Weyhe. Er sei die personifizierte Geschichte der Gemeinde Weyhe, heißt es auf der Internetseite der Gemeinde. Allerdings geht das Interesse von Wilfried Meyer doch weit über die Grenzen des Ortes hinaus, nicht zuletzt bestens erkennbar an seinen vielen Büchern. Auf die Frage nach der Anzahl muss der Hobbyhistoriker erstmal selbst nachzählen: „Zu den 13 eigenen Büchern kommen ja auch die, bei denen ich mitgewirkt habe wie beispielsweise für das Kreismuseum und außerdem unzählige Orts- und Vereinschroniken.“ Dabei hat der gebürtige Weyher ein immenses Wissen über die hiesigen Ortsteile angesammelt, aber auch über die Eisenbahn, die hier einen wichtigen Standort gehabt hatte. Außerdem auch über Vereine, Natur, Landschaft oder auch Landwirtschaft im Landkreis Diepholz, um nur einiges zu nennen.
„Anfangen hat alles mit dem Fotografieren und meiner Leidenschaft für alte Fotos“, sagt der ehrenamtliche Gemeindearchivar. Und das schon 1956, später auch immer mal gern aus der Luft bei Rundflügen, zu denen ihn ein Freund mitnimmt. Vor nunmehr gut über 60 Jahren hatte er sich im Anker-Filmclub engagiert, in dem auch sein Mitschüler Karl Dall kurzzeitig mitmachte. „Natürlich habe ich mir dann eine eigene Dunkelkammer zugelegt. Meine erste Aufnahme zum Thema Wildfotografie, die 1958 in der Zeitung abgedruckt wurde, war ‚Schwarzes Reh im Jeebel‘“, erinnert er sich schmunzelnd. Aufgenommen hat er das Tier mit einer Braun Super Paxette mit Wechselobjektiv.
Rund 30.000 historische Fotos im Fundus
Historische Fotos befinden sich mittlerweile rund 30.000 in seinem privaten Archiv, auf das sein Mitstreiter, der hauptamtliche Gemeindearchivar Hermann Greve, ebenfalls Zugriff hat. Ein wertvoller Fundus, auch als Quelle, wenn er seine Bücher selbst gestaltet. Schließlich, so Meyer, befasse er sich meist mit dem Wandel zwischen damals und heute – ob nun Veränderungen in Bezug auf Straßen, Gebäude, Natur und Landschaften oder auf industrielle Entwicklungen. „Mein Berufswunsch war immer Maschinenbauingenieur. Dazu musste man vorher Schlosser lernen und das habe ich dann in Sebaldsbrück im Ausbesserungswerk bei der Eisenbahn“, blickt der 82-Jährige zurück. Es sei nicht so einfach gewesen, daran anschließend an einen Platz für besagtes Ingenieurstudium zu kommen.
Dazwischen kam das Angebot einer Ausbildung bei der Bremer Polizei, wo er bis zur Pensionierung 2002 geblieben ist. Immer schon hieß er im Bekannten- und Kollegenkreis „Medien-Meyer“, vorwiegend wegen der Fotografie und dann später der Filmerei. Das konnte er seit 1977 sowohl in seinem Dienst am Lehrrevier der Landespolizeischule bestens verwenden, gleichfalls beim Aufbau des Bildarchivs der Gemeinde, „wobei mir anfangs Heinz-Hermann Böttcher von der Kreisbildstelle große Unterstützung leistete“.
Sein Engagement bei der Gründung des Gemeindekulturrings, die Restaurierung des Lahauser Spiekers und der Sudweyher Wassermühle seien laut Gemeinde untrennbar mit seinem Namen verbunden. Als vor 43 Jahren sein erstes Buch zur Ortsentwicklung „Weyhe im Wandel der Zeit“ erschien, wurde zeitgleich das Magazin "Geo" auf ihn aufmerksam.
Zuvor hatte er schon bei hiesigen Zeitungen wie dem WESER-KURIER allwöchentliche Serienartikel über das Thema geschrieben, immer mit passenden Hintergrundfotos bebildert. Das "Geo"-Magazin hatte parallel das Reihen-Projekt „Wandel eines deutschen Dorfes“ im Auge, für den ersten Teil lieferte Meyer nur Fotos und Informationen über Weyhe. „Selbst den Text zu schreiben für rund 30 Seiten Dokumentation war mir zu viel und zu heikel, da ich ja an meinem Buch arbeitete.“ Im November 1981 erschien das Exemplar: „Das war hier ein Politikum und sofort vergriffen.“ Keine vier Wochen später brachte er sein Buch auf den Markt, das ebenfalls schnell ausverkauft war. Mittlerweile gibt es vier Auflagen mit den vielen Veränderungen über die Jahre und immer neuen Fotos.
Vom Wandel der Zeit ist selbstredend gleichfalls sein Metier als Buchautor und Herausgeber betroffen. Wilfried Meyer hat den großen Wandel vom Klebeumbruch zur digitalen Verarbeitung erlebt. „Über viele, auch negative Erfahrungen in Sachen Buchherstellung bin ich dazu gekommen, alles selbst zu machen. Wenn ich könnte, würde ich auch selbst drucken.“
Seinerzeit, 1980, habe er alles mit der Schreibmaschine verfasst und die Originalfotos dazu geliefert. Dann gab es große Din-A1-Druckfahnen für die Korrekturen. „Das war alles ein zeitaufwendiges, fehleranfälliges Verfahren.“ Aber immerhin sei es für ihn eine Wissensbereicherung mit dem Live-Einblick in ein für ihn völlig fremdes Berufsfeld gewesen. Heute gehe er für ein Buch nur noch mit einem USB-Stick zur Druckerei.
So will er es mit seinem nächsten Buch gleichfalls handhaben: „Weyhe im Wandel der Zeit – Band 5“. Das hatte der viel beschäftigte Autor schon im vergangenen Herbst angedacht. Seine Idee hat nun Formen angenommen: „Die geplanten Schwerpunkte sind zum Thema '50 Jahre Weyhe', '150 Jahre Eisenbahn' und des Weiteren ein Thema, das ich schon länger verfolgt habe, nämlich die verschwundenen Tante-Emma-Läden.“
Außerdem ist ein Teil – durchaus wie immer – zu allen Ortsteilen vorgesehen. „Diese neue Ausgabe wird noch in diesem Jahr erscheinen, wenn alles klappt, dann im Spätsommer.“