. "Das Freizeitverhalten ist größer geworden." Der Bootsverkehr auf der Weser werde immer mehr. Deswegen gebe es seit sechs Jahren gemeinsame Einsätze und Übungen. Zwei Einsätze hat die DLRG in diesem Jahr bereits begleitet.
Ihr erstes Einsatzfahrzeug hat die Weyher DLRG im Jahr 2006 erhalten. "Das haben wir heute immer noch", erzählt Linka. Allerdings habe man nach diversen Einsätzen festgestellt, dass das Fahrzeug zu klein ist für das viele Material. Deswegen wurde 2019 ein sogenannter Gerätewagen Wasserrettung angeschafft. Finanziert wurde das Fahrzeug durch Zuschüsse, Spenden und Mitgliederbeiträge.
Als weiteren Höhepunkt in den vergangenen Jahren nennt Achim Linka den Ausbildungs- und Schulungsraum, der 2004 und 2005 mit Ausblick auf das Weyher Freibad gebaut wurde. "Dort bieten wir Erste-Hilfe-Kurse, Rettungsschwimmer-Ausbildungen, den Theorieteil für die Schwimmkurse der Kinder, Weiterbildungen für Schwimmmeister und verschiedene Veranstaltungen an", erzählt Linka. "Seit zwei Jahren bilden wir dort außerdem Bootsführer im privaten Bereich aus."
Auf eine große Veranstaltung blickt der Ortsverein im Jahr 2022 zurück. "2018 haben wir den Blaulichttag erstmals ins Visier genommen", sagt Linka. Dann kam die Corona-Pandemie und die Organisatoren der DLRG mussten zunächst eine Pause einlegen. Vier Jahre später konnte der Blaulichttag dann schließlich stattfinden. "Wir wollen es aber nicht jedes Jahr veranstalten, weil es eine große Belastung für die Ehrenamtlichen ist", betont Linka. So sei der nächste Blaulichttag für 2026 geplant.
Eine feste Konstante der DLRG ist die Anfängerschwimmausbildung. "So fing es an", erzählt der Vorsitzende. Über 14.000 Schwimmabzeichen habe der Ortsverein in fast fünf Jahrzehnten abgenommen. "Das machen wir alles ehrenamtlich", betont Linka. Nichtsdestotrotz beobachtet auch er, dass immer mehr junge Menschen nicht oder nicht sicher schwimmen können. "Viele sehen die Gefahr des Wassers nicht", warnt er. Das hänge auch damit zusammen, dass es immer weniger passende Angebote gebe, um schwimmen zu lernen, glaubt er. "Um sicher schwimmen zu können, braucht es seine Zeit", betont er. Aus diesem Grund habe die DLRG in den vergangenen beiden Jahren Schwimmabzeichen-Tage angeboten, erzählt er. "So können wir mehr Plätze in den Kursen anbieten." Auch das Bädersterben trage dazu bei, dass weniger Menschen das Schwimmen lernen. Aber: "In Weyhe stehen wir mit zwei Bädern sehr gut da", sagt Linka, der auch eine positive Entwicklung in der Gemeinde beobachtet hat: "Es kommen wieder mehr Eltern mit ihren Kindern ins Freibad und üben dort das Schwimmen mit ihnen."
Derzeit stecken die Mitglieder der DLRG mitten in den Vorbereitungen für das 50-jährige Jubiläum im kommenden Jahr. Die Feierlichkeiten sollen dann gemeinsam mit denen des Freibades stattfinden, so Linka. Vorgesehen dafür ist das Wochenende vom 20. bis zum 22. Juni.