Schon mehr als deutlich sichtbar ist inzwischen das Verteilzentrum des Paketdienstleisters Hermes. Der Rohbau steht bereits und angesichts des Baufortschritts ließe sich vermuten, dass der Betriebsstart in nicht mehr allzu ferner Zukunft liegt. Das Unternehmen aber bleibt bei seinem Zeitplan: Losgehen soll es wie gehabt im Oktober 2020. Sudweyhe wird neuer Standort für Hermes, in Delmenhorst wird dafür ein Depot geschlossen. Ein Teil der Arbeitsplätze wird damit von dort in die Wesergemeinde verlegt.
Die Modernisierung des Depots in der Stadt an der Delme lohnt sich nicht, sagt Hermes-Sprecher Sebastian Kaltofen. Die Technik dort sei überholt. Sie auf den neuesten Stand zu bringen, zeigte sich als weniger wirtschaftlich als der komplette Neubau – nun also in Sudweyhe. Was die Arbeitsplätze angeht, so gehe das Unternehmen mit einer Mischkalkulation vor. Die 50 in Delmenhorst angestellten Mitarbeiter sollen künftig am neuen Standort nahe der Rieder Straße tätig sein. Darüber hinaus entstehen 50 neue Stellen vor Ort – macht insgesamt 100 auf dem Gelände der früheren Ziegelei Wehrmann angesiedelten Arbeitsplätze. Hinzu kommt: Perspektivisch sollen mehr eigene Fahrer über Hermes angestellt werden, sagte Kaltofen weiter.
Als einen „super großen Pluspunkt“ bezeichnete Ingrid Söfty (CDU), 2. stellvertretende Bürgermeisterin, die Tatsache der demnächst auf dem 2,3 Hektar großen Grundstück (mit einer Nutzfläche von 5500 Quadratmetern) angesiedelten Arbeitsplätze und berichtete in ihrer Ansprache obendrein von einer Biogasanlage in unmittelbarer Nachbarschaft zum Verteilzentrum. Die von privater Hand betriebene Anlage beliefert das Verteilzentrum mit Fernwärme, und das bereits jetzt während der Zeit der Bauarbeiten, sagte Kaltofen auf Nachfrage.
Auch darüber hinaus will Hermes in Richtung Nachhaltigkeit steuern – Stichwort Elektromobilität. Darauf wolle Hermes „konsequent“ setzen, sagte Marco Schlüter, Geschäftsführer Operations. Der Paketdienstleister tut sich zu diesem Zweck mit Mercedes Benz zusammen mit dem Ergebnis, eine elektrisch betriebene Fahrzeugflotte mit 1500 Transportern aufzubauen. Diese sollen zunächst in Ballungszentren und Großstädten eingesetzt werden. In Weyhe will Hermes mit zehn E-Autos an den Start gehen. „Wir werden den Großteil der Bremer Innenstadt emissonsfrei beliefern“, sagte Schlüter. Von dem Neubau aus sollen täglich mehr als 50 000 Sendungen verarbeitet werden – mit Aussicht auf ein Mehr bei diesem Kontingent. Der neue Standort sei „dringend nötig“, denn der Online-Handel wachse weiter. Schlüter spricht von 3,2 Milliarden Paketen pro Jahr bis 2025 und damit verdoppele sich die Zahl im Vergleich zu 2018.
Investitionen im zweistelligen Millionenbereich
Hermes investiert in Sudweyhe gemeinsam mit dem Bremer Unternehmen Peper & Söhne Projekt GmbH, die wiederum mit der Goldbeck Nord GmbH kooperiert. Hermes und Peper legen jeweils einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag an. Hermes wird Mieter des Objekts, Eigentümer von Grund und Gebäude ist Peper. Mit dem Grundstück verlief es "alles andere als einfach", sagte Geschäftsführer Christoph Peper und das liegt "in der Historie des Grundstücks begründet". Denn: "Es war keine grüne Wiese, die fertig erschlossen lag". Das Gelände habe tief gelegen, das Grundwasser stand hoch, ein Graben musste verlegt werden. Letztlich musste eine Menge Sand aufgefahren werden.
In Betrieb gehen soll das Verteilzentrum im Oktober des kommenden Jahres. Vorab soll eine vierwöchige Testphase eingeschoben werden, sagte Kaltofen. Besonders aufwendig seien die Technik und die Anlagen wie Laufbänder, die in der Halle installiert werden müssten. Der Zeitplan sei daher realistisch, auch wenn die Optik einen anderen Eindruck vermuten lasse.