Syke/Weyhe. Pisa, Cooper, Vokabeln – fiel früher das Wort Test, begann das Zittern. Freuen sich in Zeiten von Homeschooling viele Schüler sicher, dass sie einen Bogen um Tests machen können, konnten es bundesweit viele Erwachsene am Sonnabend gar nicht erwarten, einen in die Hand zu bekommen. Die Rede ist von den Corona-Selbsttests, die die Discounter-Kette Aldi bundesweit verkaufte – und damit selbst der Bundesregierung voraus war. Die Aussicht auf einen Tropfen Gewissheit sorgte für den entsprechenden Andrang, schon kurz nach Ladenöffnung waren alle Bestände in den Filialen in Syke und Erichshof vergriffen.
Die Verkäuferin der Syker Filiale am Hachepark lächelt belustigt, als sie nach den Tests gefragt wird und schaut auf ihre Armbanduhr. 8.15 Uhr zeigen die Zeiger zu diesem Zeitpunkt. „Das war um kurz nach sieben schon alles erledigt.“ Fünf Test-Kits im Paket für etwa 25 Euro, für viele ein Grund, auch am Sonnabend den Wecker zu stellen. Die Beweggründe sind dabei vielseitig. „Ich habe meine Mutter schon länger nicht mehr besucht, weil ich durch meinen Beruf viel mit Menschen zu tun habe“, erzählt eine Kundin, die kein Risiko eingehen möchte. Durch den Test könne sie vor einem Besuch ihrer Mutter auf Nummer sicher gehen. Ein anderer Kunde wiederum ist Unternehmer. „Wir möchten unsere Kunden natürlich keiner Gefahr aussetzen. Mit den Sets können wir unsere Mitarbeiter einmal testen.“
Man sollte meinen, dass jetzt das Zeitalter der Corona-Gewissheit anbricht. Doch wer einen Test ergattern konnte, hält damit nicht unbedingt einen Heilsbringer in der Hand, wie Ärzte betonen. Im Gegensatz zu einem PCR-Test reagieren die jetzt verkauften Antigen-Tests erst, wenn die Infektion schon fortgeschritten ist und sich in Nase und Rachen eine erhöhte Anzahl von Viren befinden. Man spricht hier von einer erhöhten Viruslast. Des Weiteren ist das Testergebnis eben nur so vertrauenswürdig wie sein Anwender diszipliniert.
Auch Zweifel an Sinn der Tests
Verhalten sind die Stimmen derjenigen, die sich am Sonnabendmorgen nicht in die Discounter-Schlangen eingereiht haben. Noch am Vormittag ist der Verkauf der Selbsttests das Gesprächsthema in den Marktgängen gewesen. Im Gespräch mit einer Kundin findet ein Mitarbeiter: „Ich sehe in diesen Selbsttests keinen Sinn. Wenn ich mich krank fühle, muss ich sowieso zum Arzt.“ Auch andere Kunden fachsimpeln über die Aussagekraft der Selbsttests. „Für ein Ergebnis, das dir zur jetzigen Zeit lediglich persönliche Gewissheit bringt, aber im Alltag keine Rechtssicherheit verspricht, ist das viel zu teuer“, hört man aus einer anderen Ecke.
Wer leer ausgegangen ist, muss sich aber nur bedingt ärgern. Schon jetzt kündigten die Supermärkte Rewe und Edeka an, ebenfalls mit Tests nachzuziehen. Die Drogerie-Ketten DM und Rossmann wollen sogar schon in dieser Woche Platz in den Regalen für Antigen-Tests schaffen. Von welchem Hersteller die Tests kommen, ist noch nicht klar.
Wer im Marken-Dschungel nicht den Überblick verlieren und seine Investition absichern möchte, kann vorher der Internetseite des Paul-Ehrlich-Instituts einen Besuch abstatten (www.pei.de). Dort finden Verbraucher eine Liste mit vertrauenswürdigen Tests, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erstellt wurde.